NEU! Das Bergparkleuchten - leuchtende Wasserfälle in Wilhelmshöhe

Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

10 September 2019

Von Oosterbeek nach Doorn

Dies ist nun also die Etappe, die ich damals mit der Bahn übersprungen habe. Ich bin mittlerweile zurückgefahren, habe sie nachgeholt und mir dabei noch Arnhem angeschaut. "Das ist ja... konsequent", sagten einige zu mir, weil sie offenbar nicht auf unschönerer Worte wie kleinlich und pedantisch zurückgreifen wollten. Ist es kleinlich, für eine Tagesetappe in ein anderes Land zu fahren? Ich möchte zumindest zu bedenken geben, dass ich ansonsten eine komplette Landschaft und mit Arnhem eine schöne Großstadt verpasst hätte. 
Seit Bonn gibt es keine Gebirge am Rhein mehr - eigentlich. Nördlich von Arnhem erhebt sich jedoch etwas, das in den Niederlanden einem Gebirge am nächsten kommt: Die Veluwe.

Die Radwege wurden hier teilweise schon ab 1980 ausgebaut, viel früher als in anderen Ländern und noch ohne EU-Fördergelder. Deswegen sind die Hinweistafeln leider einsprachig und ich kann hier nicht wiedergeben, was da so Interessantes steht.

Aber unserem Kartenbuch konnte ich zumindest ein paar Infos über die Veluwe entnehmen. Das ist eine Hügellandschaft aus Moränen und das größte zusammenhängende Waldgebiet der Niederlande. Wer hier konsequent der Strecke des Rheinradwegs folgt, erlebt schwere Steigungen, wie es sie zuletzt in der Schweiz gab.
Ich bin aber lieber eine Nebenstraße am Rand der Veluwe entlanggeradelt, auf der einen Seite den schönen Wald und auf der anderen den Fluss. So mag ich Gebirge am liebsten. Bei den Gebirgen am Mittelrhein ging das ja auch schon so gut.

Und noch etwas ist wie am Mittelrhein: Es gibt Burgen und Schlösser. Sie liegen aber nicht auf Berggipfeln, sondern im Flachland, umgeben von Wassergräben.
Das Kasteel (Schloss) Doorwerth sieht sehr prächtig aus. Das Jagdmuseum darin hat mich jetzt nicht so interessiert, aber durch den großen Innenhof kann jedermann kostenlos spazieren.

Dann führt der Radweg ein Stück an der Autobahn entlang.

Einmal bin ich ein Stück der Veluwe hinaufgestiegen. Der Wald wächst so dicht, dass es keine Aussicht gibt. Dennoch ist er ziemlich hell. Weiter oben sieht er ebenso freundlich aus wie unten. Zwischen den schlanken Bäumen liegt totes Holz herum.

Bei Wageningen ist die Veluwe dann auch schon zu Ende. Nach Norden hin geht sie natürlich noch viel weiter, der Nederrijn streift sie nur und ist für einige Kilometer die Südgrenze.
Hier verbirgt sich der Rheinarm gerade in einer weitläufigen Sumpflandschaft. Nur ein weißes Segel in all dem Grün lässt erahnen, dass da hinten ein Fluss ist. (Lastschiffe fahren da auch, aber die sind zu flach, um gesehen zu werden.)

Außerdem hat Wageningen einen schönen Park mit viel Entengrütze und wenigen, aber sehr satten Enten.

Die Wegführung auf dieser Etappe ist etwas rätselhaft. Die gelben Hauptstraßen, die in anderen Ländern für uns die Hölle darstellen, sind hier eine Verheißung. Die großen Straßen haben alle parallele Radwege oder zumindest Radstreifen. Dennoch leitet der offizielle Rheinradweg (Karte und Schilder) uns im Zickzack auf Nebenstraßen herum, sodass die Strecke viel länger wird. Diese Wege führen weder häufiger am Nederrijn entlang als die Haupstraßen, noch führen sie häufiger durch Ortszentren oder zu mehr Sehenswürdigkeiten. So viel schöner kann der Wald da hinten doch gar nicht sein, um all die Steigungen und Umwege zu rechtfertigen.

Der Weg überquert nun die Grenze von der niederländischen Provinz Gelderland in die Provinz Utrecht.
Sehr skurril sind diese Mülleimer in Form von Wurfnetzen.
Ich habe meistens den geradesten Weg genommen, zuerst an der Nebenstraße unter der Veluwe und dann immerzu an derselben Hauptstraße.
Unterdessen kommt leitet der offizielle Radweg die Reisenden aus den Hügeln herunter auf solche Deichwege ohne Fahrradstreifen und mit vielen Autos. Die führen näher am Fluss entlang.

Dafür verläuft an anderen Stellen nur die Hauptstraße nah am Fluss. Der ist nun von kleinen Matschseen umgeben.

Weil die Niederländer nur süße Lebensmittel herstellen können, gibt es viele Pfannkuchenhäuser und wenig andere Restaurants. In die Pfannkuchen ist alles mögliche eingebacken, sogar Fleisch und Käse. Wer viel Glück hat, erwischt sogar ein Pannekoekenhuis, in dem die köstlichen Dinger 8 und nicht 15 Euro pro Stück kosten.

Am Wegesrand liegt eine Gedenkstätte für Soldaten der Weltkriege. Die weißen, bizarren Gräber sehen alle exakt gleich aus.

In Rhenen ragt der Turm der Carunakirche über der Stadt auf. Die Verehrer der heiligen Caruna pilgerten alle hierher und machten die Stadt berühmt.

Im Kasteel Amerongen dankte der deutsche Kaiser Wilhelm 1918 ab, nachdem die Deutschen tatsächlich mal eine erfolgreiche Revolution auf die Beine gestellt und ihn verjagt hatten. Die Niederlande wollten ihn nicht ausliefern, auch wenn die Kriegsgegner das verlangten.

Windmühle, Kirchturm und Stadttor bilden das Ensemble einer typisch niederländischen Stadt, so auch in Amerongen.
Hinter Amerongen gibt es zwei Möglichkeiten. Ein Deichweg führt am Fluss direkt nach Wijk. Den hat meine Familie genommen. Er ist zwar kürzer, aber sie fanden ihn dennoch nicht so toll.
Er besteht nämlich aus weiß gestrichelten Streifen. Das ist die einzige blöde Art von Radweg in den Niederlanden. Diese Streifen sind teilweise nur 30 Zentimeter schmal und lassen häufig kaum Platz genug für ein Auto dazwischen.
Wirklich übel wird es, wenn ein Auto überholt und nicht ausweichen will - und man als Radfahrer auch kaum ausweichen kann, weil links und rechts Stacheldraht ist.
Später (bei Werkendam) sind wir erneut auf solch einen Weg gestoßen, aber zum Glück nur kurz.

Die andere Möglichkeit besteht darin, einen großen Bogen gen Norden bis nach Doorn zu machen. Diese Route habe zwangsläufig genommen, denn nur da oben, sogar noch ein gutes Stück hinter Doorn, gibt es einen Bahnhof. Natürlich bin ich auch hier nicht dem Rheinradweg im Zickzack durch irgendwelche Dörfer gefolgt. Ich bin einfach an der Hauptstraße geblieben, an die ich mich eh schon die ganze Zeit gehalten hatte. Sie führt durch einen großen, leuchtend dunkelgrünen Wald. Hier ist es sogar noch leicht hügelig, aber zur Veluwe gehört das nicht mehr, denn der Wald ist nicht mit dem Rest verbunden.
Selten habe ich das Radeln neben einer Hauptstraße so genossen wie an diesem Tag.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen