NEU! Das Bergparkleuchten - leuchtende Wasserfälle in Wilhelmshöhe

Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

09 November 2023

Harz: Von Sangerhausen nach Niedersachswerfen

Harz VII: Der Ostsüdosten (mir gehen die Himmelsrichtungen aus)

Auf zum letzten Akt! Nur noch 47 Kilometer sind übrig, aber zuu leicht macht es mir der Weg nicht. Erstmal muss ich wieder bergauf, und als es runtergeht, kommt alle paar Meter so eine komische Bremsschwelle oder Rinne für Regenwasser, keine Ahnung.
Rumms!
Und dann: Schrapprupprupprupp... Diesen Schwellen gelang es zielsicher, mein hinteres Schutzblech nervtötend ans Rad zu pressen, sodass mein Fahrzeug Geräusche von sich gab wie ein grenzdebiles Moped. Soll ich jetzt alle paar Minuten absteigen, allen Schwung verlieren und das Blech richten, oder soll ich meinen Mantel abschleifen lassen und diese Geräuschkulisse ertragen?
Wieder einmal taucht der Harzrundweg in die Berge ein, diesmal aber nur ein kleines Stückchen. Hinter den ersten Kuppen ist der Harzrand noch ganz gut zu erkennen. Dort erstreckt sich das flache Tal der Helme, und dahinter...

...gleich das nächste Gebirg...chen. Der obskure Name Kyffhäuser beschreibt einen kleinen Klecks Mittelgebirge, den man im Prinzip im Vorbeifahren mit einem Blick überschauen kann. Auf dem höchsten Berg steht ein Fernsehturm (rechts), und auf dem, äh, anderen Berg das drittgrößte Denkmal Deutschlands (links). Es handelt sich um eins dieser steinernen Riesendinger für Kaiser Wilhelm I., wie auch an der Porta Westfalica oder der Wacht am Rhein.
Ganz nah dran befindet sich übrigens auch schon Artern an der Unstrut.

Hoch über den Niederungen des Harzvorlands zieht eine Landstraße über die Felder, inzwischen zum Glück ohne Bremsschwellen. Das Seltsame war: Auf den echten Straßen herrschte stets gähnende Leere, während auf den kleinen Feldwegen andauernd ein Sportwagen an mir vorbeiwollte.
Aber wo sind denn nun endlich die Karstfelsen? Ich müsste doch jetzt schon im Biosphärenreservat Gipskarstlandschaft Questenberg sein.

Diese Scheune in Hainrode passt nun schon über 150 Jahre lang auf Heu, Getreide und Stroh auf. Sie hat die Kollektivierung im Sozialismus und dann wieder die Privatisierung heil überstanden. Genau genommen wurde sie erst durch die Privatisierung so richtig heil, denn in den 90ern folgte erstmal eine umfassende Sanierung.

Ich knirschte über den Kies (ist mir recht, Hauptsache keine Schwellen mehr) ins Tal des Dinsterbachs. Ein Schild erklärte mir ganz genau, welche Gesteine unter mir so im Harz drinstecken. Leider ist die Erklärung - im Gegensatz zu den Gesteinen - sehr trocken. Aus dem Boden guckt ein extrem kleiner Eingang zu einem Stollen. Da sollte Kupfer abgebaut werden, also quasi. Eigentlich war das rote Gold viel zu gering konzentriert und wäre den Aufwand gar nicht wert gewesen. Der kurze Stummelstollen sollte einfach nur beweisen, dass theoretisch möglich ist, in diesem instabilen Tal einen 100 Meter langen Stollen zu bauen. Einfach, weil man es kann. Und damit war er erfolgreich. Aber da es nichts abzubauen gab, war die Erkenntnis weitgehend nutzlos. Vielleicht war der Stollen einfach die Außenwette bei einer Ausgabe von Wetten, dass im 19. Jahrhundert. Immerhin freuen sich Amphibien und Fledermäuse über den damals geschaffenen ländlichen Wohnraum.

Daneben plätschert der Dimsterbach unter dem Waldweg hindurch und dann irgendwo links am Rande des Tals.
Noch.
Denn hier kann sich schnell mal was ändern. Der Boden ist voller Gips und Kalk, sodass ständig etwas Wasser darin versickert. Ein Teil des Dimsterbachs kam früher im Nessetal raus, inzwischen vermutlich im Helmetal, bei anderen Bächen ist es nach wie vor ein ungelöstes Rätsel, wo das Versickerte überhaupt landet.

