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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

29 Juli 2015

Von Konstanz nach Stein

Heute haben wir wieder einmal das Land gewechselt und sind wieder einmal in der Schweiz. Aber vorher noch schnell mit Essen eindecken, bevor es teuer wird...

Die höllische Hitze der ersten Tage hat jetzt erstmal aufgehört.
Der Radweg führt am Südufer des Untersees bzw. Rheins entlang, meistens hinter der Straße und den Bahnschienen, aber noch in Sichtweite des Sees. Manchmal aber auch direkt am See. Ein guter Anlass für eine Pause, um Kaulquappen zu fischen, Entenbabys zu jagen und den Seglern auf dem stürmischen Wasser zuzugucken.

Manchmal stießen wir auf skurrile Hindernisse wie diesen Feld-Rasensprenger, der auch noch den Radweg mitbewässert.

Nach knapp 30 Kilometer ist der See wieder so schmal, dass man ihn einfach nur Rhein nennt. Wir haben ihn überquert und sind im sagenhaften Stein am Rhein gelandet. Dieses Städtchen steht im Ruf, sehr hübsch und alt zu sein.

Viele Häuser haben Fachwerkbalken und sind mit Bildern von mittelalterlichen Szenen bepinselt. Überall laufen kleine Reisegruppen mit englisch sprechenden Stadtführern herum, die die Bilder erklären.

Zum Beispiel sahen wir auf der Fassade der Metzgerei zum Pelikan das gruselige Bild eines Pelikans, der sich selbst mit dem Schnabel in den Hals sticht und seine Kinder sein Blut trinken lässt. In Wirklichkeit geben Pelikane ihren Jungen nur eine rötliche Fettflüssigkeit zu trinken, aber im Mittelalter wusste man das nicht so genau. Der sich aufopfernde Pelikan wurde als religiöses Vorbild genommen und deshalb an die Hauswand gemalt. So etwas in der Art habe ich zumindest von einem vorbeikommenden Stadtführer gehört.

Außerdem tummeln sich auf dem Marktplatz viele Fahrradfamilien - wie wir.

Ein paar Straßen hinter dem Ortskern liegt unsere Unterkunft BNB Keller. Wie der Stadtkern ist auch die überdurchschnittlich schön gestaltet und steckt voller Spielzeug und Überraschungen. (Zum Beispiel leuchten die Wasserhähne!)

28 Juli 2015

Von Kesswil nach Konstanz

Von Kesswil aus ist es auf dem gelben Bodensee-Radweg nicht mehr weit bis zu einer Doppelstadt. (Irgendwie schreibe ich so was ständig. Wir übernachten eben ziemlich oft kurz vor größeren Städten. Aber diesmal schlafen wir auch mitten in der Stadt.) Der Schweizer Teil der Stadt heißt Kreuzlingen.
In Kreuzlingen gibt es ein Freibad mit einer treppenstufenartigen Wasserrutsche, einen riesigen Spielplatz und einen Hafen voller Flaggen.

Mitten in der Stadt liegen viele Grenzübergänge. Im Fernbus stößt man auf komplexe Anlagen, wo jeder Personalausweis einzeln gescannt und am Bildschirm vergrößert wird. Mit dem Fahrrad mussten wir da zum Glück nicht durch, wir wurden lediglich von einem Schild behelligt, welches sagte: Hey, bitte nicht hier durch, wenn es Nacht ist oder Sie zollpflichtige... oh, sie sind schon weg.

Jenseits der Grenze heißt die Stadt dann Konstanz. Das ist bis jetzt der größte Ort auf unserer Rheinradtour. Nach etwa einer Woche in drei verschiedenen Ländern sind wir nun also wieder in Deutschland, wenn auch nur vorübergehend.

Die Stadt ist voller alter Häuser und ziemlich lebendig. Wir erblickten in jeder Straße Eisdielen, gute und weniger gute Straßenmusiker, kleine öffentliche Trinkwasserbrunnen und manchmal auch größere Brunnen.

