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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

10 September 2019

Von Buren nach Gorinchem

Die restliche Strecke ab Buren bin ich ganz normal mit meiner Familie im August gefahren. Weiter geht unsere Reise durch die ländliche Idylle zwischen den beiden Mündungsarmen. Unter diesem Strohdach wird Heu oder Brennholz aufbewahrt. Bei Bedarf kann es an den Stangen höhergestellt werden, damit mehr Platz ist.

Die De Korne fließt da hinten in die Linge rein. Diesem Flüsschen folgen wir heute nach Süden.

Gedermalsen ist bekannt für seine Obstplantagen. Deshalb steht in der Mitte des Kreisverkehrs eine riesige Obstkiste.

Danach folgt der Radweg den Schleifen der Linge. Wie gestern besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich die Schleifen über die Hauptstraßen-Radwege abzukürzen. Dazu besteht allerdings nicht so viel Grund wie auf der vorigen Etappe, denn der Weg an der Linge ist idyllischer und näher am Wasser.
Dort stand eine Mühle, deren Flügel sich noch drehten.

Drinnen stand ein Mann, der die Mühle erklärte und für uns an- und ausknipste. Sie wurde im 20. Jahrhundert wiederhergestellt, dazu wurde aus Kostengründen einfach der Kopf einer anderen Mühle gekauft und draufgesetzt. Anders als früher kann nun alles vom selben Stockwerk aus gesteuert werden. Viele Holzteile wurden durch Metall ersetzt. Denn sonst kann es passieren, dass sich die Mechanik bei starkem Wind nicht mehr bremsen lässt, immer heißer wird und Feuer fängt. Letzteres führte der Mann nicht vor.
Der Kleinste dazu: "Das ist wie Die Sendung mit der Maus, nur dass ich die Mühle selber anfassen konnte."

An den Ufern der Linge leben Ziegen, Ponys, Perlhühner, Esel, wilde und zahme Kaninchen, Schafe und ein Hahn, der fast so groß war wie die Schafe.

So sieht ein Fahrradschild in den Niederlanden aus. Es gibt bestimmte Knotenpunkte, zu denen die Schilder weisen. Das hier ist zum der Knotenpunkt 47, geradeaus geht es zur 51. Die Radwege haben auch Nummern. Anders als zum Beispiel in Tschechien ändern die sich aber sehr oft. Man muss sich also beim Radeln viele Zahlen merken.
Der Rheinradweg besteht zuerst aus den Nummern LF 3b, 13b, 17b, 15b oder irgendwie so... ist eigentlich egal. Der Streifen ganz unten zeigt das Rheinradweg-Logo, daran kann man sich auch orientieren. Manchmal steht da stattdessen auch ein Radweg namens Maasroute, dem kann man auch folgen.
Manche Schilder sind sehr klein und unauffällig geraten.

Die Obstwiesen werden von einem flatternden Plastikraubvogel an einer Leine bewacht.

An Verkaufsständen verkaufen die Anwohner Kirschen und andere landwirtschaftliche Produkte per Kasse des Misstrauens. Also im Prinzip wie eine Kasse des Vertrauens, nur halt ohne Vertrauen und mit Überwachungskamera.

Das Geld soll man in dieses Rohr werfen, wo es auf das Grundstück der Besitzerin rollt. Die ältere Dame kam auch sofort angelaufen und bückte sich nach den zwei Euro.

Der Radweg führt durch wohlhabende Örtchen mit Einfamilienhäusern, die sich gegenseitig per WhatsApp vor Einbrechern warnen.

Die haben ihre privaten Zugänge und Stege am Fluss.

Naja, für Durchreisende gibt es zumindest einen Rastpunkt mit klapprigen Plastikstühlen und hingeschmiertem Hinweisschild.

Da fuhren wir lieber etwas weiter und kochten am Rand eines Feldes Suppe auf dem Campingkocher. Im Hintergrund erhob sich diese Mühle, die sich ihrer heutigen Umgebung angepasst hat und zum Einfamilienhaus umgebaut wurde.

