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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

10 September 2019

Von Doorn nach Buren

Im August, am Abend meiner Katastrophen-Tour, bin ich am Bahnhof Drijbergen-Zeist ausgestiegen, um endlich meine Familie einzuholen. Zunächst musste ich dafür noch 15 Kilometer bis nach Wijk fahren. Ungefähr auf der Hälfte dieser Strecke liegt Doorn, ab da war ich dann auch wieder mehr oder weniger auf dem Rheinradweg.
Radfahren bei Doorn ist eine sehr entspannte Tätigkeit, auch oder gerade wenn man die ganze Zeit der Hauptstraße folgt. Die ganze Gegend ist eine Art riesiger Park, dessen Bäume vor Gegenwind schützen. Die Ortschaften gehen langsam ineinander über.

Am Straßenrand gibt es lauter niedliche Häuschen und Schlösschen zu entdecken.
Eins davon ist das Huis Doorn. Dort verbrachte der deutsche Kaiser seinen Lebensabend, nachdem er im Kasteel Amerongen abgedankt hatte. Im Museum stehen seine ganzen Sachen, die er sich mit 59 Eisenbahnwaggons aus Potsdam und dem Berliner Stadtschloss liefern ließ. Zuerst hoffte er noch, die Monarchisten würden sich erheben und alles würde wie früher. Später ging er davon aus, Hitler würde ihn nach seiner Machtergreifung zumindest als Grüßaugust einsetzen, ähnlich wie Mussolini in Italien. Als Hitler in seiner Antrittsrede versprach, die Weimarer Verfassung formal gesehen so zu lassen, war Wilhelm komplett paralysiert und lebte dann auch nicht mehr lange. Sein Grab darf erst nach Deutschland verlegt werden, wenn die Monarchie wiederhergestellt wird.
Das auf dem Bild ist nur das Eingangsgebäude, das Haus Doorn ist größer. Es sieht aber tatsächlich eher wie ein Haus als wie ein Schloss aus, großzügig und rechteckig. (Beim Kasteel Amerongen war das auch schon so. Das hieß aber trotzdem Schloss.)

Die Ortschaften haben kleine Kanäle und Backsteinhäuschen. Damit sehen aus wie Amsterdam als Dorf.

Die Radwege sind ein Traum. Breit und zweispurig führen sie neben jeder Straße entlang. Da stört es im Grunde auch nicht, dass auch Motorräder mitfahren dürfen - es sei denn, sie werden aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit ungeduldig und wagen gefährliche Überholmanöver.
Manchmal gibt's auch nur einen Fahrradstreifen auf jeder Seite. Dann muss man die Seite wechseln. Sollte man das manchmal etwas unauffällige Schild fietser overstrecken übersehen, wird man kurz darauf zum Geisterradler.
Vollends begeistert war ich dann an diesem Tunnel unter der Ausfahrt eines Kreisverkehrs. So macht man das, Duisburg! Nix mit 170 m Umweg für Ihre Sicherheit!

Gegen Ende führte meine Strecke noch ein bisschen am Kromme Rijn entlang. Das ist der historische Flusslauf. Der Kromme Rijn heißt später zum Leidse Rijn, dann Oude Rijn, fließt durch Utrecht und Leiden und mündet dann in die Nordsee (hier der Bericht eines witzigen Wanderers davon). Deswegen gibt es Ortschaften mit dem Namenszusatz "aan de Rijn" ab jetzt nur noch viel weiter nördlich, als wir auf dieser Tour kommen werden.

Begeistert erreichte ich Wijk bij Duursteede. Da steht eine Mühle, die als Stadttor fungiert. Auf den grünen Deichen leben zahlreiche Katzen.

Hier zweigt der Kromme Rijn vom Nederrijn ab.

Das Kasteel Dursteede ist eine Burg, die im Internet mit imposanten Fotos angibt, im analogen Bereich jedoch recht schüchtern ist. Sie versteckt sich hinter einem blickdichten, achteckigen Wäldchen und einem achteckigen Wassergraben. Manchmal wird sie für Veranstaltungen gemietet, öffentlich zugänglich ist sie nur einmal in der Woche oder so. Ansonsten bleibt die Zugbrücke oben. Aber auch von außen ist das ein faszinierender Anblick.

Direkt nebenan kreuzt der nördliche Mündungsarm (von vorne nach hinten) den Amsterdam-Rijn-Kanaal (von rechts nach links). Der führt vom südlichem Mündungsarm, der Waal, hinauf zum Nederrijn und weiter zu den Grachten der Hauptstadt. Flusskreuzfahrten auf dem Rhein fahren häufig da hoch und enden in Amsterdam, obwohl der Rhein da ja nun wirklich nicht hinfließt.
Der nördliche Mündungsarm heißt hinter der Kreuzung nicht mehr Nederrijn, sondern Lek. Der historische Rheinlauf ist ja auch schon weg, und von nun an treffen wir überhaupt kein Gewässer und keine Stadt mehr, die irgendwas mit "Rijn" im Namen hat. Dennoch führt der Rheinradweg hier entlang und folgt (zumindest grob) all dem Wasser, das ja nach wie vor vom Rhein kommt. Wir überqueren den Nederrijn kurz vor der Kreuzung mit einer Fähre, dann verlassen wir diesen Flussarm. Es ist Zeit, dass wir uns nach Süden wenden.

Am anderen Ufer heißt uns das Gelderland mit einem bizarren niederländischen Gruß willkommen zurück... oder soll das eine Grabinschrift sein?

Der Radweg führt kurz am Amsterdam-Rijn-Kanal entlang, dann überquert er ihn an diesem imposanten Stauwehr mit seinen grauen Klötzen.

Und nun schlagen die Niederlande wieder eine ganz neue Seite auf. Aus dem prächtigen Park wird ländliche Bauenhof-Idylle, aus breiten Straßen mit breiten Radwegen werden schmale Landstraßen. Vor den einzelnen Gehöften leben Ziegen und Ponys. Die ganze Strecke ist ein einziger Streichelzoo. Außerdem stand dort ein Käse-Automat herum.

Übernachtet haben wir in der Kleinstadt Buren.

Buren ist eine Festungsstradt mit einer alten Stadtmauer. Oben drauf stehen Kanonen, unten drunter wächst Gemüse. Daneben fließt das Flüsschen De Korne.

Was braucht eine alte niederländische Stadt noch so? Backststein-Stadttor ist vorhanden, Backstein-Kirchturm mit goldenem Ziffernblatt ebenfalls, und ein prächtiges Backstein-Rathaus macht die Stadt komplett.

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