Die Hafeneinfahrt mit der Imperia-Statue (links) ist ziemlich bekannt.

Vor dem Naturmuseum kann man auf Steinplatten vom Seegrund nach Fossilien suchen (obwohl manche Kinder wohl auch das Steinezerkloppen an sich interessant genug finden).
Jahre später wollten wir von einer mitgenommenen Steinplatte ein dünnes Stück absägen, um es ins Fotoalbum zu kleben. Kurze Zeit später roch es im ganzen Haus extrem verbrannt. Es handelte sich offenbar um Kohle. Auch nach Jahren ist diese Radtour noch für eine Überraschung gut.

Im Hus-Haus hat angeblich der Kirchenkritiker Jan Hus übernachtet, bevor er (auch in Konstanz) vom Konzil der Kirche verurteilt und verbrannt wurde. Das Museum darin ist für Kinder nicht so spannend, es sei denn, sie lesen gerne viele lange klein gedruckte Texte.

Dann gibt es da noch das Münster unserer lieben Frau, eine frühere Bischofskirche.

Wie bei den Kaholiken üblich, ist die "liebe Frau" natürlich die Jungfrau Maria.

Nördlich von Konstanz liegt auch die Blumeninsel Mainau, die schon seit über einem Jahrhundert mit Pflanzen (und ein paar Tieren) aller Art beackert wird. Man parkt ein, bezahlt den happigen Eintritt, geht über eine kurze Brücke und ist da.

Zu sehen gibt es Trompetenpflanzen (die gibts auch als Droge... aber nicht unbedingt auf Mainau), Kakteen, fleischfressende Pflanzen, Schmetterlinge, Kakadus, Ponys, Hochzeitspaare, viele verschleierte Frauen, Mammutbäume,...

...wilde Floßfahrten auf dem Spielplatz, bei denen ein Kind schon mal nass werden kann (natürlich nur, weil ein anderes sehr böses Kind es reingeschubst hat), pädagogische Spielplätze mit einem Raum der Stille, in dem Kinder die Stille auf sich wirken lassen (das findet vielleicht nicht ganz so viel Anklang wie die Floßfahrt)...

... und dekorative Schlösser. (Naja, eigentlich ist alles auf der Insel dekorativ.)
Geöffnet ist die Insel von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Jetzt, Ende Juli, öffnet sie also schon vor sechs Uhr morgens - ein Tipp für echte Frühaufsteher (die wir nicht sind).

Zurück im Zentrum von Konstanz: Wir übernachten im Hotel Barbarossa, einem gemütlichen Labyrinth aus schmalen Fluren und Treppen.

Der Hauptteil des Bodensees (Obersee) teilt sich im Westen in zwei schmalere Seen, den Überlinger See und Untersee. Mit etwas Fantasie sieht der See ein bisschen wie ein Fisch mit Schwanzflosse aus.
Konstanz liegt am Übergang zum Untersee.
Früher war das Wasser hier breiter, aber die Stadt hat das Wasser immer weiter zurückgedrängt. Heute wird das Wasser so schmal, dass es in der Landkarte wieder Rhein heißt - Seerhein, um genau zu sein. Dort beginnt die Kilometrierung des Rheins bei Kilometer Null. Der Seerhein ist zwar nur vier Kilometer lang, aber er gilt ganz offiziell als geographischer Abschnitt des Rheins, wie der Ober- oder Niederrhein, die hunderte Kilometer lang sind. Auf dem Rheinradweg bekommt man den Seerhein nicht zu sehen. Die Strecke in Konstanz verläuft woanders, und wenig später fließt der Seerhein schon in den nächsten See rein.

27 Juli 2015

Von Höchst nach Kesswil

Nach zehn Minuten Fahrt vom Gasthaus Hecht waren wir schon wieder an einer Grenze, und zwar wieder einmal an einer in die Schweiz. Sie besteht aus einer Holzbrücke über den Alten Rhein. Der Alte Rhein ist ein grüner, sumpfiger, träger Fluss.

