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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

09 April 2017

Von Basel nach Grißheim

Zeit für den zweiten Teil des Rheins - beziehungsweise so viel, wie wir davon in den Osterferien 2017 eben schaffen. Eigentlich hätte ich in der Zeit für das Abitur lernen sollen, aber ich habe mir die Materialien einfach mitgenommen.

Mit Rad und Bahn zu verreisen, ist immer wieder spannend - um es nett auszudrücken. Am Badischen Bahnhof in Basel haben alle Bahnsteige Fahrradrampen - außer der, auf dem wir angekommen sind. Aufzüge waren auch nicht da, nur ein Gepäck-Fließband, auf das man ausdrücklich keine Fahrräder stellen darf. Da gerät man schon in Versuchung, das Verbotsschild zu ignorieren.
Von all den anderen Widrigkeiten, die uns auf dieser Bahnfahrt widerfuhren, will ich lieber schweigen. Weiter im Text.
 
Kaum betraten wir die große graue Bahnhofshalle, standen wir auch schon in der Schweiz.

Letztes Mal haben wir es gar nicht mehr geschafft, uns Basel anzusehen. Das mussten wir jetzt unbedingt nachholen. Denn Basel ist eine wunderbare Stadt.
An der Baseler Uni unterrichtete Friedrich Nietsche - ein schlecht gelaunter und am Ende sogar verrückter Philologe und Philosoph. Wie er in solch einer schönen Stadt ein so negatives Weltbild entwickeln konnte, bleibt uns ein Rätsel.

Zunächst einmal haben wir im einem Stadtviertel namens Clara übernachtet. Das erinnert ein bisschen an Berlin - wenn man Berlin mal gründlich renovieren, saubermachen und zahlreiche Autos durch Bäume und Blumentöpfe ersetzen würde.

 Unsere Pension heißt La vie en rose - das Leben in Rosa. Der Name trifft es ganz gut.

Am Rheinufer tummeln sich jede Menge Menschen. Sie picknicken, spielen Karten und schwimmen im Rhein. (Zumindest stand das so im Reiseführer – im April schwamm da niemand.) Polizei und Müllabfuhr sind allgegenwärtig und sorgen für Recht, Ordnung und Sauberkeit.
Basel ist bekannt für seine Architektur – denn davon gibt es jede Menge. Das Stadtbild prägen moderne Kästen aus Glas und Stein...

...in harmonischer Zusammenarbeit mit älteren Gebäuden (natürlich allesamt in Top-Zustand) und vielen Pflanzen.
Auf dem Rhein verkehren die typischen Fähren, die von der Strömung des Wassers an einem Seil quer über den Fluss gezogen werden. Sozusagen das Äquivalent der venezianischen Gondeln.
Über die mittlere Rheinbrücke…

...und eine steile Gasse gelangt man in die Altstadt.
Hoch über der Stadt ragen die Glaspaläste der Chemie- und Pharmaunternehmen auf.

So etwas wie einen historischen Stadtkern gibt es ja in fast jeder Großstadt. Aber der in Basel ist definitiv der sauberste!
Die dicken Prellsteine an den Hauswänden sollten im Mittelalter vor Schäden schützen, wenn ein Fuhrwerk gegen die Wand fuhr. (Das heißt, sie sollten das Haus schützen, nicht das Fuhrwerk.) In vielen mittelalterlichen Altstädten sieht man sie an der einen oder anderen Straßenecke – aber die überkorrekten Schweizer haben lieber alle paar Meter einen aufgestellt.

In einem der sauberen alten Häuser befindet sich das naturhistorische Museum. Die Sonderausstellung über Mumien hat unser kleines Mädchen mit gelegentlich leicht morbiden Interessen sofort interessiert. Die halbvermoderten Tiere, Bilder und Touchscreens, auf denen man an die Eismumie Ötzi heranzoomen kann, können bei sensibleren Müttern Albträume verursachen.

Im Flur des Museums stehen einige Exponate, zum Beispiel eine Riesenmuschel, die mit Bitte berühren! beschriftet sind (aber keine Mumien). Da hat sich mal jemand wirklich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert. Solch ein Schild haben wir bis jetzt nur in einem einzigen anderen Museum erlebt - in Husum an der Nordsee.

Basel hat jede Menge Kirchen. Ich mag das Münster am liebsten. Es hat nicht so angeberisch hoch, aber dafür etwas breiter. Auf der Fassade sieht man unter anderen den Heiligen Georg, der einen Drachen mit etwas erschlägt, das einem Laserschwert ähnelt.

Gleich hinter dem Münster liegt eine Aussichtsplattform und der Durchgang zu einem ehemaligen Klostergarten. Am Sonntagvormittag erklang die Kirchenmusik durch die dicken Mauern bis zu den Passanten nach draußen.

Diesen verrückten, witzigen Brunnen hat sich der Künstler Jean Tinguely ausgedacht. Das ist mal moderne Kunst, die auch Kinder anspricht (und anspritzt)! In Basel befindet sich auch das dazugehörige Tinguely-Museum.

Was gibt es sonst noch in Basel? Ein rotes Rathaus, grüne Straßenbahnen…

...und ein Spielzeugmuseum.

Nun mussten wir aber auch mal weiter, schließlich hatten wir noch eine Tagesetappe von etwa 42 Kilometern vor uns. Nach einem Grenzübergang mit Fahrradstreifen folgt gleich die erste deutsche Stadt: Weil am Rhein.

Weil besteht aus einer riesigen, breiten Einkaufsstraße. Hierher kommen bestimmt viele Schweizer, weil sie billig einkaufen wollen.

