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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

28 September 2023

Ruhr: Von Witten nach Duisburg

Im Ruhrgebiet, einst Stahl und Kohle pur,
Heut' Wissenschaft und Fortschritt allenthalben.
Hier wird geforscht mit Hightech und Natur,
Zur Künstlichen Intelligenz, die wir ergraben.

Maschinen lernen, denken wie wir Menschen,
Sie simulieren unser Denken, Handeln,
Es gilt, Vertrauen in KI zu verschenken,
Um Chancen zu nutzen, nicht abzuhandeln.

Die Forschung im Ruhrgebiet geht voran,
KI als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit.
Vom autonomen Fahren bis zur Medizin im Wahn,
KI bringt uns voran, in jeder Tätigkeit.

So steht das Ruhrgebiet als Pionier,
Für KI-Forschung, in der Welt ein Vorbild schier.


Tag 3: Ein schräges Abenteuer auf dem Ruhrtal-Radweg von Witten nach Duisburg

Liebe Tagebuch, heute brach ich erneut auf, um die Wunder des Ruhrgebiets auf dem Ruhrtal-Radweg zu erkunden. Die Sonne lachte, und ich dachte mir, dass es der perfekte Tag für eine Radtour sein könnte. Und was soll ich sagen, ich sollte mich besser auf die Schräglage meines Rads vorbereiten, denn der Tag war alles andere als geradeaus!

Die Tour begann in Hattingen, wo sich der Turm der Georgskirche gen Südwesten neigte, als ob er uns Touristen sagen wollte: "Hier entlang, hier weht der Wind des Abenteuers!" Offenbar sind gotische Türme so windempfindlich wie ein schlecht gelauntes Kätzchen. In Hattingen stolperte ich dann über das Rathaus, das einst eine Markthalle für Fleisch war. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie die Bürger dort einst nach einem saftigen Steak schmachteten. Und nicht zu vergessen die Wassermühlen, die einst die Textilindustrie antrieben – bis die Hattinger beschlossen, dass Kohle und Stahl viel trendiger seien.

Ah, das Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen – ein wahrer Schatz der industriellen Geschichte! Hier, wo der Obersteiger Friedrich Helmich bis 1850 das legendäre Hattinger Spateisensteinflöz entdeckte, das sozusagen den Startschuss für die Industrialisierung im Ruhrgebiet gab. Wahrscheinlich hat er das Flöz gefunden, als er nach seinem verlorenen Hammer suchte – so beginnen schließlich die meisten großen Entdeckungen! Ich konnte förmlich die Spuren der Vergangenheit fühlen, als ich durch das Museum schlenderte und auf dieses historisch bedeutsame Flöz stieß. Eine Felswand mit braunen Flecken aus der Erde ragte dort empor, als hätte die Industriegeschichte dort einen Riesen-Kakao-Fleck hinterlassen. Vielleicht hat jemand beim Bau der ersten Hochöfen einfach eine Kaffeepause gemacht, wer weiß? Das Museum selbst liegt größtenteils im Freien und macht die Stahlproduktion auf beeindruckende Weise anschaulich. Als ich die Gelegenheit bekam, einen Hochofen zu besteigen, fühlte ich mich wie der König der Welt – oder zumindest der König des industriellen Nervenkitzels. Durch eine Glasscheibe im Aufzug hatte ich einen Blick ins Innere des Ofens, und ein langes Bild zeigte, wie es auf der Höhe gerade im Inneren des Hochofens aussehen würde. Und von den anderen Öfen blieb nur die "Ofensau" als Betonstumpf übrig, denn sie wurden kurzerhand nach China verkauft und die Chinesen dachten, dass Betonstümpfe in ihrer Gartendeko einfach verzichtbar sind. Recycling auf industrieller Ebene!

Für die Abenteuerlustigen unter den Museumsbesuchern gibt es die Möglichkeit, die anstrengenden Arbeitsschritte eines Eisenbahners der Werkbahn am Gleis nachzuahmen. Weichen stellen, auf die Bahn klettern, Waggons kuppeln – so konnte ich mich fühlen wie ein Eisenbahn-Cowboy im Ruhrwildwest. Und als wäre das noch nicht genug, konnte ich per Treppe auf den Grund eines der vielen Vorratsbunker steigen. Dort, wo einst Kohle und Materialien lagerten, wachsen heute Moose oder sogar Bäume. Als ob die Natur sich gedacht hätte: "Hey, ich nehme das jetzt zurück und mache hier einen botanischen Garten draus!" Wer hätte gedacht, dass Industriegeschichte und Pflanzen so gut zusammenpassen? Das Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen – mehr als nur eine Zeitreise, sondern eine Comedy-Show der Extraklasse!