Bei so viel wässrigen Löchern passiert es ständig, dass etwas abbricht. Immer wieder löst sich Gips auf, bildet Hohlräume, verstopft den Bach, vertieft den Bach oder leitet das Wasser um.
Kurz darauf wies mich ein Wanderwegweiser zur Dinsterbachschwinde. Es sah nicht weit aus, also wanderte ich mal eben kurz über die Wiese. Die mir an ihrem Ende überraschend das gab, worauf ich schon seit der letzten Etappe gewartet habe: Gipsfelsen. Na endlich! Weiß und schartig guckt der Karst zwischen dem Herbstlaub hervor. Das Weiß hat einen Stich ins Gräuliche, es ist nicht so rein wie der Gips, der später noch im Südharz zu sehen ist. Die Klippen sind höher, als es zunächst den Anschein hat, aber der Blick wird immer wieder von den Bäumen unterbrochen und verdeckt. Tja, näher heran traue ich mich trotzdem nicht. Der Pfad endet auf einer kleinen Fläche, und tief unter mir plätschert das unschuldige kleine Bächlein. Unschuldig? Von wegen, hier gilt: Stille Wasser sind lebensgefährlich!
Einst befand sich eine Höhle in diesen Felsen. Ein Höhlenforscher namens Wolfgang Graf widmete sein Leben ihrer Erforschung, die Höhle konnte diese Liebe aber nicht so richtig erwidern und stürzte über seinem Kopf zusammen. Gerade noch rechtzeitig wurde der Mann ausgegraben und beendete seine toxische Beziehung zum Gestein.
2013 dann brach ein Hohlraum genau unter dem Bach zusammen, und es entstand auf einmal ein riesiges, kreisrundes Wasserbecken von tiefschwarzer Farbe. Nach wenigen Wochen hatte der Bach aber wieder alles zugemacht und das Tal sah aus wie vorher.

Am Wegesrand entdeckte ich gleich das nächste Einsturzloch, eine sogenannte Doline. Für gewöhnlich läuft das Regen- und Bachwasser hinein und verschwindet im Karst. Ab und zu kommt aber so viel Wasser, dass das Schlupfloch nicht alles schlucken kann, und das Becken füllt sich rasant. Durch den häufigeren Starkregen in den nächsten Jahrzehnten werden wir also vielleicht öfter in den Genuss dieses spontanen Sees kommen. Ich werde allerdings den Teufel tun und mich bei solchem Extremwetter ausgerechnet in diesem instabilen Tal aufhalten.

Zentrum und Auslaugkessel dieser höchst zerbrechlichen Landschaft ist Questenberg. Okay, die erste Straße sieht erstmal nicht so besonders aus... aber warte mal, was ragt denn da hinten über den Dächern auf? Na also, so habe ich mir das vorgestellt mit der Gipskarstlandschaft!

Vor dem Rathaus hebt der Roland von Questenberg sein Schwert und reckt dem Volk stolz seine kleine Wampe entgegen. Solche einen Roland kannte ich bisher nur aus Bremen, aber anscheinend wurden sie in Mitteldeutschland einst in vielen Orten aufgestellt. Sie wiesen auf das Marktrecht und die niedere eigene Gerichtsbarkeit von Questenberg hin, und zwar ganz speziell darauf, dass die Gerichte hier den Sachsenspiegel benutzen.
Das wäre doch auch mal eine Idee für die heutige Justiz, jedem Gericht sein eigenes buntes Maskottchen zu geben, statt immer nur dieselbe Dame mit Waage. Vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt trägt die Justizia eine Arbeiter-Schiebermütze, das Bundesfinanzgericht kann sich bei der Statue des Steuerzahlers in Quakenbrück Inspiration holen, das Bundesverfassungsgericht bei diesem französischen Gemälde Die Freiheit führt das Volk, und die kleinen Amtsgerichte geben ihren Figuren landestypische Trachten (in Bayern ein Dirndl, in Frankfurt Anzug, in Mecklenburg FKK, in Berlin eine Punkfrisur).

Ein Haus würde in dieser Stadt im Auslaugkessel eher nicht bauen, aber für Wanderausflüge im Harz ist Questenberg ein echter Geheimtipp. Im Buch Vergessene Pfade hatte ich zum Beispiel gelesen, dass es hier irgendwo periodisch erscheinende Seen gibt. So einen wollte ich unbedingt finden, ach nein, warte, diese Quest habe ich längst abgeschlossen. Also suchte ich mir eine andere Questenberge Quest, die da lautete: Ich will da hoch.
Mein Spaziergang nach oben begann an den Gletschertöpfen. Das Wasser hat skurrile Löcher in den Fels gespült. Ein ebenso skurriler Privatmann namens August Schröter setzte sich an dieser Stelle eine anspruchsvolle Quest: Er wollte die Questenhöhle freilegen und sich darin wohnlich einrichten. Davor baute auch noch ein Haus, und als er gerade den Grundstein legte, entdeckte er die Gletschertöpfe. Die fand er faszinierend, kochen tat er dann aber doch lieber in der Hexenküche (einem der Höhlenräume). 1944 stürzte die Höhle leider wieder ein.