Diese Gegend ist das sogenannte Rheindelta. "Delta" ist allerdings etwas übertrieben, der Fluss teilt sich ja nur in zwei Teile, und der Alte Rhein ist nicht einmal mehr mit dem begradigten Neuen Rhein verbunden, nur mit einem kleinen Kanal. Ein paar Kilometer weiter hat der Alte Rhein dann seine Mündung. Man könnte auch sagen, der Rhein verbreitert sich, und zwar so sehr, dass die breite Stelle als See bezeichnet wird.

Als Bodensee, um genau zu sein. Der größte See Deutschlands, voller Wasserpflanzen, kleiner grauer Fische und Freibäder.
Das Freibad in Rorschach hat eine Bodenseeilbahn, von der wir uns ins Wasser stürzen konnten. Wenn man nett ist, paddelt man dann mit dem Seil ans Ufer und gibt es dem nächsten. Wenn nicht, muss der sich das selber holen.

Manchmal ist der See öde grau, manchmal aber auch strahlend blau. Dann kann man den Bodenseeboden sehen.

In Speck gibt es eine Hundertwasser-Markthalle...

...und auch Hobbits haben sich hier schon angesiedelt.

Als Radfahrer kann man hier Parkplatzprobleme bekommen.

Es wurde immer heißer. Uns blieb also gar keine andere Wahl, als ins nächste Freibad mit Seezugang auszuweichen, nämlich in Romanshorn. Selbst die Whirlpools waren da eiskalt. Ah, tut das gut! Obwohl, brr, so kalt muss das nun auch wieder nicht sein.

Der gelbe Radweg am Südufer führt teilweise durch kleine Straßen mit Ferienhäusern und Strandpromenaden. Der Bodensee erschien uns teilweise ein wenig zu spießig und abgezäunt. Oft sind wir auch neben Gleisen und Schnellstraßen gefahren, die sich am Ufer drängen. Die Regionalzüge sind hier so schnell, dass sie sogar die Sportwagen nebenan locker überholen.
Überall gibt es klar markierte Fahrradstreifen, auf denen hilfreiche Botschaften wie "Achtung, Ausfahrt!" stehen. Die Eltern waren beleidigt, dass die Radfahrer nicht so oft ans Wasser dürfen wie die Fußgänger.

Unser nächstes Ziel war der kleine Ort Kesswil. Dort wollten wir eigentlich drei Nächte bleiben und als Höhepunkt der Radtour etwas Bodensee-Urlaub machen. Jedoch wurde daraus letztendlich der Tiefpunkt der Rheinradtour: Die Unterkunft war nicht so der Bringer und einige von uns wurden richtig krank. Den ersten Bodensee-Tag verbrachte ich vollständig im Bett, dann wurde es langsam besser.
Wir überlegten zwischendurch, die Tour abzubrechen, flohen dann aber doch lieber einen Tag früher von jenem unglückseligen Ort in ein Hotel in Konstanz.
Unsere plausibelste Theorie zum Krankheitsausbruch lautet folgendermaßen:

Quellwasser fließt aus den Bergen,
bringt Erfrischung und Verderben.
Trinkst du es, mach dich bereit
für Kopfschmerz, Durchfall, Übelkeit!

25 Juli 2015

Von Triesen nach Höchst

Am nächsten Morgen fühlte ich mich etwas flau im Magen und konnte nicht viel frühstücken. Doch als wir losfuhren, verflog das Gefühl wieder und ich dachte nicht weiter darüber nach.
Triesen geht mehr oder weniger direkt in Vaduz, Liechtensteins Hauptstadt, über. Ohne groß auf die Karte gucken zu müssen, sind wir direkt im Zentrum voller fürstlicher Gebäude gelandet.

Vaduz besteht aus (sehr) moderner Kunst und karamellfarbenen Pflastersteinen.