Weiter ging es auf dem Radweg, der sich plötzlich in ein originalgetreues Kopfsteinpflaster des Leinpfades verwandelte. Ich fühlte mich wie auf einem Höllenritt in der Waschmaschine! Glücklicherweise gab es am Rand einen schmalen Asphaltstreifen – zumindest meistens. Ich hatte das Gefühl, mein Fahrrad wolle sich selbständig machen.

An den Ufern der Ruhr ragten kleine Kohlefördertürme aus dem Grünen und erinnerten daran, dass hier einst die erste Kohle gefördert wurde. Warum? Weil die Kohle so nah an der Oberfläche lag, dass sie praktisch mit einem Teelöffel gewonnen werden konnte. Und weil 2 Tonnen Kohle für 1 Tonne Stahl benötigt werden, beschloss man kurzerhand, auch die Stahlproduktion gleich hier anzusiedeln. Logisch, oder?

Aber Moment mal, weiter nördlich der Ruhr gab es größere Kohlenflöze in der Erde, die viel lohnenswerter waren. Also wurde die Ruhr wieder zum Nebenschauplatz, und die größten Städte des Ruhrgebiets (Oberhausen, Essen, Bochum, Dortmund) zogen einfach ein Stückchen weiter nördlich um. So einfach kann Städteplanung sein!

In Mühlheim wurde mir klar, dass der Ruhrkoks von einem gewissen Johann Becher erfunden wurde, damit die Hochöfen nicht mehr auf Koksimporte aus dem Ausland angewiesen waren. Wahrscheinlich hat er eines Tages seinen Kaffee verschüttet und dachte: "Hey, das Zeug brennt ja super!" Die Fahrt durch Mühlheim selbst war eher eine Schleichfahrt an Kleingärten und Holzbrücken vorbei. Und dann umrundete ich ein Schloss, nicht durch die Stadt, sondern über sie hinweg. Ich fühlte mich wie ein Luftritter aus einer mittelalterlichen Saga.

Auf meinem Weg durch die Mülheimer Innenstadt führte mich der Radschnellweg Rheinische Bahn, eine zweispurige Bahntrasse (Mülheim - Essen). Das war wirklich ein High-Speed-Erlebnis auf dem Fahrrad – vielleicht hätte ich vorher überprüfen sollen, ob ich nicht aus Versehen auf dem Expressweg für Zweiräder gelandet bin! Aber hey, das brachte mich immerhin zur Kamera Obscura in Mühlheim, und wer hätte gedacht, dass ich auf einer stillgelegten Bahnstrecke so richtig auf die Tube drücken würde?

Im Mülheimer Wasserturm erwartete mich das Museum zur Vorgeschichte des Films. Hier konnte ich nicht nur Apparate im Original bewundern, sondern auch an Nachbauten herumspielen. Es gab alles, was auf "-kop" endet und irgendwie Bilder in Bewegung versetzt – Zoetrop, Kaleidoskop, Motoskop und Co. Ich fühlte mich wie ein Kind im Spielzeugladen, nur dass die Spielzeuge hier schon so alt waren, dass sie in einem anderen Jahrhundert Kultstatus erreicht hatten.

Die Mülheimer
Landesgartenschau
(vor dem Wasserturm)
aus Sicht eines Kaleidoskops
Die Ruhr aus Sicht
einer langen
Mehrebenen-Klappkarte

Besonders erstaunt war ich über die Entdeckung einer frühen Form der 3D-Brille. Die Erfinder waren wohl ihrer Zeit voraus, denn sie kombinierten mit Spiegeln zwei Fotos zu einer faszinierenden 3D-Illusion. Da sage noch jemand, die 3D-Brille sei eine moderne Errungenschaft – die waren damals schon hipstermäßig unterwegs! Ganz oben erwartete mich dann die größte begehbare Camera Obscura der Welt. Man versprach mir, dass sie Dinge in einer Entfernung von 13 Metern bis unendlich (!) zeigen könne, und das auch noch in Farbe auf einen weißen Tisch projiziert. Doch da hatte wohl der Regen eine andere Vorstellung, denn die Linsen waren so beschlagen, dass ich nur verschwommenes Schwarzweiß sah. Ich fühlte mich wie in einem Film noir – nur ohne die coole Musik im Hintergrund.