Habe ich Spaziergang gesagt? Von der Entfernung mag das stimmen, aber was die Höhenmeter und die Schwierigkeit angeht, ist das schon eine keine Bergwanderung. Unter den Blättern lauert rutschiger Schlamm, der sich nichts sehnlicher wünschte, als dass ich die Treppe in die entgegengesetzte Richtung wieder verlassen würde - und zwar mit einem Tempo, das deutlich über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit liegt. Das Geländer war keine große Hilfe. Zum einen neigte es sich besorgniserregend weit nach außen, wenn ich mich darauf stützte, und zum anderen lagen zwischen mir und dem Geländer gerade die schlimmsten Schlammstellen.

Trotzdem bin ich oben angekommen, und das war die Verschmutzung meiner Schuhe allemal wert. Willkommen auf dem Gipfel der Queste! (Wieso packen die Questenberger das Wort Berg in den Namen ihrer Stadt, aber nicht in den Namen ihres Berges?) Heidekraut bedeckt den weißgrauen Stein, und als Gipfelkreuz fungiert eine rätselhafte Konstruktion aus Holz, auf dem Kränze hängen, welche die Zahl 101 bilden.
"Mamaa, kann ich hier hochklettern?", fragte ein Mädchen. Ui. Was ich bei Walkenried noch als Witz gebloggt hatte, wird hier Realität: Kinder, auf die ein Kletterbaum derart große Anziehungskraft ausübt, dass der Abgrund daneben plötzlich unsichtbar wird.
Als sie eine Abfuhr erhielt, versuchte sie es mit einem recht überraschenden Argument: "Aber wenn man erwachsen ist, darf man hier raufklettern." Dabei blieb offen, woher sie diese Information überhaupt hatte, und vor allem, für wie alt genau sich dieses Kind hielt.
Der Ausblick ist großartig, das T-förmige Tal wird eingerahmt von diesen weißgrauen Klippen. Wer mehr davon entdecken will, für den führt hier ein Karstwanderweg weiter.

Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Burgruine Questenberg zu erkennen. Neben unförmigen Mauerstücken ist auch noch ein einsamer Torbogen übrig.

Anschließend blieb mir nur noch die Restquest, welche darin bestand, den Harz vollständig abzuschließen. In Breitungen wurde der Kupferbergbau etwas ernsthafter betrieben. Drei Hüttenmeister scheiterten daran, das Kupfer zu finden, doch Konrad Klermond schaffte es und hielt im 18. Jahrhundert immerhin 60 Jahre lang durch. Die heißen Kupferscheiben wurden in so einen Löschtrog runtergekühlt.
Als die Dörfler die 250 Jahre alte Steinschale entdeckten, dachten sie zuerst, das sei eine Viehtränke oder ein Taufbecken. ("Ich lösche dich im Namen des Kupfers, des Tones und des heiligen Erzes, pffftsch!")
Nun steht sie am Ortseingang zusammen mit einem uralten Grenzstein, mit dem die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt ihren Wald von dem der Gemeinde trennten. Also keine soo wichtige Grenze, aber sie kündigt schon mal an, dass gleich eine weitere Grenze folgt.

Tuut! Nanu, bin ich schon so kurz vorm Ziel? Hier fahren doch noch gar keine Züge.
Doch, aber nur Güterzüge. Nach all dem Auf und Ab erreichte ich das Tal der Thyra, wo ich endlich mal zügig und flach nach Norden rasen konnte, immer neben den Gleisen und der Straße entlang.
Links guckt noch mehr Gips aus dem Wald, diesmal wird er aber professionell abgebaut, im Industriegebiet zu Armen, Beinen oder sonstwas verwurstet und anschließend per Bahn abtransportiert.

Dann wurde es noch einmal eng, und ich zwängte mich durch Täler, wo... huch, aufpassen, ich sollte lieber mal rechts auf die kleine Brücke rauf. Hin und wieder kamen mir ältere Spaziergängerpaare entgegen. Oder war das dasselbe Paar wie vorhin? Gar nicht so leicht zu sagen, denn im Vorbeifahren unterscheiden sie sich hauptsächlich durch die Farbe ihrer Funktionsjacke.
Enttäuscht zischte ich vorbei am Rosenteich, der seinem Namen überhaupt nicht gerecht wurde - so eine rosenlose Unverschämtheit.

Letzter Zwischenstopp: Neustadt im Harz. (Oder am Harz? Die schreiben das alle nur mit Schrägstrich, also Neustadt/Harz.) Das Alte Tor zeigt, dass diese Stadt aus allen möglichen Steinsorten zusammengepuzzelt wurde. 

Rhyolith, Pyolith, Abendlied... Schließlich liegt Neustadt auf der Grenze zwischen den Gipskarstlandschaften und dem festen Gestein im Harz. Aber die Neustädter dachten sich "Wenn schon, denn schon" und importierten auch noch so fancy Zeug wie Alabaster, um ihre Steinsammlung noch weiter zu vergrößern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die Kirche ist jederzeit geöffnet, jedoch ohne Licht. Trotz größtmöglicher Kerzenleuchter bleibt sie in Düsternis gehüllt. Die Kirchgemeinde spart Energie, und nach Einbruch der Dunkelheit wird die Besichtigung zum besonderen Abenteuer.

