NEU! Das Bergparkleuchten - leuchtende Wasserfälle in Wilhelmshöhe

Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

05 August 2015

Von Bad Säckingen nach Basel

Eines der schönsten Dinge an einer Hotelübernachtung ist das Frühstücksbuffet, bei dem man sich hemmungslos den Bauch vollschlagen kann. Auch mit Dingen, die es daheim nicht unbedingt jeden Morgen gibt, zum Beispiel extrem ungesunden, fettigen Bacon. Auf einer Radtour sind die Eltern bloß froh, wenn die Kinder das ganze Buffet leerfuttern und gehen immer auf Nummer sicher: „Bist du auch wirklich satt? Du kannst ruhig noch mehr essen, wir haben das ja schließlich bezahlt.“

Die letzte Tagesetappe hat uns nochmal so richtig hohe Temperaturen geschenkt. Da fühlten wir uns eher wie auf der anderen Seite der Alpen, in Italien.
Über die schon erwähnte Holzbrücke sind wir zur Abwechslung mal wieder in die Schweiz und dann erstmal am Ufer gefahren.

Die Wälder auf der Schweizer Seite enthalten ein paar rostige Gleise und leider viele Wespen, sind aber angenehm schattig. Man darf halt bloß nicht stehen bleiben und sich eine halbgeschmolzene Schokoladentafel in den Mund stopfen. Dann lieber ein bisschen klettern.

Der Rhein ist hier grünbläulich und wird immer breiter, während er Stauwehr um Stauwehr passiert.

Bei Riburg stehen Solebohrtürme, in denen Salzwasser aus der Erde gepumpt wurde.

In Rheinfelden haben die Einwohner eine hübsche Fußgängerzone,...

...diese steile Wasserrutsche...

...und ihre eigene Südseeinsel – passend zum Wetter.

Später mussten wir auch oft auf Straßen fahren. Eine davon geht durch Kaiseraugst, eine Römerstadt. Früher hieß der Ort Augusta Raurica und war die größte römische Siedlung am Rhein, außerdem eine Art Vorläufer der Metropole Basel (obwohl das heutige Zentrum von Basel noch ein gutes Stück weg ist).

Die Straße ist gesäumt von Ruinen.

Die waren mal ein Theater...

...oder ein Badehaus.

Dann gibts im Ort noch ein paar Hochhäuser. Die sind genauso grau wie die Ruinen, aber nicht ganz so alt. Und ein Indoormuseum mit nachgestellten Alltagsszenen aus der damaligen Zeit liegt auch direkt an der Straße.

Auch im römischen Reich gab es anscheinend ein paar junge, unreife Steinmetze.

Wir haben in einem Vorort von Basel, der Energiestadt Pratteln, übernachtet. Da gibt’s vor allem sehr viele Eisenbahnschienen und -anlagen, die die Orientierung erleichtern. („Okay, wir müssen nach der Unterführung links und dann einfach bis zur dritten Querstraße an den Schienen lang.“) Im Spaßbad „Aquabasilea“ von Pratteln ist das Tal des Flusses Verzasca nachgebildet, durch das eine Wildwasserrutsche fließt. Das hat uns an die Rheinschlucht erinnert.

Ein paar Kilometer dahinter geht Basel dann auch schon los. Um uns zu beweisen, dass wir wirklich die ganze Tour bis Basel geschafft haben, wollten wir (Seite an Seite mit altmodischen grünen Straßenbahnen) bis zum Ortsschild fahren. Aber Basel scheint keins zu haben. Zumindest nicht, wenn mans mal braucht.

Wir haben es leider nicht mehr geschafft, uns Basel anzuschauen. Die Großstadt am deutsch-französisch-schweizerischen Dreiländereck hat montags aber ohnehin geschlossen – alle Museen und Sehenswürdigkeiten machen da Ruhetag. Da sind wir dann doch lieber etwas früher heimgefahren.

Aber beim nächsten Teil des Rheinradweges starten wir ja wieder dort. Hoffentlich im nächsten Sommer. Wahrscheinlich wird es auf dem nächsten Streckenteil einige besondere Schweizer Herausforderungen weniger geben – kürzere Anreise, weniger Steigungen, verständlichere Dialekte, weniger Grenzen, billigere Preise - aber wer weiß, was uns stattdessen erwartet.

Von Homburg nach Bad Säckingen

Auf der nächsten Tagesetappe sind wir ziemlich oft am Flussufer gefahren und haben uns dabei gelegentlich von grauen Regenwolken betröpfeln lassen.
Hier kommt die Aare (genau genommen der Aarestausee) aus der Schweiz und mündet in den Rhein. Sie ist der wasserreichste und fünftlängste Nebenfluss. Die Aare führt sogar mehr Wasser als der Rhein, aber früher hat man den Hauptfluss oft danach bestimmt, welcher Fluss seine Richtung beibehält und besser besiedelbar ist. Deshalb heißt der restliche Rhein bis zur Nordsee nicht Aare.

In Laufenburg haben wir trotz der trüben Wetterlage Eis gegessen. Die deutsch-schweizerische Doppelstadt liegt auf einem Hügel und hat eine Burg. Die Pflastersteine am Ortsausgang liegen so locker nebeneinander, dass sie beim Drüberfahren lustig klappern.
Diese Doppelstädte bergen jedoch eine überraschende Gefahr: hohe Telefonrechnungen. Diese entstehen dadurch, dass die Tochter versehentlich über eine Brücke fährt und am anderen Ufer aus dem schweizerischen Mobilfunknetz die Eltern anruft: "Ich bin jetzt in der Schweiz, ist das hier richtig?"
Noch ein Funfact: Deutschland und die Schweiz rechnen mit unterschiedlichen Rheinpegeln, der Unterschied beträgt 27 Zentimeter. Als die Hochrheinbrücke in Laufenburg gebaut wurde, wollten die Architekten beider Länder den Höhenunterschied zwischen den Brückenteilen ausgleichen. Sie rechneten jedoch in die falsche Richtung, sodass der Unterschied dann 54 Zentimeter betrug. (Angeblich entstanden durch den Fehler keine Mehrkosten, er wurde früh erkannt.)

Spielplätze können auch bei Regen Spaß machen.

Ebenso wie das wunderschöne Naturbad MuRheNa bei Murg. Das war wegen des schlechten Wetters kostenlos zugänglich, die Rutschen und der Wasserfall mit Kletterwand waren sogar in Betrieb.
Naturbad bedeutet, dass das Wasser keinen Chlor enthält, sondern mit Pflanzen sauber gehalten wird. Es enthält ein paar Algen und ist nicht wirklich durchsichtig. Dort gibt es auch das wärmste Becken aller Freibäder, die wir auf dieser Tour besucht haben. Sehr angenehm bei dem Wetter.

Immer mehr Kraftwerke und Wehre säumen den Rhein. Er hat ordentlich zu tun, um den Menschen bei der Stromproduktion zu helfen - indem er Turbinen antreibt oder einfach kühlt. Auch Chemiewerke gibt es zuhauf.

Kurz darauf haben wir dann auch schon Bad Säckingen gesehen.

In dieser Stadt gibt es seltsame Brunnen...

...und das Friedolinsmünster mit aufgemalten Statuen und posierenden Hochzeitspaaren.

Insgesamt ist Bad Säckingen zwar moderner als Stein am Rhein, Schaffhausen und Co., macht aber trotzdem was her.
Heute war der erste August, Nationalfeiertag der Schweiz und offizieller Tag zum Böllern, ähnlich wie Silvester in Deutschland. Auf der Fahrt haben wir es öfter mal knallen gehört und in der Stadt waren viele Leute in Feierlaune, denn die Grenze ist nicht weit. Abends konnten wir vom Balkon aus das Feuerwerk auf der anderen Flussseite sehen.
Wir übernachten in einem überdimensionalen Zimmer im Dachgeschoss vom Hotel zum schwarzen Walfisch. Das dürfte inzwischen auch den Leuten im Zimmer unter uns aufgefallen sein.

Die meisten Dächer sind nicht so hoch wie das Hotel, deshalb haben wir von unserem Balkon aus einen guten Durchblick.

Die längste überdachte Holzbrücke Europas führt direkt in die Schweiz und sieht von innen ganz schön düster und gruselig aus. Dort geht es morgen weiter zur letzten Etappe.

01 August 2015

Von Neuhausen nach Homburg

Die Hitze ist zurück, aber nicht ganz so stark. Die 40 Kilometer hinter Neuhausen führen auf guten Radwegen zwischen irgendwelchen Dörfern, kleinen Burgen und Maisfeldern entlang. Dank Rückenwind haben wir die Strecke ruckzuck geschafft.
Manchmal waren diverse Reiher und Raubvögel zu sehen. Auch auf diesem Bild ist ein Reiher ganz klein und unscharf drauf.