Aber das war noch nicht alles! Die alte Vorlandbrücke in Mühlheim wurde tatsächlich vom Deutschen Alpenverein mit einem alpinen Klettersteig ausgestattet. Als ob das Ruhrgebiet nicht schon aufregend genug wäre, brauchte es offensichtlich auch noch eine Prise Alpenfeeling.

Zum Schluss, unter vielen orangegelben Brücken, die an Stahl erinnerten, gab es eigentlich tolle Uferwege. Leider waren sie zunächst durch Baustellen blockiert. Aber wer braucht schon bequeme Wege, wenn man auch ein bisschen Offroad-Abenteuer haben kann?

Also, nachdem ich mich in Mühlheim wie ein Ritter der Lüfte gefühlt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Rhein-Herne-Kanal. Doch was soll ich sagen, ich hatte einen kleinen Moment der Verwirrung und trat munter in die Pedale, aber leider in die falsche Richtung. Ich fragte mich, warum die Landschaft plötzlich so vertraut aussah, bis mir klar wurde, dass ich in die entgegengesetzte Richtung rollte.

Aber hey, Radfahrer sind ja flexibel, nicht wahr? Also wendete ich und radelte in die entgegengesetzte Richtung. Schließlich fand ich meinen Weg auf eine Insel zwischen Ruhr und Kanal. Dort fühlte es sich an, als wäre ich in einem Actionfilm gelandet, denn LKWs rasten buchstäblich durchs Grüne.

In Duisburg, wo die Ruhr in den Rhein mündet, sollte meine epische Reise enden. Eigentlich sollte es zur Mündung gehen, aber aufgrund von Baustellen wurde der Duisburger Innenhafen kurzerhand zum Schlusspunkt des Radwegs ernannt. Und so erreichte ich mein Ziel, wenn auch auf Umwegen.

Aber das Highlight des Tages war zweifellos die Skulptur "Rheinorange" an der Mündung. Ich versuchte einer bilderkauzigen KI zu erklären, was es damit auf sich hat, aber ich glaube, sie war genauso verwirrt wie ich. Eine orange Skulptur am Fluss – das muss Kunst sein!

Insgesamt war der dritte Tag meiner Fahrradtour auf dem Ruhrtal-Radweg ein wahres Abenteuer voller skurriler Geschichten und kurioser Entdeckungen. Ich bin gespannt, was der nächste Tag bringen wird!

27 September 2023

Ruhr: Von Olsberg nach Witten

Warum haben die Fußgängerampeln im Ruhrgebiet so lange Wartezeiten?
Weil die Kohle immer Vorfahrt hat!

Die Ruhr, einst trist und grau, Doch heute grün und schön genau. Dank des Wandels und der Zeit, Strömt sie nun in neuer Heiterkeit. Entlang ihres sanften Flusses, Verläuft ein Weg für Radgenüsse. Der Ruhr-Radweg, weit und breit Führt durch Natur und Stadtgeschmeid. Von der Quelle bis zum Mündungsland, Erlebt man hier ein wahres Pfand. Die Landschaft wechselt, mal beschaulich, Dann wiederum recht abenteuerlich. Doch stets begleitet von der Ruhr, Ihr Fluss, ein treuer Gefährte nur. Er spendet Leben und erfrischt, Die Menschen, die er hier umschlängelt und liebkost. So radle ich dahin in Freiheit und Glück, Die Ruhr und ihr Radweg mein Stück. Ich genieße jeden Augenblick, Ein wahres Radfahrerparadies, das gibt es nur hier zurück.

Fahrradtour: Rätselhafter Weg

Tag 2 meiner abenteuerlichen Fahrradtour auf dem Ruhrtal-Radweg von Olsberg nach Witten begann, als die Sonne noch tief unter der Bettdecke schlummerte. Im Dunkel des Morgens schlich ich durch den Wald am Talrand, vorbei an einem geschlossenen Schieferbergwerk. Die Natur schien noch zu schnarchen, und ich fragte mich, ob der Wald wohl Schlafanzüge trägt.

Plötzlich tauchte eine äußerst enge, weiße Kapelle vor mir auf, die mich freundlich aufforderte: "Ist der Weg auch noch so weit, für ein Ave nimm dir Zeit." Ich dachte, dass ich eigentlich keine Zeit für Ave Maria hatte, aber wer bin ich, der Kapelle zu widersprechen? Der Radweg selbst war ein verwirrendes Labyrinth aus rätselhaften, verschnörkelten Satzfetzen. Ich fühlte mich, als hätte ich mich in einem literarischen Schlamassel verirrt.

Unterwegs passierte ich gleich zwei erhaltene Synagogen. Die Synagoge in Meschede hatte sich in ein Begegnungszentrum verwandelt und wirkte von innen nicht mehr heilig, sondern eher wie ein überdimensionales Desinfektionsspray. Immerhin hatte sie einst gemeinsam mit den christlichen Gemeinden Gottesdienste gefeiert, was eine verblüffende Zusammenarbeit bewies. In Neheim dagegen verkaufte die Synagoge Antiquitäten und erinnerte mit ihrem kleinen Turm an eine Kirche. Sie schien die Zeit gut überstanden zu haben, während Meschede sich mit moderner Eleganz umgab.

Weiter auf dem Radweg fielen mir bunt bemalte Stühle auf, die mit Menschen oder kleinen Holzhäusern verziert waren. Sie erinnerten mich an eine seltsame Stuhlindustrie bei Oeventrop, wo man anscheinend Stühle nach Art von Picasso herstellt. Ein rostiges kleines Fahrrad diente als Kunstwerk und trug den schlichten Titel "Schweißtreibend." Das war vermutlich eine ehrliche Ode an all die Strapazen, die Radfahrer auf diesem Weg erleiden.

In der mittelalterlichen Hansestadt Arnsberg stolperte ich in eine überaus hübsche kleine Altstadt am Alten Markt. Von innen betrachtet war sie ein wahres Schmuckstück. Aber von außen? Nun ja, sie wirkte eher weiß und unspektakulär, fast so, als hätte jemand versucht, die Altstadt zu verstecken. Park und Brücken an der Ruhr unten waren eher grafittibesprüht als prächtig. Immerhin konnte ich erfahren, dass die erste Höhenburg in Arnsberg bereits im Jahr 1077 erbaut wurde, weil sie von drei Seiten von Felsen geschützt war. Das nennt man wohl die ultimative Sicherheitslösung.

An einer kleinen Ruhrbrücke ragte das Kunstwerk "Sieben Zeichen an der Ruhr" aus dem Gestrüpp. Die Zeichen aus silbrigem Metall stellten Feuer, Wasser, Luft und andere abstrakte Konzepte dar. Ich war mir nicht sicher, ob sie mir die Bedeutung des Lebens erklären sollten oder einfach nur das Ruhrgebiet in eine moderne Kunstinstallation verwandelten.

Da ich den ganzen Tag immer und immer wieder das Ufer wechseln musste, fühlte sich der Radweg an, als ob er von einem übermäßig unentschlossenen GPS-System gestaltet worden wäre. Mal war er am linken Ufer, dann plötzlich auf der rechten Seite. Mal befand ich mich unten am Ufer, dann wieder oben im Wald. Der Radweg schlängelte sich durch Dörfer, über Felder und neben Bundesstraßen entlang. Ich musste ständig abbiegen und mich neu orientieren, und ich schwöre, der Radweg grinste manchmal verschmitzt.

Und dann wurde mir klar, warum dieser Radweg so launisch war. Er war nichts anderes als der alte Leinpfad, auf dem einst Pferde schwere Lastkähne gegen die Strömung zogen. Diese Kähne waren bis zu 150 Tonnen schwer, und die Pferde hatten alle Hände – oder eher Hufe – voll zu tun, sie mit Seilen flussaufwärts zu ziehen. Da der Leinpfad ständig das Ufer wechselte, mussten die armen Pferde manchmal sogar mit dem Boot ans andere Ufer gebracht werden. Das klingt nach einer Menge Arbeit, und das war es auch. Kein Wunder, dass diese Transportart sehr langsam war. Dennoch war die Ruhr einer der meistbefahrenen Flüsse Europas, bis die Bahn kam und die Kähne in die Rente schickte. Die Pferde waren vermutlich erleichtert. So viel zur Tierfreundlichkeit des 19. Jahrhunderts.