Auf der letzten Straße steuerte ich die letzten (und größten) Gipsklippen an, und dann stand ich auch schon am Bahnhof Niedersachswerfen. Fast rechtzeitig, bevor die ersten Tropfen fielen. Schau an, das ging ja doch ziemlich schnell.
Die Etappen zwischen Niedersachswerfen und Bad Sachsa sowie zwischen Bad Sachsa und Herzberg bin ich schon vor Jahren gefahren, damals allerdings in umgekehrte Richtung. Das heißt, ich habe mein erstes Gebirge umrundet. Ein zweites wird wohl erst mal nicht dazukommen - komplette Gebirgsrundwege für Radfahrer sind wohl einfach nicht so verbreitet und gut ausgebaut.

08 November 2023

Harz: Von Thale nach Sangerhausen

Harz VI: Der Osten

Heute liegt eine weite Strecke vor mir, also hoffen wir, dass mir niemand Steine in den Weg legt. Nicht einmal, um die Festigkeit einer Brücke zu testen.

Klar, heute gab es wieder die üblichen Feldstraßen und straßenbegleitenden Radwege. Aber die Strecke überraschte mich auch mit einer Bahntrasse, die meine Karte noch nicht kannte.
Anscheinend hatte die Harzer Schmalspurbahn in Gernrode mal eine Abzweigung, die nicht in den Harz reinführte, sondern weiter außen lang. Und dort hat jemand perfekt sitzende Betonplatten draufgelegt, sodass ich bequem durch orangefarbene Blättertunnel flitzen konnte. Tümpel dümpelten im Wald vor sich hin, und davor besiedelten Kleingärtner die letzte Hügelkette.

Der Bahnhof Ballenstedt-West wurde vom darin befindlichen Ehepaar liebevoll saniert. Eigentlich sollte ich da schon zum Schloss Ballenstedt abgebogen sein, Schlösser und Burgen sehe ich noch genug, Bahnhöfe dagegen sind Mangelware.

Zugegeben, außer Schloss und Bahnhof scheint Ballenstedt auch nicht viel zu haben. Die funktionale Stadt machte mir klar, dass der supertouristische Harz nun vorbei ist. Es gibt zwar immer noch verstreute Punkte, die viele Besucher anziehen, aber sie reichen nicht aus, dass sich eine Stadt wie Wernigerode, Bad Harzburg oder sogar Thale herausbilden würde.

Selbst der Bismarckturm in den Bergen erinnerte mich aus der Ferne eher an einen großgeratenen Trafoturm.

Aber nach ein paar Kilometern kommt sogar eine noch kleinere, stillere Variante von Ballenstedt. Obwohl in Meisdorf immerhin etwas lebt - die Rehe im Wildgehege vor dem Schloss.


In Meisdorf stoße ich auf den nächsten Harzfluss. Diesmal komme ich mit dem Fahrrad rein, und genau das habe ich auch vor, denn ein paar Kilometer im Tal drin erwartet mich ein Highlight. Ich folge der sanften Selke, ein Fluss, in den sich Heinrich Heine verliebt hat, weil er reingeplumpst ist und das Gefühl hatte, die Selke würde ihn auf sympathische Weise auslachen. Nun, so etwas bringt die Phantasie eines Dichters wohl hervor, wenn das Hirn nicht wie im Bodetal damit beschäftigt ist, einfach nur BOAH! zu denken.
Damit die Selke auch heute noch über die Menschen kichern kann, wurden an ihrem Ufer Sportgeräte aus Holz zusammengezimmert.

Und dann stand ich auf einmal vor einer Kirche. Huch! Moment, eigentlich ist das nur die Fassade einer Kirche, und der Rest steckt im Berg drin. Doppelhuch! Wer hat denn hier die Kulisse eines Horrorfilms stehen gelassen? Mit diesem spontanen Gedanken lag ich nicht völlig daneben, denn es handelt sich eigentlich um ein Mausoleum. Die Grafen von Asseburg (zu denen gleich mehr) erbauten diesen Ort als sicheres Endlager für verstorbene Familienmitglieder. Inzwischen wohnen da aber keine Särge mehr, sondern Fledermäuse.
Ein düsterer Eingang führte in den Fels hinein, aber der Eingang war vergittert, und das war vielleicht auch besser so, denn ich hatte keinen Knoblauch dabei. Das untere linke Eckchen der Infotafel wurde kindgerecht gemacht und warnt: Vorsicht, hier spukt es! Ach nee, echt?

