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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

10 September 2019

Von Gorinchem nach Papendrecht

In Gorinchem fahren Fähren nach Woudrichem und Sleeuwijk. Da passen nur Fußgänger und Fahrräder drauf, also fahren sie leider nur stündlich. Wir haben die Fähre nach Sleeuwijk genommen, um uns die Strecke etwas abzukürzen. Ansonsten müsste man ein paar Kilometer doppelt fahren, also an beiden Ufern, weil die Fähre ein Stück zurückfährt. Die Boven Merwede ist so breit, dass kräftige Wellen unser Schiff schaukeln ließen.
Die Industrie am Ufer lässt erahnen, dass die ländliche Idylle an der Linge hinter uns liegt. Bald wird es städtisch. Aber jetzt noch nicht.

Und dieses Meer aus Gewächshäusern ist eine etwas andere Art von Landwirtschaft als die Ponyhöfe nördlich der Waal.

Wer beim Rhein-Maas-Delta schon bisher nicht durchgesehen hat, darf nun endgültig aufgeben. Jetzt wird es richtig kompliziert. Selbst in Büchern über den Rhein begnügen sich die Autoren mit dem Hinweis, der Rhein sei unübersichtlich und ändere ständig seinen Namen. Aber ich versuche weiterhin, die Übersicht zu behalten.
Es gibt nun nämlich zwei Querverbindungen vom südlichen zum nördlichen Mündungsarm. Hier verabschiedet sich die erste Querverbindung, die Beneden Merwede. Dieser Querverbindung folgt der Rheinradweg auch so ganz grob.

Gegenüber liegt das ruhige Örtchen Werkendam. Es besteht aus schmalen, rötlichen Pflastersteinen.
In Werkendam mussten wir uns wieder mal zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden. Entweder wir folgen den Fahrradstreifen auf dieser Straße, dann ist der Weg viel kürzer.

Oder wir fahren eine extrem lange Schleife nach Süden am Rande des Biesbosch-Nationalparks. Weil die von unserer Karte empfohlen wurde, haben wir uns dafür entschieden. Im Nachhinein betrachtet war die Strecke zwar ganz nett, aber die vielen Kilometer Umweg war das nicht wert. Die erste Hälfte war sowieso überwiegend von Landwirtschaft geprägt, da war nix mit Nationalpark.
Mittlerweile sind die Radwege viel stärker befahren als am Anfang. Wir nähern uns den urbanen Zentren, deshalb sind hier auch viele Tagesausflügler unterwegs.

Das Fort Bakkerskil wurde zu einem Restaurant mit Bed and Breakfast umgebaut. Auf dem Dach konnten wir über grüne Hügel herumtollen oder uns in einem Schaukelsessel fläzen.

Die zweite Hälfte der Schleife führt dann an einem Flussarm entlang, der ungefähr den westlichen Rand des Biesbosch-Nationalparks bildet. Das war ziemlich schön. Der Flussarm hat verschiedene Abzweigungen nach Osten. Motorboote brausen darauf herum.
Höhepunkt der Schleife sollte die Fahrt mit der Fähre von Ponte Steur sein. Das ist die günstigste und zweitkleinste Fähre, die wir je genutzt haben, nur die auf Rügen war kleiner. Die Radfahrer drängten sich extrem dicht aneinander. Die Überfahrt kostet nur 75 Cent.

Naja, auf jeden Fall führt die Schleife dann wieder zurück in die Nähe von Werkendam. Daraufhin geht es so richtig durch den Biesbosch-Nationalpark, diesmal allerdings neben einer wirklich sehr stark befahrenen Hauptstraße. Ausgerechnet hier, wo das Fahren an der Straße wirklich anstrengend ist, schreibt es uns unsere Karte vor.

Was die Karte verschweigt: Direkt am Fluss führt fast bis zum Schluss ein einsamer Radweg entlang. Wir entdeckten ihn, als wir andere Radler in Flussnähe fahren sahen.

Diese plantschenden Kühe hat der kleine Bruder neidisch betrachtet, denn leider gab es keine Badestelle entlang dieser Strecke.
Ansonsten leben im Nationalpark auch zahlreiche Insekten. Unsere Schwester wurde zweimal von einer fiesen gelben Fliege gestochen. Auf mich flogen hingegen nur kleine schwarzen Fliegen, die in meiner Sonnencreme kleben blieben.

Der Biesbosch-Nationalpark ist ein Wirrwarr aus Flussarmen, Sümpfen und Seen. Hier kann das Delta mal wirklich Delta sein. So haben wir eine Vorstellung, wie der Deltarhein früher überall aussah.
Trotzdem führen auch viele Straßen durch den Nationalpark.
Das Besondere am Nationalpark ist, dass hier Gezeiten herrschen, das Wasser aber trotzdem Süßwasser ist. Das ist sehr selten in Europa.

Wohin wollen denn nun all die Autos? Zu dieser großen Fähre, die sie wieder aus dem Nationalpark hinausbringt. Mit der setzten auch wir ans andere Ufer über.

Die anderen nahmen dann eine Abkürzung durch diese schöne Allee mit originellen Rentner-Warnschildern.

Dieser Bunker wurde zum Pferdestall umgebaut.