Immerhin: Im Gegensatz zu den alten Leinpfaden, die oft in schlechtem Zustand waren, präsentierte sich der Radweg in hervorragendem Zustand. Er war nicht nur gut ausgebaut, sondern auch asphaltiert, was das Radfahren zu einem wahren Vergnügen machte. Man konnte förmlich spüren, wie der moderne Komfort auf den historischen Pfaden aufbaute. Während die Pferde auf holprigen Wegen kämpften, konnte ich mich auf dem glatten Asphalt wie ein echter Ruhrtal-Radweg-Adler fühlen, der mühelos durch die Landschaft gleitet. Es war, als ob die Vergangenheit und die Gegenwart auf diesem Radweg miteinander verschmelzen würden.

In einem verzweifelten Sprint durch Hügeldörfer erreichte ich das Kettenschmiedemuseum. Doch der Schmied hatte sich die Schulter ausgerenkt und schmiedete nicht mehr, außer in einem Video, das mich über die guten alten Zeiten hinwegtröstete. Ein ehrenamtlicher Museumsführer zeigte mir verschiedene Maschinen zur Herstellung von Ketten und ließ sie mit brutaler Direktheit Stahlstangen zurechtschneiden und in U-Form klopfen. Die Industrialisierung mochte die Welt verändert haben, aber Handarbeit war immer noch gefragt, besonders wenn man eine Kette ohne sichtbare Nähte haben wollte.

Fröndenberg hatte seine Ursprünge in einem Zisterzienserinnenkloster. Das Museum befand sich in einer ehemaligen Papierfabrik, die entstand, um überschüssiges Stroh zu verwerten. Der große Fröndenberger Trichter, der einstige Wasserspeicher der Fabrik, ragte gleich neben einem Spielplatz schwarz empor. Es war so, als hätte jemand einen riesigen Eimer auf den Boden gestellt und vergessen, ihn wieder wegzuräumen. Ringsherum in der Stadt Fröndenberg hatten viele Kettenhersteller ihre Werkstätten, denn die Bauern benötigten ständig Ketten. Im Laufe der Zeit hatten sie sich zusammengeschlossen und die Arbeit immer mehr auf Spezialisten ausgelagert. Sie produzierten alles, von kleinen Fahrradketten bis zu riesigen Spezialketten, an denen mehrere VW-Golfs hängen könnten. Die Stadt Fröndenberg schien wirklich ein Zentrum der Kettenproduktion zu sein. Und wer hätte gedacht, dass Stroh und Ketten so gut zusammenpassen würden? Heute werden hier immer noch spezialisierte Ketten hergestellt, und es gibt sogar einen Ketten-Notreparaturservice für Industriebetriebe. Aber die meisten Ketten kommen heutzutage aus China. Es scheint, als ob China nicht nur das Land der Mauer, sondern auch das Land der Ketten ist.

In Fröndenberg stolperte ich weiterhin über rätselhafte Dinge. Die scheinbar sonnige Interaktive Sonnenuhr im Park blieb trotz strahlender Sonne unauffindbar. Vielleicht hatte sie sich selbst zu viel Sonnencreme aufgetragen und sich in einem Schatten versteckt. Aber dafür gab es überall Geländer und seltsame Gebilde aus Ketten, die die Parks zierten. Es war, als hätte jemand ein Kettenparadies geschaffen, und ich fragte mich, ob sich hier vielleicht der Kettengott niedergelassen hatte.

Abseits der gewundenen Wege des Ruhrtal-Radwegs wagte ich einen kurzen Abstecher zum Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna – ein Paradies für alle, die mehr als nur die natürlichen Strahlen der Sonne schätzen. Selbst für Kunstmuffel erwies sich die Welt der Lichtkunst als faszinierend. Mein persönliches Highlight war der "Reflektierende Korridor". In diesem bezaubernden Raum schien die Zeit stillzustehen, als ob die Wassertropfen im Stroboskoplicht mitten im Fall eingefroren wären. Es war, als hätte jemand das Universum kurzzeitig angehalten, um dieses faszinierende Spektakel zu enthüllen. Überraschenderweise wurde ich selbst zum Teil der Ausstellung, als ein Scanner meine verschwommene Gestalt erfasste und mich in ein Kunstwerk verwandelte. Es war eine unerwartete, aber willkommene Metamorphose. Gemeinsam mit den anderen Museumsbesuchern wurde ich zu einem lebendigen Element dieser einzigartigen Lichtkunstausstellung. Es bewies einmal mehr, dass Kunst die Grenzen zwischen Betrachter und Kunstwerk aufheben kann – sogar für diejenigen, die sich normalerweise als Kunstmuffel bezeichnen würden. Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna hatte eine magische Aura, die mich mit einer neuen Perspektive auf Kunst und Kreativität bereicherte.