Schließlich fuhr (ach nee, ein umgestürzter Baum) schob ich einen steilen Pfad hinauf. Aus dem Wald schälten sich die Konturen meines Zwischenziels. Oben auf dem Berg kam ich zuerst an einem seltsam geformten Gedenkstein der Nazis vorbei. Er gedenkt einem Mann, der es tatsächlich wert ist, gedacht zu werden. Als nächstes bestieg ich die bröckelnden Reste eines Turms. Dahinter taucht das erste von insgesamt vier Toren auf, die mich hineinbringen in die Burg Falkenstein. DIE Burg im Harz nennt sich das Bauwerk, und durchaus zu recht: Alles, was ich bisher im Harz gesehen habe, waren entweder Schlösser oder kaum erkennbare Ruinen.
Auf dem Fels türmt sich eine chaotisch zusammengemörtelte Steinmauer, und darüber wie eine dekorative Krone noch ein bis zwei Fachwerk-Stockwerke. Anders als auf der Wartburg wurden die neueren Anbauten nämlich nicht neben, sondern auf das alte Zeug gesetzt. Beeindruckt trat ich durch das Tor und wanderte zur Kasse. Gerade wollte ich zahlen, da "Hey!" eilte die Kassiererin nach draußen, um ein paar Geizhälse zu stoppen, die einfach über die Absperrung gestiegen waren.
Bereits der Ausblick über das Selketal ist kostenpflichtig, dafür aber gleich doppelt enthalten - einmal von den Mauern und einmal vom Bergfried. Große Schwärme von Zugvögeln inklusive.

Ich durchschritt Tor um Tor um Tor, bis ich mich irgendwann richtig in der Burg befand. Das heißt, zumindest in ihrem Innenhof. Jetzt musste ich nur noch Tür um Tür um Tür durchschreiten, und dann würde ich mich irgendwann tatsächlich im Burgmuseum befinden. Zur Auswahl stehen jede Menge Türen. Einen richtigen Rundgang hat das Museum nicht, hinter vielen Türen und Durchgängen verbergen sich Sackgassen. Die meisten davon führen aber nur in einzelne Zimmer, zum Beispiel die Burgküche, einen Keller voller uralter zurechtgehauener Steine oder eine kleine Filmausstellung. Eine Menge Märchen wurden hier gedreht, und als ostdeutscher Nachfolger der Marksburg am Rhein durfte Burg Falkenstein auch im neuen Löwenzahn auftreten (aber anders als die Marksburg musste sie ihren Namen ändern). In einem reichlich bizarren Kinderfilm erwachen die Figuren einer Geisterbahn zum Leben und versuchen, die Macht in der Burg mittels akustischer Kriegsführung zu übernehmen. Diese Szene können die Kinder im Museum nachstellen, in dem sie wie irre Glocken läuten und auf Waschbretter hämmern. Da kommt Freude auf.
Noch am meisten mit der echten Burggeschichte hat aber die Folge Polizeiruf 110 zu tun, in der es um ein verschollenes Rechtsbuch geht.

Um das Jahr 1220 lebte in diesem Gebiet ein wilder Mischmasch an verschiedenen Stämmen: Friesen, Slawen - und Wessis, die versuchten, den Osten zu kolonisieren und ihre eigenen Gesetze mitbrachten. Graf Hoyer von Falkenstein wollte in diesem juristischen Chaos durchblicken und beauftragte den Mann der Stunde: Eike von Repkow. Viel weiß man nicht über Eike, außer dass er in einigen Gerichtsprozessen als Zeuge auftrat und wohl schon irgendwie ein bisschen was juristisch gelernt hatte. Zumindest wissen wir dank dem Glasfenster (links) ungefähr, wie er aussah.
Eike schrieb also den Sachsenspiegel, das erste Rechtsbuch des Mittelalters. Warum Spiegel? [Hier Wortwitz zur Zeitschrift DER SPIEGEL einfügen.] Weil sich Eike (im Gegensatz zum Bundestag) keine Gesetze ausgedacht, sondern nur gespiegelt hat, was die Menschen schon längst praktizierten. Das Gewohnheitsrecht wurde angewendet, aber kein Schwein hatte sich die Mühe gemacht, es aufzuschreiben. Eike von Repkow ist quasi der Bruder Grimm unter den Juristen. In ganz Deutschland und Osteuropa dachte der Adel auf einmal: Hm, Gesetze aufschreiben, statt sie mündlich weiterzugeben, eigentlich gar keine blöde Idee. Und all die Spin-Offs namens SchwabenspiegelDeutschenspiegel und wie sie alle heißen schrieben spiegelten alle mehr oder weniger bei Eike von Repkow ab. Und nur 800 Jahre später leben wir in einem Land mit 50 738 Gesetzesparagraphen allein auf Bundesebene. That escalated quickly.
Neuerdings vermuten die Wissenschaftler, dass er den Sachsenspiegel nicht direkt hier auf der Burg geschrieben hat, aber irgendwo zwischen hier und der Saale muss es gewesen sein.