Auf der Linge war die nautische Variante eines Bierbikes unterwegs, nämlich ein rundes Schlauchboot mit Grill in der Mitte.

Am niederländischen Rheinradweg stehen mehrere Forts, wo Soldaten und Mauern dem jeweiligen Herrscher das Land sichern sollten. Im Gegensatz zu den Kasteels haben die keine hohen Türme. Sie bestehen nur aus grünen Hügeln, grauen Betonbunkern und roten Backsteinmauern.
Das hier ist ein besonderes Fort, nämlich das Geofort. Es enthält ein Geographie-Museum, das kinderfreundlich sein soll. Naja, zumindest für niederländische Kinder.

Das Museum besteht zu einem großen Teil aus Bildschirmen, auf denen Filme auf Niederländisch laufen. Vieles hatte keine Untertitel und war leider nicht zu verstehen. Übersetzungen waren nur per QR-Code verfügbar.

Maar er waren toch een paar coole stations. Hier hebben we getest of onze torens bestand waren tegen een aardbeving. Toen de tafel wiebelde, was mijn toren (aan de voorkant) extreem krom, maar hij stopte. Mijn kleine broertje had minder geluk (rechts). Op de achtergrond is te zien dat Nederlanders de neiging hebben om stervormig te bouwen, zowel met echte forten als met houten torens. Dat moet ergens in de genen zitten.

(Für eine Übersetzung scannen Sie den QR-Code. Nervig? Sie müssen sich dafür erst eine App runterladen? Sie haben gerade gar keinen Empfang und das WLAN funktioniert auch nicht? Sie haben den Code gar nicht gesehen? So wichtig ist es ihnen dann doch nicht, obigenText zu verstehen? Prima, dann habe ich Ihnen einen authentischen Eindruck vom Geofort vermittelt.)



Und hier bauen die Kinder aus Sand Höhenlandschaften. Ein Beamer projiziert die entsprechenden Farben auf den Sand. Falls sie einen Vulkan formen, sollten die Kinder aufpassen, dass ihnen keine projizierte Lava über die Hände läuft.

Das Fort hat auch ein Labyrinth aus Bretterwänden.

Das hat vier Kammern zu den vier niederländischen Elementen Vuur, Water, Aarde und Lucht. Aus jeder Kammer führen zwei Türen plus die, durch die man reingekommen ist. Andere Verzweigungen gibt es nicht. Das ist erstaunlich irreführend. Der Tausend-Türen-Tempel aus der Unendlichen Geschichte existiert wirklich!
Da alle Inschriften auf Niederländisch waren, habe ich allerdings nix über Feuer, Wasser, Erde und Luft gelernt und auch nicht kapiert, dass da irgendwo ein Rätsel versteckt war, mit dem man den Code an einer Tür im Feuerraum eingeben sollte, um herauszukommen. Ich dachte, die Tür sei nur für Mitarbeiter.

Auch der totale Durchblickstrudel, eigentlich eine völlig unmögliche Erfindung aus Per Anhalter durch die Galaxis, existiert auf einem der hiesigen Touchscreens wirklich! Er veranschaulicht die eigene Größe im Verhältnis zur Größe des Universums.
Sehr spektakulär gemacht ist die Reise zum Mittelpunkt der Erde in einem Simulator. Die hat auch englische Untertitel. Am Ende drückt die Lava gegen den Bildschirm und es entstehen Risse. Nichts für ängstliche Kinder.

Ganz interessant fand ich auch den Raum mit Landkarten, die dasselbe Thema anhand zwei verschiedener Maßstäbe darstellen und so beweisen, dass alle Kartographen Lügner sind - oder genauer gesagt, Vereinfacher.
Rechts im Bild ist eine subjektive Witzkarte zu sehen, wie man sie eher aus dem Internet kennt. Sie zeigt die Niederlande aus Sicht der Amsterdamer. Demnach durchqueren wir bei unserer Tour die Region "zu dicht bei Deutschland" und den "Biblebelt", unser Ziel ist der "Strand van Hooligans". Links sollte ich eine Karte meiner eigenen Perspektive auf die Niederlande zeichnen. Okay, bitteschön! Seit dieser Tour kenne ich ja schon recht viele Orte.