Auf Pausen riskiert man, von Wespen umschwärmt zu werden - noch ein Grund für eine schnelle Weiterfahrt. Wir wechselten zurück nach Deutschland, und da wollen wir auch erst einmal bleiben.
Von den Grenzwechseln können neunjährige Mädchen (und Wespen) manchmal profitieren: "Mama, hier ist doch alles billiger, das kannst du doch ausnutzen und mir noch ein Eis kaufen."
Für die Grenzhäuschen fehlt aber das Personal, auf Plakaten wird für eine Grenzwächter-Ausbildung geworben.


Schließlich ist der Rhein selbst die deutsch-schweizerische Grenze. Wir sind am deutschen Nordufer gefahren. Direkt am Rhein waren wir kaum, nur einmal bei Küssaberg.

In der Ferne erheben sich noch ein paar Hügel, aber die richtigen Alpen sind nicht mehr zu sehen - auch nicht auf diesem Turm.

In Reckingen haben wir im relativ kleinen Freibad pausiert. Es wurde als Ersatz für die natürlichen Bademöglichkeiten am Rhein gebaut, die mit dem Bau der Wasserkraftwerke verschwunden sind. Generell wirkt der Rhein sehr kultiviert und gezähmt, wenn man vom Rheinfall absieht.

Und dann waren wir auch schon beim Gasthaus zum Lauffen im Dorf Homburg bei Waldshut-Tiengen und konnten unser Gepäck abladen. Kein besonders spektakulärer Tag, aber man muss ja auch mal ein bisschen Strecke hinter sich bringen.

Von Stein nach Neuhausen

Über Nacht ist der Himmel noch etwas grauer geworden, sodass wir die nächste Tagesetappe an einem richtig trüben Regentag zurückgelegt haben. Was gerade für die modebewussten Familienmitglieder ungünstig ist, denn im Radfahrer-Regenponcho sieht man nun mal ziemlich lächerlich aus. 
Noch nasser (Ja, das geht!) wird man, wenn man schon wieder von so einem Feld-Rasensprenger geduscht wird. Die Dinger laufen auch bei strömendem Regen.
Kein Wunder, dass die Waldwege sehr matschig waren. Aber immerhin hatten sie ein Hexenhäuschen als Unterstand.

Zeit für Regenpause mit Tee und Tütensuppe! Als die Hexe uns auf ihrem Grundstück entdeckte, kam es zu folgendem Dialog:
Knusper, knupser, knäuschen! Wer kocht in meinem Häuschen?
Die Familie Kaplan, mit Propan und Butan!

Wir überquerten wieder einmal ein paar Grenzen: Von der Schweiz in eine deutsche Enklave (also ein Stück Deutschland, das von der Schweiz umschlossen ist) und wieder in die Schweiz. Die Enklave ist aus Versehen entstanden, als ein deutscher Herzog die Nachbargemeinden der Ortschaft Büsingen an die Schweiz verhökerte, sodass ein Teil seines Herzogtums plötzlich keine Verbindungen zum Restland hatte. Und so blieben die Grenzen jahrhundertelang, Büsingen war deutsch oder österreichisch. 1918 entschieden die Büsinger bei einem Referendum, dass sie lieber zur Schweiz gehören wollen, aber die Schweiz hatte kein entsprechendes Austauschgebiet für Deutschland. Auch bei Verhandlungen 1956 wollte der Landkreis Konstanz Büsingen nicht hergeben - im Gegenteil, er forderte sogar einen Verbindungskorridor nach Deutschland. So leben die Leute dort bis heute mit zwei Währungen und leiden unter dem Kurs des Franken und den deutschen Steuern - eine wirtschaftlich echt blöde Kombination. Die jungen Leute wandern deshalb alle aus Büsingen ab.

Nach weniger als 20 Kilometern haben wir es auch schon nach Schaffhausen geschafft. Schaffhausen hat ebenfalls schöne alte Häuser, aber ohne die Fassadenbilder von Stein am Rhein. Dafür ist Schaffhausen größer.

Diese hohe Treppe führt durch einen Weinberg...

...und zur Festung Munot - unsere erste Burg am Rhein. Sie enthält eine eine Open-Air Bühne, die beste Aussicht auf die Stadt und einem düster-gruseligen Keller (eigentlich ist das bloß das Erdgeschoss, aber die Atmosphäre ist eindeutig die eines Kellers). Entworfen hat das Ding der Künstler Albrecht Dürer. Der Name Munot bedeutet "ohne Not", die Festung wurde nämlich noch nie belagert.

