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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

18 April 2017

Von Speyer nach Mannheim

Dieses Schild beschreibt das Wetter am letzten Tag ganz gut. Ich würde jedoch noch das Adjektiv nass ergänzen.




Aus Speyer heraus führen einige Straßen,…



...doch bald waren wir wieder in der Natur. Vom Rhein zweigt im weiten Bogen der Alte Rhein ab, bevor er wieder zum großen Rhein zurückführt. Auch der Radweg auf der linken, pfälzischen Seite führt am Alten Rhein entlang.
Im strömenden Regen habe ich durch die Büsche einen Blick auf den Strand der Leberwurstinseln (die heißen echt so) erhascht. Die liegen zwar linksrheinisch, gehören aber noch zu Baden-Württemberg. Auch die Grenze macht also einen Bogen. Unsere Gastgeber in Speyer meinten, Rheinland-Pfalz müsse die Leberwurstinseln mal annektieren, damit ihnen wieder alles Land westlich des Rheins gehört.

Außerdem verrieten sie uns gestern folgendes:
Mannheim ist gar nicht so schön, da braucht ihr euch nicht so viel anzugucken.“
Wir: „Und vorher, da, wo man da mit der Fähre rüberfährt? Ist da was Schönes?“
Pfffthahaha…“
Als wir die Industrieanlagen sahen, ergab plötzlich alles Sinn.

Doch dann rissen auf einmal die Wolken auf, die Sonne schaute heraus, und wir fuhren unter Vogelgezwitscher durch das schöne (wenn auch nasse) Naturschutzgebiet Mannheimer Waldpark. So schnell ändert sich alles.

Nach nur 30 Kilometern waren wir dann auch schon am Ziel. Am linken Rheinufer liegt Ludwigshafen, am rechten Mannheim. Ludwigshafen ist bekannt für seine Chemiewerke und laut einer Abstimmung die hässlichste Stadt Deutschlands. (Was ist das Schönste an Ludwigshafen? Der Blick nach Mannheim.) Was wir am anderen Ufer von Ludwigshafen gesehen haben, sah jetzt wirklich nicht so berauschend aus.

Auch Mannheim wurde einst am Reißbrett entworfen, aber nicht so strahlenförmig wie Karlsruhe, sondern nach dem Motto: Quadratisch, praktisch, gut – also rational, im Geiste des Zeitalters der Aufklärung. Das Stadtzentrum besteht aus senkrechten und waagerechten Straßen, dazwischen Planquadrate – die Wohnblocks. Sogar die Adressen werden anhand der Quadrate angegeben, Straßennamen gibt's nicht. Wenn zum Beispiel eine Apotheke dort liegt, wo sich die Reihe 1 und die Reihe C überschneiden, also im Planquadrat C1, und innerhalb des Quadrats die Hausnummer 4 hat, dann wird die Adresse so geschrieben:
Hof-Apotheke
C1, 4
68159 Mannheim

Im Krieg wurde auch viel zerstört, aber es gibt noch ein paar historische Gebäude, etwa den schönen Wasserturm mit Springbrunnen.

Daneben stehen modern-künstlerische Häuser und langweilige Wohnblocks. Im Gesamtpaket passt das irgendwie nicht ganz zusammen und ist nicht so schön wie Speyer, Straßburg oder Basel. Deswegen gibt es zahlreiche Pendler, die in Mannheim arbeiten, aber in Speyer wohnen.

Aber in Mannheim steht auch die zweitgrößte barocke Schlossanlage (nach Versailles). Die ließ der Kurfürst Karl Philipp im 18. Jahrhundert errichten, um anzugeben. Damals verlegte er seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. Das brauchte der Stadt einen ordentlichen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung. Als die Residenz irgendwann wieder woandershin verlegt wurde, gab es dann entsprechend auch einen ordentlichen Abschwung.
Heute gehört ein Teil des Schlosses zur Mannheimer Uni.

Für uns besonders wichtig: Vor exakt 200 Jahren wurde in Mannheim von Karl Drais das Fahrrad erfunden, weil die Leute infolge eines Vulkanausbruchs eine Alternative zu Pferden brauchten. (Der tatsächliche Einfluss des Vulkans ist umstritten, aber es macht die Geschichte irgendwie cooler.) Naja, zumindest erfand er die Laufmaschine (ohne Pedale), aus der sich das heutige Fahrrad entwickelt hat. Damit konnte er die 50 Kilometer von Karlsruhe nach Kehl in nur vier Stunden zurücklegen - sensationell. Wir haben dafür zwei Tage gebraucht (allerdings mit Umwegen). Wie das mit großen Erfindungen immer so ist, konnte sich das Fahrzeug zu Lebzeiten des Erfinders nicht durchsetzen.

Trotzdem: Vielen Dank dafür, Herr Drais! (Dass Leonardo da Vinci dieselbe Idee schon viel früher hatte, übersehen hier einfach mal.)

Zum Abschluss sind wir nach diversen rustikalen Dorfgasthöfen und privaten Ferienwohnungen auch mal in einem etwas nobleren Hotel gelandet. (Manchmal ist eben nichts Billiges frei und... ach komm, ist ja nur für eine Nacht.) Dort durften wir unsere von Regen und Matsch schmuddeligen Fahrradtaschen auf den edlen, rot-goldenen Gepäckwagen laden.

Solch ein Hotel hat eben auch ein paar interessante Besonderheiten, nämlich eine Sauna, einen Pool oder einen Fitnessraum.

Am nächsten Morgen hieß es dann abermals: Auf in die Irrungen und Wirrungen der Deutschen Bahn und tschüss, Rhein! Bis zum nächsten Mal!


Während der Fahrt erhielten wir durch das Zugfenster einen Vorgeschmack auf den nächsten Abschnitt des Rheintals: Burgen, Berge, Burgen und noch mehr Burgen.

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