Hoch oben auf dem Berg thront das Schloss. Da sind wir nicht auch noch hochgeradelt.

Wer sich auch einmal fürstlich fühlen will, kann sich auf diesen Thron setzen - so wie diese Fürstin mit Fahrradhelm.

Die Liechtensteiner haben anscheinend sehr schlimme demographische Probleme - ein Zweijähriger auf einem Laufrad ist dort eine echte Sensation und wird ständig fotografiert.
Mein Gesamteindruck von Liechtenstein: eine Art Schweiz hoch zwei - noch teurer, noch sauberer, noch kleiner... aber dafür versteht man die Leute etwas besser.
In der Nähe der österreichischen Grenze haben wir endlich einen Platz zum Kochen gefunden - wahrscheinlich hat jemand vergessen, das Verbotsschild aufzustellen.

Spektakuläre Berge im Blick, aber ganz komfortabel ohne Steigungen daherradeln - das ist wirklich etwas Besonderes.

Ein Großteil der 40 Kilometer hinter Vaduz besteht wieder aus den optimalen Deichradwegen. Außerdem war es zur Abwechslung mal bedeckt statt brütend heiß, sodass uns der Abend auch endlich mal nicht mit einem Gewitter beglückt hat. Und der Gegenwind hielt sich auch in Grenzen - insgesamt super Fahrbedingungen.
Der Radweg führt immer mal wieder unter Brücken durch. Diese Brücken bieten mehr oder weniger besetzte Grenzhäuschen und Tropfsteine im Anfangsstadium.

Die Sache mit den Grenzen ist ein bisschen kompliziert. Zuerst ist der Rhein die Grenze zwischen der Schweiz und Liechtenstein, wir sind am rechten Ufer, also in Liechtenstein, gefahren. Dann kommt rechts Österreich und löst Liechtenstein ab. Nachdem wir fünf Minuten in Österreich gefahren sind, haben wir die Seiten gewechselt und waren wieder in der Schweiz, denn auf der Österreich-Seite macht der Radweg einen großen Schlenker, den wir uns ersparen wollten.
Manche Brücken müssen nicht mal mit Grenzhäuschen überwacht werden.

Kurz vor der nächsten Grenze sind wir im fast leeren Freibad von St. Margrethen geschwommen. So spät abends gab es keine Badeaufsicht mehr, aber wir durften noch für eine Stunde kostenlos rein. Merkwürdigerweise ist der Natursee nebenan wärmer als das künstliche Becken.

Schließlich beginnt links vom breiten Neuen Rhein der schmalere Alte Rhein und ist ab sofort die Grenze.
Wieder ein Grenzübertritt, und wir befanden uns nochmal in Österreich. Und das waren dann genug Grenzen für einen Tag. Vor allem, weil eine Übernachtung in Österreich auch ökonomisch klug ist. Außerdem sind die Österreicher sehr freundlich und hetzen für eine (anscheinend) verirrte Touristenfamilie schon mal mit drei Kindern quer über die Straße ("Wo wolle Schie hin? Wo wolle Schie hin?"), während die Schweizer eher belehrend sind ("Woas stehd denn auf dem Schild doa?").
Die Kleinstadt Höchst besteht aus grünen Dämmen mit Radwegen und netten Fachwerk-Gasthäusern. Dort hat uns die Nacht über keine einzige Bremse, Mücke oder Wespe belästigt - trotz offenem Fenster!
Leider ist Österreich morgen wieder zu Ende.

22 Juli 2015

Von Felsberg nach Triesen

Kurz hinter Felsberg liegt Chur, die älteste Stadt der Schweiz. In größere Städte reinzufahren ist bei Radtouren immer ziemlich unangenehm, da gibts kaum schöne Radwege. Wenn man aber erstmal in der Fußgängerzone mitten in der Altstadt ist, kann man Eis essen, Postkarten kaufen und einstecken, an Umfragen zur Wegqualität im Umland teilnehemen oder (wenn einem gar nichts Besseres einfällt) Kirche und Schloss besichtigen.

