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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

19 Juli 2015

Vom Tumasee zum Oberalppass

Es ist der Sommer 2015 und wir beginnen mit unserer bisher längsten, weitesten, teuersten und anstrengendsten Fahrradtour, mit den meisten Mitreisenden, den meisten Ländern und den höchsten Steigungen: Rheinradweg Staffel 1!

Der längste Fluss Deutschlands hat seine Quelle im Osten der Schweiz, und zwar ganz hoch oben. So hoch, dass es sogar Gletscher gibt. Die schmelzen (wenn nicht gerade Winter oder Eiszeit ist, beides war bei unserer Reise nicht der Fall) und vermischen sich mit Regenwasser und Quellwasser, das aus dem Boden kommt. Das Wasser läuft in spektakulären rauschenden Bächen bergab. Und ziemlich viele solcher Bäche sammeln sich im Tomasee oder Tumasee (oder auch Lai da Tuma). Der See gilt als offizielle Rheinquelle. Ringsherum liegen Berggipfel mit Gletschern, grüne Wiesen und sehr, sehr viele Steine.
Der längste der Bäche, der auf einigen Karten als offizieller Rhein bezeichnet wird, entspringt oben an dem Berg Rossbodenstock, der im Hintergrund zu sehen ist, und mündet in einem grüngrauen Delta mit riesigen Felsbrocken in den Tomasee.

Wer es genau wissen will: Wir befinden uns oberhalb vom Dorf Tschamut und oberhalb vom Oberalppass, in der Nähe von Andermatt im Kanton Graubünden. In diesem Teil der Schweiz wird auch Rätoromanisch gesprochen.
An jenem Tag, als wir unsere Rheinradtour dort begannen, lagen die Temperaturen zwar bei 30 Grad, doch das Wasser in Bergseen ist generell immer saukalt.
Deshalb haben wir nur kurz gebadet und uns dann anderen Aktivitäten gewidmet, also eine Schneeballschlacht mit dem Gletscherschnee begonnen, uns auf einem Felsbrocken gesonnt oder einmal um den See gewandert. Letzteres ist aufgrund der fetten Felsbrocken deutlich anstrengender als die Wanderung zum See.

Außerdem haben wir die erste Rheinbrücke überquert, also quasi. Eigentlich handelt es sich nur um einen flachen Stein, der quer über dem Rhein liegt.
Durch Gletscher, Regen und Grundwasser landet so viel neues Wasser im Tumasee, dass er ständig überläuft. Dabei rauscht er fast so laut wie das Meer.

Und dort hat der Rhein seinen spektakulären Anfang.
Dieses Schild muss über 100 Jahre alt sein, denn die Kilometerzahl ist seit der Begradigung des Oberrheins 90 Kilometer kürzer.

Nur hier kann man den Rhein mit einem Schritt überqueren.

Ein schöner Wanderweg verläuft zwischen der Quelle und dem Parkplatz am Oberalppass. Der gehört zu einem längeren Vier-Quellen-Wanderweg, wir haben uns aber auf eine Quelle beschränkt. Direkt am Rhein führt der Weg nicht entlang - er verlässt den Tomasee durch einen steinigen, schneebedeckten Einschnitt, den der Wanderer überwinden muss.

Danach ist der Weg nicht mehr besonders steil und lässt sich auch mit kleineren Kindern ganz gut gehen. Da ist die Wanderung zur Elbquelle wesentlich anstrengender (bei den Radwegen in Quellnähe hingegen ist das Verhältnis genau umgekehrt).
Der schüchterne Pfad traut sich nicht, einfach direkt auf die Berge zuzuführen. Stattdessen schlängelt er sich an der Seite entlang - je höher er führt, desto mehr nähert er sich den Bergen.

Während der Wanderung sahen wir unter anderem Grashüpfer, ganz viele Gräser, ein paar Gletscherbäche, die den Tomasee verfehlt haben, Kühe, matschige Hinterlassenschaften von Kühen und Steine.

Die Kühe werden von Elektrozäunen daran gehindert, eine Wanderung zur Rheinquelle zu unternehmen. Für Wanderer gibt es Gatter in den Zäunen, an denen sie einen Plastikgriff umfassen und einen Teil des Zauns aufhaken können.

Wichtig: Falls ein Kind auf die verrückte Idee kommen sollte, eine Kuh zu melken, weil es dank Heidi zu wissen glaubt, wie das geht, sollte es sich zuerst vergewissern (im Zweifelsfall die Eltern fragen), ob das betreffende Tier wirklich weiblich ist.

Der Wanderweg ist mit roten Strichen markiert und sechs Kilometer lang. Das macht hin und zurück also 12 Kilometer - wie gesagt, das ist absolut machbar.

Auf dem Rückweg von der Quelle verfolgte uns ein Gewitter. Wir nahmen die Beine in die Hand und erreichten den Parkplatz weitgehend trocken.
Hier verbindet der Oberalppass die Städte Disentis und Andermatt. Irgendwo steht eine verkleinerte Version des roten Leuchtturms in Hoek van Holland an der Rheinmündung.

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