Auf jeden Fall wurde das Buch auf Burg Falkenstein in Auftrag gegeben. Das Original ist verschwunden, aber ein paar farbenfrohe Kopien sind noch erhalten. In manchen wurden die Gesetze mit bunten Bildern veranschaulicht. (Gute Idee eigentlich, wo bleibt die Graphic Novel zum BGB? Das Hörbuch mit Christoph Maria Herbst gibt es schließlich schon - ja, ernsthaft.) Und was steht da so drin im Juristischen Comic? So gut wie alles, denn damals gab es noch keine Mülltrennung zwischen Handels-, Gesellschafts-, Reise-, Polizei-, Umwelt- oder Strafrecht (letzteres existierte so ja noch überhaupt noch nicht). Die Rechtsbücher folgten stattdessen dem Prinzip eines Männershampoos: All in 1. So eine Art Grundgesetz bildete die Heerschildordnung. Die bestimmt die sieben sozialen Kasten vom König über die Fürsten bis zu den Unbenannten und wie genau ihre Schilde auszusehen haben. (Bei der untersten Klasse schreibt Eike sinngemäß, aber rhetorisch gewandter: Öh, keine Ahnung, wie deren Schild aussieht.) Bemerkenswert übrigens: Im Vorwort gibt Eike einfach mal locker-flockig zu, dass die Herrschaft des Adels ursprünglich auf Eroberung und Unrecht basiert. Das muss der Graf von Falkenstein wohl überlesen haben, sonst wäre er da nochmal mit Tipp-Ex drübergegangen.
Danach erklärt Eike, wie ein Gerichtsprozess abzulaufen hat oder wie viel Schadenersatz Sie jemandem schulden, wenn Sie diverse Körperteile abhacken oder Frau töten - aber nur falls er sie verklagt (das meinte ich damit, es gab noch kein richtiges Strafrecht). Auch eine kurze Straßenverkehrsordnung ist enthalten: Der größere Pferdewagen hat Vorfahrt (unten links im Bild). Und wenn zwei Bauern mit ihrem Getreide dieselbe Mühle ansteuern, dann gilt wortwörtlich: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das Buch hat sogar unsere Redewendungen beeinflusst.

Womöglich sogar mehr als unsere heutigen Gesetze. Das Museum bemüht sich, möglichst viele Ähnlichkeiten zwischen den Sachsenspiegel und den aktuellen Gesetzen an den Haaren herbeizuziehen. Man braucht sieben Menschen, um einen Verein zu gründen? Das muss irgendwas mit den sieben Heerschilden zu tun haben! Wer zuerst an der Parklücke ist, darf sie haben? Auf so was Naheliegendes wären die bei der StVO doch nie von allein gekommen, das ist bestimmt die modernisierteVersion von Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Trotz all des historischen Einflusses muss man lange blättern, um Regeln zu finden, die mehr oder weniger noch heute so gelten.

Der Sachsenspiegel ist natürlich nur ein Teilbereich des Museums, die meisten Räume bestehen aus nachgestellten Sälen, wie man sie aus vielen Burgmuseen kennt. Gemälde zeigen die Burg aus jeder nur denkbaren Richtung. Warum ist hier alles so gut erhalten?
Nun, nachdem die Familie von Falkenstein (also die, die den Sachsenspiegel beauftragt hatte) ausgestorben war, ging die Burg an die Kirche, die sie vergammeln ließ. Bis eine neue Familie ins Spiel kam. Die Herren von Asseburg hatten sich in einen Krieg zwischen anderen Familie ziehen lassen und ihr Vermögen verloren, doch nun planten sie ihr Comeback in ihre Heimat, den Harz. Sie kauften und pfändeten Land, was das Zeug hielt, und dabei packten sie spontan auch gleich noch Burg Falkenstein in den Warenkorb. Die lag nun auf einmal in der Mitte ihres Machtgebiets. Der Bischof von Halberstadt verkaufte sie ihnen unter der Bedingung, dass sie reparierten, was er hatte verschimmeln lassen. Die Asseburger gehorchten und wurden dabei ein wenig übereifrig, denn hinterher war die Burg zwar superschick, aber wieder mal pleite. Was nun? Zum Glück folgte eine Epoche namens Historismus, in der alles Mittelalterliche total in war und sogar gefaked wurde. In Burg Falkenstein war es nur zum Teil Fake, und so trafen sich hier wichtige Männer und sogar drei Könige der deutschen Teilstaaten, um zu jagen und diplomatischen Kram zu besprechen (zum Beispiel das Nachbeben der Geschichte mit der Hannover-Verfassung und den Göttinger Sieben). Der letzte Asseburger hatte keine Söhne und wollte 1945 eigentlich alles an den Sohn seiner Tochter vererben. Die Tochter selbst übersah er ebenso wie die anrückende Rote Armee. In letzter Sekunde haute er ab. Ein treuer Diener blieb und versteckte den Schatz vor den Russen unter einer Falltür. Mit Erfolg: Erst nach der Wende kam er wieder ans Tageslicht. Der Privatschatz des Dieners ist sogar bis heute nicht aufgetaucht.