Chur zwar nicht groß, aber schön. Es besteht aus alten Häusern und Schweizer Flaggen.

Auf der folgenden Strecke führt der offizielle Radweg weitab vom Rhein durch kleine Dörfer, darunter das Heidi-Dorf Maienfeld. Als Variante gibt es asphaltierte Radwege und Landstraßen direkt am Wasser. Wir bevorzugen die Variante am Fluss, inzwischen kennen wir genug Schweizer Bergdörfer. Statt Steigungen hat uns der Föhnwind etwas gebremst. Und es war immer noch sehr heiß, laut den Schweizern der heißeste Juli seit langem.

An einigen Orten mussten wir den Weg zwischen Bahnhofsunterführungen, Autobahn- und Eisenbahnbrücken suchen und erstmal eine Stunde umherirren.

In Bad Ragaz haben wir im pingelig sauberen Freibad mit Sprungbrettern und Breitrutsche pausiert.
Bisher hat es fast jeden Tag, den wir in der Schweiz verbracht haben, geregnet oder gewittert, aber erst, nachdem wir schon am Ziel waren. Heute haben sich schon beim Baden immer mehr Wolken aufgebaut und die Becken geleert.

Irgendwann haben auch wir da einen Zusammenhang erkannt und sind weitergefahren. Die letzten Kilometer bis ins Fürstentum Liechtenstein waren eigentlich genau das, was wir unter einem optimalen Radweg verstehen: Asphaltierter autofreier Radweg auf dem Deich, auf der einen Seite Wälder und Ortschaften, auf der anderen Seite der Fluss. Und weil wir auch noch das Gewitter im Nacken hatten, haben wir da wohl alle unseren eigenen bisherigen Geschwindigkeitsrekord dieser Tour aufgestellt.
Eine Brücke ans rechte Flussufer war unser Grenzübergang nach Liechtenstein. Das ist ein Staat, der zwar sehr klein ist, aber trotzdem aus mehreren Ortschaften besteht und deshalb etwas mehr als ein Stadtstaat ist - quasi das Saarland Europas. Außerdem handelt es sich um eine Steueroase und um eines der wenigen Länder, das noch teuerer als die Schweiz ist. Weil Liechtenstein mit der Schweiz sehr dicke ist, sieht die Grenze sogar noch unauffälliger als die inneren EU-Grenzen aus.

Die Strecke nach Triesen haben wir zwar noch locker vorm Gewitterausbruch geschafft, aber das Hotel zu finden war ziemlich schwierig. Auch wenn uns das Gewitter an sich verfehlt hat, bekam doch jeder etwas Regen ab. Triesen hat jedenfalls definitiv zu steile Straßen und zu wenig Schilder. Durch die langgestreckte Stadt mussten wir auf und ab, auf engen Straßen an den Bergen entlang. Links ging es immer steil runter und rechts steil hoch - wir mussten entweder geradeaus oder halt nach rechts.
Zum Glück gibt es immer zwei gute Motivationen, um weiterzufahren: WLAN und Fernsehen. Vor allem, wenn die Eltern im Zimmer nebenan nicht mitbekommen, was die Tochter für einen gruseligen Krimi guckt.

Von Valendas nach Felsberg

Ab jetzt fahren wir wieder nach dem Prinzip einer klassischen Radtour: Wir radeln von einem Ort zum nächsten und übernachten jede Nacht am Zielort.
Der zweite Radfahrtag war genauso schwer und steil wie der erste. Aber immerhin war die Strecke mit 24 Kilometern etwas kürzer. Und die verfluchten Kieswege gab es auch nicht mehr, nur noch steile Straßen...

...mit Baustellen und Blick auf Bergbauanlagen.

Hier gibt es ein Dorf mit dem passenden Namen Carrera, denn die verschlungenen, steilen Straßen haben tatsächlich Ähnlichkeit mit diesen Carrera-Spielzeug-Autorennbahnen.