Auf dem Wasser treffen derweil die Schweiz, Deutschland und Frankreich aufeinander. Diese Stelle kann man von der Dreiländerbrücke aus am besten sehen. Da musste ich natürlich auch mal kurz rauffahren.
Im Hintergrund sieht man das deutsche Ufer.

Links ist Deutschland, rechts Frankreich und in der Mitte die Schweiz – von der wir uns hiermit verabschieden. Ab jetzt ist der Rhein die deutsch-französische Grenze.
Wir wollen meist auf der deutschen, rechten Seite fahren – da sind die Radwege besser. In Frankreich fährt man oft auf Straßen durch Ortschaften weitab des Rheins. Aber ein paar Ausflüge nach Frankreich machen wir natürlich trotzdem.

Es folgt ein erstaunlich grünes Gewerbegebiet mit Gleisen und Schiffscontainern.

Dann führt der Radweg direkt am Fluss entlang – und so soll er laut unseren Karten auch lange bleiben. Er ist nicht asphaltiert und besteht aus weißem Kies.
Endlich wieder auf Radtour! Naja, erstmal eine Mittagspause.

Wenige Meter vom Ufer entfernt fließt ein kleinerer Fluss mit kleineren Fischen. So viel Idylle, Grün und Sommerhitze – und das so früh im Jahr. Aber das Oberrheintal ist schließlich die wärmste Region Deutschlands.

Hier zweigt der Grand Canale D‘Alsace alias Rheinseitenkanal ab (links), der ab jetzt parallel zum Rhein (rechts) verläuft. Es gibt also zwei Ströme: Den Kanal für Schiffe und den Fluss für die Natur. Beide werden sehr oft gestaut. Seit Basel können auch große Schiffe auf dem Rhein fahren, nur müssen sie zunächst sehr oft auf den Kanal ausweichen.

Am Flussufer sitzen gesellige Menschen an Lagerfeuern. Schilder warnen davor, dass man kleinere Flussbetten und Überflutungsgebiete betritt. Als der Weg plötzlich an einer Furt durch solch einen kleinen Fluss endete, wusste ich, dass ich irgendwie falsch sein musste. Ich hatte ein Schild übersehen, mit dem die Radfahrer weg vom Ufer und auf eine Brücke geführt werden sollten.

Der Rhein wurde lange Zeit für die Schifffahrt ausgebeutet, stark begradigt und immer weiter eingeengt. Dadurch entstand aber auch eine starke Hochwassergefahr für die umliegenden Städte. Daher wird nun das Integrierte Rheinprogramm durchgeführt - es werden wieder Überflutungsgebiete (sogenannte Polder) angelegt, in die das Wasser gegebenenfalls ausweichen kann.
An sich ist das eine gute Sache. Für uns bedeutete das jedoch, dass der Weg am Ufer mehrmals gesperrt war und wir Umleitungen fahren mussten.

Dort hatten wir links freie Sicht auf die Baumaßnahmen - mal eine Baumschule, mal ein kleines zusätzliches Flussbett aus Steinen und manchmal noch eine aufgebaggerte Mondlandschaft. Von rechts hört man das sanfte Rauschen einer Autobahn (hinter den Bäumen).

Ein Highlight auf der Strecke sind die Isteiner Schwellen. Dort rauscht, plätschert und strudelt das Wasser um kleine Felsinseln. Man kann sogar zwischen den Stromschnellen herumklettern.
Zahlreiche Schilder warnen aber: Es kann jederzeit vorkommen, dass der Kanal nebenan überlastet ist oder dass die Technik im Stauwehr versagt. Dann öffnen sich die Tore des Wehrs, und die Inseln werden in 20 bis 30 Minuten überspült. Also immer den Rückweg im Auge behalten und schnell zurückgehen, wenn das Wasser anzusteigen beginnt.

Einer unserer Mitreisenden bleibt regelmäßig an einer Stelle stehen, baut ein Fotostativ auf und wartet, bis keine Menschen im Bild sind. Nach langer Zeit entstehen dadurch künstlerische Aufnahmen wie diese hier. So sehen die Isteiner Schwellen mit Langzeitbelichtung aus. Dieses glatte weiße Wasser ist natürlich ästhetischer als die profanen Wasserwirbel mit Schaum, die ich dort mit meinen eigenen Augen gesehen habe.

Der Weg geht weiter, und man durchquert noch mehr Natur, einmal sogar ein Naturschutzgebiet. Direkt am Rhein gibt es keine Städte mehr, die werden durch einen Pflanzengürtel und eine Autobahn vom Fluss getrennt.
Unter dieser Autobahnbrücke lauschten wir dem dumpfen Dröhnen...

...und entdeckten die Überreste eines Fahrrads, dessen Besitzer die Hochwasser-Warnschilder möglicherweise ignoriert hat.

Polder dürfen nicht bebaut werden, denn sie werden manchmal überschwemmt und wenn dann da Häuser unter Wasser stünden, würde das irgendwie dem Ziel des Hochwasserschutzes widersprechen. Deshalb liegen direkt am Rhein keine Ortschaften, also mussten wir einen kleinen Umweg (2,5 Kilometer) über eine Landstraße machen, um unsere Pension im Dorf Grißheim bei Neuenburg zu erreichen.

1 Kommentar:

  1. Super, was ihr in der kurzen Zeit in Basel alles gesehen habt! Es sind gute Beschreibungen und schöne Bilder, sie geben einen anregenden Eindruck der Stadt. Es stimmt alles, was ich gelesen habe, bis auf eine Kleinigkeit: Das Gebäude hinter dem Tinguely-Brunnen ist das Theater. Das Tinguely-Museum ist auf der anderen Seite des Rheins gleich bei der ersten Brücke. Alles Gute für die weitere Rheinfahrt! Lieber Gruss vom B&B La vie en rose, Christoph

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