Nach meiner Runde durch die Burg bin ich wieder aus dem Selketal rausgefahren, dabei geht das Tal an der Stelle erst so richtig los. Weiter oben dampfen die Loks der Selketalbahn. Mit ihrer Hilfe bin ich mal vom Bahnhof Mägdesprung nach Alexisbad gewandert. Unterwegs hätte ich auch im Bahnhof Drahtzug einsteigen können, wenn ich denn gewusst hätte, wo er liegt. Da war wirklich absolut gar nichts, kein Schild, keine Bahnsteigkante, nur ein Gleis im Kies und ein Wanderweg in der Erde.
Ein Highlight ist der Selkefall, den die Menschen aus Versehen erschaffen haben, als sie weiter oben einen Teich stauten. Es ist der einzige Wasserfall im Harz, in dem es sich richtig gut und relativ sicher baden lässt. Und im Hochsommer ist eine harte Dusche zwischen seinen Felskanten genau das richtige.
Weiter oben liegt der Mägdesprung: Schon wieder eine Stelle, an der ein Abdruck im Fels angeblich beweist, dass hier irgendwer quer über's Tal gesprungen ist. Die Sage gibt es wohl in vielen Varianten, hier ist sie aber weniger schlimm als an der Bode:
Eine Riesin will ihre riesige Freundin aus Thüringen besuchen, die ihr von drüben zuruft, sie soll springen. Ein Bauer lacht, weil die Riesin sich nicht traut. Daraufhin packt sie den Bauern komplett mit Pferdefuhrwerk in ihren Rock, hüpft rüber und setzt ihn in deutlich weniger vorlautem Zustand auf der anderen Seite ab. Ende.
Weiter oben erreicht die Selke die grüne Ebene im Hochharz und wird überraschend langweilig, aber dafür staut man sie immerhin zum Bergsee Günthersberge, einem kleinen Stausee mit Sprungbrett.

So, jetzt aber zurück zum Harzrand. Der Weg wellt sich immer mehr, und ich steuere auf den Hügel mit der Konradsburg zu. Schau an, Falkenstein ist also doch nicht die Burg im Harz. Hier kommt die Familie vom Falkenstein ursprünglich her, damals natürlich noch mit anderem Namen. Die Sage sagt, Eugeno von Konradsburg hat einen adligen Kollegen ermordet (bei einem Bauern hätte es niemanden gejuckt), und zur Strafe sollte der Tatort in ein Kloster umgewandelt werden, weshalb die Familie eine Ersatzburg brauchte. (Man stelle sich vor, die würden das bei jedem Tatort machen. Dann müsste man die Täter auch als Mönche zwangsverpflichten, sonst wäre der Personalmangel größer als aktuell in allen anderen Branchen.) Die Historiker sagen dagegen, dass sich die Familie den Falkenstein als Zweitburg gebaut hatten, die dann nach und nach die Konradsburg als Hauptburg ablöste. Irgendwann zog dann ein Benediktinerkloster in die Konradsburg, und heute befindet sich darin eine Galerie.

Die Konradsburg bildet im Prinzip nordöstliche Ecke vom Harz. Das ist neu: Im Westen hatte das Gebirge keine Ecken, sondern war völlig abgerundet. Der Radweg Deutsche Einheit und der R1 verabschieden sich hier nach Norden in Richtung Harzer Seenland und zur Saale.

Zurück bleibt nur der einsame Harzrundweg, der sich nun der einsamsten, unbekanntesten Ecke vom Harz zuwendet. Im Osten ist alles völlig anders. Das Gebirge hat kein eindeutiges Ende, sondern läuft ganz langsam immer weiter in ein welliges Hügelland aus. Etwas eindeutiger kann man sagen, wo der Wald aufhört, obwohl auch der ziemlich ausgefranst aussieht. Der Harzrundweg ist davon völlig irritiert und schlägt immer wieder endlose Bögen und Schleifen, welche die Strecke wahnsinnig verlängern. Ich bin auf den Jakobsweg abgebogen und habe mir einiges davon abgekürzt - in dieser seltsamen Gegend sind die Wanderwege manchmal besser zum Radfahren geeignet als die Radwege.
Weiße Dörfchen liegen verstreut zwischen den Rapsfeldern. Irgendwo hinter diesen Wellen sollen sich rätselhafte kleine Städte wie Hettstedt, Mansfeld und Lutherstadt Eisleben befinden, wo es theoretisch Bahnhöfe gibt, aber laut DB-Navigator nichts hinfährt. Tja, dann sehe ich euch eben nicht, denn an einem Tag schaffe es nicht dahin und zurück.