Außerdem gibt es in Schaffhausen eine auffällige eiserne Eisenbahnbrücke...

...und keine Haie.

Was außerdem fehlt, ist der Rheinfall. Die Stadt nennt sich zwar gerne Schaffhausen am Rheinfall, aber zu sehen oder hören ist noch nichts davon. Das Wasser sieht sogar ziemlich ruhig aus.
Erst einige Kilometer hinter dem Stadtzentrum wird der Fluss spannender. Hier führt ein Fußweg am Wasser entlang.

Das Wasser wird wilder...

...und wilder...

...und stürzt dann ganz spontan nach unten. Am beeindruckendsten ist das aus direkter Nähe, wenn man auch etwas Gischt abkriegt und alles viel größer aussieht.

Deshalb fahren verschiedene Boote unterhalb des Wasserfalls herum.

Bei der Felsenfahrt setzt einen das Boot auf dem Felsen in der Mitte ab, wo man auf einer Treppe in einer langen, langsamen Schlange steht, um nach oben auf die Aussichtsplattform zu kommen. Auf der oberen Hälfte der Treppe sieht man beim Warten aber auch viel. Man wird quasi gezwungen, das Bild auf sich wirken zu lassen.

Der Rheinfall ist zwar im Prinzip gar nicht so hoch, dafür aber sehr breit, sehr laut, sehr spritzig und extrem selbstbewusst.

Gegenüber vom Wasserfall liegt ein Kletterpark. Zunächst überredete der Kassierer unseren eher unmotivierten Vater, mitzuklettern. Dazu benötigte er ungefähr eine Minute. Als nächstes bekamen wir einen Gurt mit zwei Karabinerhaken und einer Rolle und sollten den auf einer kurzen Übungsstrecke testen. Mit dem Gurt hangelten wir uns auf schwankenden Konstruktionen aus Stahlseilen und Holz von Baum zu Baum, ohne jemals ausgehakt zu sein. Und flogen wir einfach mit der Rolle an einem Seil entlang, eine Seilbahn. Während der ganzen Zeit darf man nie ausgehakt sein. Dieses Prinzip kannten wir grundsätzlich von unserem Kletterwald von zu Hause. Während wir aber zu Hause nur scharf zurechtgewiesen wurden, wenn wir beide Haken gleichzeitig öffneten, ließen uns die modernen Karabinerhaken am Rheinfall keine Wahl - es ist unmöglich, völlig ausgehakt zu sein und herunterzufallen.
So ein Kletterpark hat einfachere...

...und schwierigere Strecken.

Habe ich gesagt, es ist unmöglich, herunterzufallen? Das stimmt nicht ganz. An manchen Stellen ist es sogar erwünscht. Hier hakt man sich in ein langes Seil ein, zögert noch ungefähr eine Stunde, macht einen Schritt ins Leere - und fällt. Diese Horrorteile heißen Big Swing oder Power Fan. Die Mitarbeiter sparen sich durch die morgendliche Nutzung dieser Dinger nach eigener Aussage den Kaffee.
Was diesen Park aber wirklich außergewöhnlich macht, ist die Lage. Zwei der Kletterstrecken bieten einen direkten Blick auf den Wasserfall, eine davon besteht einfach nur aus einer ewig langen Seilbahn. Hoch über dem Boden an einem Seil zu schweben, links der Wald, rechts der Wasserfall, unter sich Baumwipfel oder eine Bahnstrecke... da vergisst man sogar die unverschämten Eintrittspreise für eine Minute.

Ein schönes Freibad gibt es auch in der Nähe. Im Rhein zu baden ist in der Gegend wahrscheinlich eher nicht erlaubt.

Die Stadt, die die Bezeichnung "...am Rheinfall" zu Recht trägt, heißt übrigens Neuhausen. Diese Stadt hat eindeutig viel zu steile Straßen und erstaunlich weiche Poller.

Abgesehen von den Pflanzen und Pollern besteht Neuhausen aus Beton: die Garagen, Brücken, Tunnel (mit den steilen Straßen) und Supermärkte erstrahlen in ödem Grau. Da ist Schaffhausen wirklich schöner - aber was solls, dafür hat Neuhausen den Rheinfall!
Wir haben in der sehr geräumigen Ferienwohnung "Rheinfall BNB" übernachtet. Und zwar zwei Nächte, dann konnten wir uns alles genau anschauen.