Ich bin noch eine Schleife nach Süden gefahren. Dort verläuft der Radweg vor dem Deich. Anfangs führt er dabei ständig hoch und runter, ein einziges Auf und Ab. Kein Wunder, dass viele Radler lieber auf die Straße auf dem Deich ausweichen. Aber irgendwann bleibt der Weg unten. Andererseits gibt es dann auch nicht mehr viel zu sehen, wenn rechts der Deich und links die Büsche die Aussicht begrenzen.

Der Oosterhafen (Osthafen) wurde wohl gerade neu für Segelschiffe gebaut, inklusive Aussichtsplattform.

Einige Kilometer weiter folgt der Zuiderhafen (Südhafen). Hier wendet sich der Radweg wieder nach Norden. Wir verlassen die Waal/Boven Merwede.
Da hinten fließt sie zusammen mit dem Rest der Maas, der Bergschen Maas/Amer. Die beiden Flüsse umschließen den Biesbosch-Nationalpark.

Danach werden sie zu einem Gewässer namens Hollands Diep, und aus dem wiederum wird die Haaringvliet. Früher war das eine Meeresbucht, aber heute wird sie durch fette Stauwehre vom Meer abgetrennt. Deswegen gibt es im Biesbosch-Nationalpark Süßwasser.
Weiter südlich gibt es noch drei weitere solcher ehemaligen Buchten, da ist dann aber fast kein Rheinwasser mehr drin. Diese Buchten sehen auf der Landkarte ziemlich auffällig aus. In die letzte Bucht fließt die Schelde, die aus Antwerpen in Belgien kommt und auf den letzten Metern auch noch mitmachen möchte beim Rhein-Maas-Delta.
Aber wie gesagt, das sehen wir alles nicht, wir fahren wieder zum nördlichen Mündungsarm. Denn egal wie breit dieser Fluss und wie auffällig diese Buchten sind, die offizielle Rheinmündung ist das nicht.

Ah, noch ein ganz wichtiger Bestandteil des Rhein-Maas-Deltas: Der Slootwater auf einem Spielplatz bei Dordrecht. Ein Bade- und Matschparadies für Kinder. Diese können hier auch an der Pumpe dem Niedrigwasser etwas entgegensetzen.
Daneben haben wir gegrillt.

Auch Dordrecht ist so ein Mini-Amsterdam. Wer diese Tour fährt, kann sich einen Besuch der Hauptstadt eigentlich sparen.
Da hinten erhebt sich das Rathaus über einen Kanal.

Am Hafen von Dordrecht sehen wir die erste Querverbindung wieder, die Beneden Merwede.
Es gibt nämlich zwei Querverbindungen zwischen den beiden großen Mündungsarmen (Waal und Lek.) Die erste war die Beneden Merwede (im Bild rechts und in der Mitte), die sich schon bei Werkendam verabschiedet hat. Die heißt ab dieser Kreuzung in Dordrecht übrigens Noord. Die andere Querverbindung nennt sich Dordtse Kil und später Oude Maas und liegt weiter westlich vom Nationalpark, von der sehen wir nichts.
Noch nicht genug verwirrt? In Dordrecht gibt es außerdem noch eine Querverbindung zwischen diesen beiden Querverbindungen (im Bild links). Die heißt auch Oude Maas. Früher floss die Maas also hier lang, als der Rhein noch viel weiter nördlich war.
So, und diese Querverbindungen transportieren zusammen so viel Wasser nach oben, dass auf einmal wieder der nördliche Mündungsarm der Hauptarm des Rheins ist. Der Strom im Süden war zwar insgesamt breiter, aber da ist ja inzwischen auch ganz viel Wasser von der Maas drin. 58 Prozent des Rheinwassers landet am Ende wieder im nördlichen Arm.

Genau gegenüber von Dordrecht liegt Papendrecht. Dorthin fahren Wassertaxis quer über die Beneden Merwede, aber leider nur bis 19 Uhr. Das Taxis links im Bild war nur noch auf dem Heimweg in seinen Depothafen.
Die Betriebszeiten dieser Wassertaxis sind Teil eines Phänomens namens Niederländische Öffnungszeiten. Diese Öffnungszeiten sind zumeist stark eingeschränkt, völlig bescheuert und mit normalem Menschenverstand nicht zu begreifen. Ich meine, Dordrecht ist eine Großstadt! In Hamburg fahren solche Dinger die ganze Nacht.
Noch extremer ist dieses Phänomen bei Schwimmhallen, die teilweise um 17 Uhr oder 16:45 schließen, vor allem am Wochenende.

Tja, dann machen wir eben noch den Umweg zur Autobahnbrücke mit Fahrradweg.

In Dordrecht übernachten wir wieder in solch einem außersaisonalen Businesshotel wie in Duisburg. Wir landeten in der Etage der Konferenzräume, wo alles extrem großzügig war. Dort haben wir unsere fettigen Grillteller abgewaschen. Unser Vater entfaltete plötzlich Superkräfte und entlockte dem Zimmer all seine Geheimnisse, nämlich eine geheime Bodenklappe mit Steckdosen und ein Rollo zum Herablassen.

Das Hotel liegt auch noch direkt neben einem Freibad. Perfekt.

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