Einige Kilometer später erhebt sich am anderen Ufer Leerdam. Die Stadt ist für ihren Käse bekannt. Der Leerdamer wurde hergestellt, um die Vorzüge von Gouda und Emmentaler zu kombinieren.

Und immer noch macht die Linge regelmäßige Flussschleifen nach Norden und nach Süden, wie eine Sinuskurve. Langsam wird sie dicker. Mittlerweise fungiert sie auch als Grenze: Rechts liegt Südholland, links nach wie vor Gelderland.

Dann verlassen wir den Fluss für die letzten Kilometer. Wenig später besuchen wir noch einen schönen Badesee gegenüber von einem Zeltplatz.

Von da aus war es nur noch ein Katzensprung zur Unterkunft, weshalb wir nicht mehr zum offiziellen Radweg zurückgekehrt sind. Nur noch einmal unter der Autobahn durch und über die Grenze in die Provinz Südholland, dann sind wir da. Wir übernachten an einer Kreuzung am Stadtrand in einem Motel, denn im Zentrum gab es einfach keine bezahlbaren Unterkünfte übers Wochenende.
In den Niederlanden gibt es übrigens keine Wacht am Rhein, sondern eine Wacht op groen, und zwar an jeder Ampel.

Der eigentliche Radweg führt vorbei am Fort Vuren.

Dort stößt er dann auf die Waal, den südlichen Mündungsarm.
Am anderen Ufer liegt das Schloss Loevestein. Das wurde lange genutzt, um Zölle zu kassieren. Im 17. Jahrhundert war es ein Gefängnis. Darin sollte der Aufklärer Hugo Grotius seine lebenslange Haft absitzen, weil er so dreist juristisch begründet hatte, wieso der Staat auch über religiöse Angelegenheiten entscheiden durfte. Das gefiel den orthodoxen Ornaniern (übrigens bis heute das Königshaus der Niederlande) nicht so.
Seine Familie durfte ihn aber besuchen und ihm Bücher bringen, er durfte auch Bücher schreiben. Dadurch gelang es ihm, in einer Bücherkiste versteckt zu fliehen. Draußen erfand er das Volksrecht.

Und kurz darauf folgt am anderen Ufer das kleine Örtchen Woudrichem. Im historischen Hafen sehen wir zum ersten Mal einen Teil der Maas. Die Maas war früher ein selbstständiger Fluss, aber weil der Mensch so viel im Rhein-Maas-Delta verändert hat, ist sie jetzt eigentlich nur noch ein Nebenfluss des Rheins.
Hier kommt aber erst einmal nur die Afgedamde Maas. Der Großteil der Maas fließt noch weiter südlich.
Trotzdem ist das für die Niederländer Anlass genug, einfach den ganzen dicken Flussarm umzubenennen. Ab jetzt ist das nicht mehr die Waal, sondern die Boven Merwede. Große weiße Schilder weisen darauf hin, damit man die Übersicht behält.
Auf dem Wasser treffen außerdem drei niederländische Provinzen aufeinander, weil nun beide Flüsse als Grenze fungieren: Südholland liegt vorne, Gelderland hinten links und Nordbrabant hinten rechts.

Nanu, eine dreiarmige Mühle?

An unserem nördlichen Ufer liegt das Städtchen Gorinchem.

Hier ist gut zu erkennen, wieso die Unterkünfte im Stadtzentrum am Wochenende alle unbezahlbar waren: Gorinchem ist ein niedliches Mini-Amsterdam für alle, die nach Grachten trachten und von Bäumen träumen. Ein langer Kanal zieht sich rund um die Altstadt, und mittendurch fließt die Linge.

Am Hafen mündet die Linge dann in die Boven Merwede. Die Mündung besteht aus einer Schleuse, bei der das Tor zur Seite klappt.

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