In einem Punkt hat der Harzrundweg aber recht: Wenn ich eh nicht die Städte besuche, hat es auch wenig Sinn, den ganzen Tag durch die monotonen Rapshügel zu radeln. Dann kann ich ebenso gut in den Harz rein und die Umrundung auf der Innenseite fortsetzen. Und dazu nimmt der Radweg sogar eine relativ geschickte Strecke (wenn auch mit ein paar weiteren Schlenkern, die ich abgekürzt habe). Der Harzrundweg verbindet nämlich nun zwei Flusstäler, sodass ich möglichst wenig bergauf muss. In Alterode biege ich ein in das eine Tal. Es heißt, ähm, Eine-Tal.

Die Eine hat ein einsames und einförmiges Tal geschaffen. Die Berge (ich zögere, dieses Wort zu verwenden) sind bemerkenswert niedrig: Ohne Karte könnte ich hier beim besten Willen nicht sagen, ob ich noch im Harz bin oder nicht. Absolut nichts unterbricht den breiten Wiesenstreifen zwischen den Wäldern. Eine altmodische Stromleitung macht sich auf die vergebliche Suche nach irgendjemanden, der einen elektrischen Anschluss gebrauchen könnte. Jeder Kilometer sieht genauso aus wie der vorherige. Was aber nicht so schlimm ist, denn so schlecht sieht der vorherige Kilometer nun auch wieder nicht aus. Um zügig und angenehm Strecke zu machen, ist das Tal eine super Verbindung.

Zügig düste ich durch das Tal und fuhr dann wieder steil raus. Überraschung: Von oben und mit einer Prise Nieselregen sah das Einetal am besten aus. Es erinnerte mich auf einmal an den Schwarzwald.

Na dann, ab nach unten ins nächste Tal. Vielleicht gibt es da ja mehr zu sehen! Ja, und wie: Gleich als erstes empfängt mich die Rammelburg. Eigentlich handelt es sich um ein Schloss, sodass sie das Monopol von Falkenstein als mit Abstand beste Harzburg nicht in Frage stellt.

Im Tal der Wipper fährt sogar ein Zug! Also, bei Gelegenheit. Die Bahn namens Wipperliese schwankt beständig zwischen Stilllegung und Ausbau und fährt zur Zeit nur noch im sogenannten Gelegenheitsverkehr an Wochenenden.

Auch Felswände schauen an der Seite des Wippertals heraus.

Das Städtchen Wippra verteidigt stolz und schön als letzte Bastion des Tourismus den Ostharz gegen das Ödland, das von draußen einzudringen versucht. Dazu zieht sie alle Register.

Kletterwald! Sommerrodelbahn!

Und sogar eine Skisprungschanze!

Gerade hatte aber nichts davon Saison, also fuhr ich raus aus dem zweiten Tal. Ochsen starrten mir neugierig hinterher, als hätten sie noch nie einen Menschen gesehen.
Mensch, bin ich gut vorangekommen.

Jetzt bleibt nicht mehr viel übrig. Über die Kastanienallee steige ich durch ein Labyrinth aus leuchtenden Tunneln auf.

Ziemlich schnell machten sich leider Pfützen auf dem Radweg breit, die rötlichen Schlamm aufspritzen ließen und meine Hose in etwas verwandelten, das wahlweise in die Waschmaschine, den Sondermüll oder auf die Documenta gehört. Ob ich auf einer Abkürzung oder dem offiziellen Harzrundweg fuhr, machte da gar nicht so den Unterschied.

Auf diesem Wege verließ ich den Harz dann wieder am südöstlichen Ende. Der Bereich gehört eigentlich zu einem Naturschutzgebiet namens Gipskarstlandschaft Pölsfeld, aber anscheinend gibt's den Gips nicht mehr (obwohl die Gipswände eigentlich fast überall im Südharz präsent sind).

Vielleicht wurde alles abgebaut, denn ich befinde mich wieder mal in einer Bergbaugegend. Davon zeugt zum Beispiel dieser Vulkan. Was hier wohl abgebaut wurde? Spontan würde ich vermuten: Chamäleongestein.
Aus der Ferne scheint die Schachthalde Hohe Linde eher beigeweiß, aus wenigen Kilometern Entfernung plötzlich rötlich und direkt davor dann asphaltgrau. Okay, das könnte auch mit dem wechselnden Sonnenlicht in der Dämmerung zu tun haben.

Hier gibt es dann endlich wieder einen richtigen Bahnhof. Zwar muss ich dafür noch ein gutes Stück nach Süden, aber dafür fährt Sangerhausen auch oft ein Zug.
Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Sangerhausen ist das Rosarium, denn es handelt sich um eine Rosenzüchterstadt. Auch an ein paar Häusern ranken sich Rosenstiele nach oben. Von der Altstadt ist durchaus noch was übrig, aber die Stadtmauer und -tore sind weg. Grund dafür ist kein Krieg, sondern moderner Pragmatismus: Es gab eh Freihandel, also keine Zölle, und ansonsten behinderten die ollen Dinger doch nur den Verkehr. 1823, also ganz schön früh, rissen die Sangerhauser ihre Befestigung komplett ab.