In Schwerte stieß ich auf eine imposante 70 Meter lange Rohrmeisterei, die heute ein Kulturzentrum ist. Unterhalb einer Burgruine begann der Hensteysee, der erste große Ruhr-Stausee. Der Radweg führte mich entlang des Ufers, außer wenn er sich auf einer engen, eingezäunten Brücke um das Speicherkraftwerk herumschlängelte. Radfahren war dort eigentlich verboten, aber das schien einige nicht zu stören. Die Felsen wurden inzwischen durch Netze vor Steinschlag geschützt, denn das Letzte, was man während einer Radtour braucht, ist ein fallender Felsbrocken.

Unter dem Ruhrviadukt für die Bahn und einem großen Schornstein fuhr ich am Kortsee, dem zweiten Stausee, vorbei. Es fühlte sich an, als würde ich durch die Kulissen eines Steampunk-Films radeln, komplett mit Rauch und Dampf.

Die Grafen von der Mark bauten um 1250 Burgen in Wetter, um das Gebiet zu sichern. Heute beherbergt Wetter die ältesten Wasserrutschen Deutschlands aus dem Jahr 1973. Sie mögen alt sein, aber sie machten immer noch erstaunlich viel Spaß. Leider waren die Becken mit sehr rutschigen Planen ausgekleidet, was die Rutschpartie zu einem wahren Abenteuer machte. Und wer hätte gedacht, dass die "wilde Baderei" in der Ruhr einst durch offizielle Badeanstalten eingedämmt werden sollte, die "weiße Flocken und viele tote Fische" boten? Vielleicht war die wilde Baderei doch die bessere Wahl.

Eine Weile folgte ich einer moosbewachsenen Bahntrasse mit überraschend neuen Bahnhöfen. Hier fuhr tatsächlich noch eine Museumsbahn, und ich konnte mir vorstellen, wie die Leute vor Jahrzehnten in ihren schicken Anzügen und eleganten Kleidern in den Zug gestiegen waren. In einem schlingpflanzenbewachsenen Tunnel erfuhr ich, dass 1923 ein Reichsbahnschlosser im Ruhrkampf gegen Frankreich, das das Ruhrgebiet besetzt hatte, gefallen war. Man kann wirklich sagen, dass dieser Radweg Geschichte atmet.

Nun, in Witten erreichte ich endlich herrliche Grünanlagen an der Ruhr und den dritten Stausee, den Kemnader See. Es gab drei klar gekennzeichnete asphaltierte Wege: einen für Fußgänger, einen für Inline-Skater (die hier anscheinend sehr populär sind) und einen für Fahrräder. Endlich war der Radweg nicht mehr so unentschlossen wie ein Kind im Süßwarenladen. Hier begegnete ich auch dem Mythos des Fährmanns, der 43 Jahre lang auf seinem Boot die Ruhr überquerte, bis er plötzlich einen Fährführerschein machen sollte und daraufhin keine Lust mehr hatte. Manchmal ist es einfacher, das Ruder abzugeben.

Und schließlich entdeckte ich einen perfekten Platz zum Biwakieren auf einer winzigen, steinbefestigten Halbinsel in der Ruhr. Ich fühlte mich wie Robinson Crusoe in seinem eigenen kleinen Paradies, umgeben von Büschen und dem beruhigenden Rauschen des Wassers. Ein paar Halbinseln weiter sah ich sogar jemanden in einer Hängematte schlafen. Offenbar hatte auch er die Weisheit des Ruhrtal-Radwegs erkannt: Manchmal muss man einfach die Seele baumeln lassen und sich in den Fluss des Lebens treiben lassen. Und wenn dieser Fluss die Ruhr ist, kann man sicher sein, dass er immer für eine Überraschung gut ist.