In Versam kann man drei Kilometer zu einer Rheinschlucht namens Ruinaulta hinuntersausen und sich dann dieselbe Strecke wieder hochquälen - ein Umweg, denn wiederum nur ich auf mich genommen habe. Auf halber Strecke hatte ich dabei schon einen tollen Blick auf besagte Schlucht mit reißendem Wasser, steilen Klippen und falschherum treibenden Kanus. Die milchige Wasserfärbung kommt von winzigen Steinchen im Wasser. Steine sind hier ja allgegenwärtig.
Vor tausenden Jahren ist hier ein Teil des Berges abgebrochen und hat das Tal blockiert. Der Rhein hat das Gestein nach und nach abtransportiert, übrig blieb dieses phänomenale Panorama.

An dieser Stelle könnte man auch umkehren, man hat die Schlucht ja gesehen. Oder man fährt das steilste Stück nach unten, guckt sich die Schlucht von unten an, stellt fest, dass sie von oben beeindruckender aussieht (obwohl sie durchaus auch von unten schön ist) und quält sich das steile Stück wieder hoch, ächzend und schwitzend, mal schiebend und mal fahrend, wobei man sich fragt, wieso um alles in der Welt man da runtergefahren ist. Naja, für wahnsinnig-ehrgeizige Sportler ist die Variante sicher empfehlenswert. Hoffentlich bin ich jetzt nicht so einer.

Meine größte Motivation war ein Busfahrer, der mit seinem Bus (der tutete wie eine Mischung aus Krankenwagen und Kinderkarussell) zweimal vorbeifuhr und winkte. Zurück im Dorf Versam kam er noch ein drittes Mal und rief anerkennend "Bravo!".
Diese Baustellen-Serpentine führt anschließend aus Versam hinaus.

Weiter geht es auf einer Bergstraße mit kleinen Tunneln.

Auf dieser Straße hat oft man einen ähnlich tollen Blick auf die Schlucht, vielleicht nicht ganz so toll wie vorhin, aber schon ziemlich toll. Oder, wie der Zwölfjährige aus unserer Familie konstatiert hat: "Das sind doch bloß normale Berge." Manche Menschen kann man einfach mit nichts begeistern...

Um die Aussicht richtig zu genießen, wurde ein steinerner Kegel mit kleiner Aussichsplattform an den Straßenrand gestellt. An dieser Stelle hatten wir ein Deja-vu: Moment mal, hier haben wir doch abends schon auf der Hinfahrt angehalten!

In der Stadt Reichenau fließen der Vorderrhein (im Bild vorne links) und der Hinterrhein (rechts) zum kompletten Rhein (hinten links) zusammen. Das, wo wir bisher langgefahren sind, ist der Vorderrhein. Der Hinterrhein hat leider Pech, er ist ein paar Kilometer kürzer als der "richtige" Rhein und deshalb interessieren sich nicht so viele Leute für ihn, obwohl seine Schluchten auch toll sein sollen. Wir gehen da mit schlechtem Beispiel voran.
Auf Schildern wird vor Hochwassern gewarnt, die durch Wasserkraftwerke verursacht werden, also sind wir an der Stelle nur mit den Füßen ins Wasser gegangen. Als dann nach einer Stunde wirklich so ein versprochenes Hochwasser kam, mussten wir schnell das abtreibende Sandspielzeug einfangen.

Die letzten Kilometer bestanden aus einem asphaltierten Bergab-Radweg. Das ist eigentlich optimal, aber dort hat uns dann ein Föhnwind gebremst.
Mit leeren Trinkflaschen erreichten wir Felsberg. Der Name passt sehr gut zum kleinen Ort mit seinen steinernen Häusern. Wir suchten lange nach der richtigen Straße und fanden schließlich die Pension Solima. Die nette Besitzerin hatte mitgedacht und in weiser Voraussicht schon Wasser für uns kaltgestellt.