Wir irrten auf und ab, die Autobahn im Blick, mal auf Radwegen, aber meist auf größeren Straßen.
In Barbis schoben wir die Räder an der gesperrten Brücke am DämonenDomänenweg vorbei. Nach wenigen Sekunden erkannte ich: Hier war ich schon mal. Damals stieg ich am Bahnhof Barbis aus, um die Stadt Bad Lauterberg im Harz zu erkunden. Allerdings sagte mir Google Maps, bis nach Bad Lauterberg wäre es noch über eine Stunde Fußmarsch.
Bei den meisten Harzstädten kann man relativ eindeutig sagen, ob sie im oder nur am Harz liegen. Bad Lauterberg kann sich da aber nicht so richtig entscheiden und liegt so halb im Harz. Der Vorort Barbis mit dem Bahnhof liegt noch außerhalb der Berge, das Zentrum jedoch verbirgt sich schon in einem Tal, wo keine Bahn mehr hinfährt.
Nur meine alte Karte behauptet steif und fest, ein abzweigendes Bahngleis würde bis ins Ortszentrum im Tal fahren. Diese Bahnstrecke sieht inzwischen so aus.
Bei meinem ersten Ausflug nach Lauterberg dachte ich mir: Na, dann geh ich mal los. Oh, und Google schlägt eine Alternativstrecke vor, an irgendeiner blauen Linie, also einem Bach, das ist sicher schöner als an der großen Hauptstraße. Was soll ich sagen: Es war schöner. Wesentlich schöner. Der sogenannte Philosophenweg ist eigentlich sogar das Beste an Lauterberg. Das Flüsschen Oder, das Radfahrern den Weg abschneidet, zeigt sich für Wanderer von einer freundlicheren Seite.
Für Radfahrer ist der Philosophenweg allerdings nicht geeignet. Bei unserer Radtour sind wir also auf dem gepflasterten Radweg an der Hauptstraße entlanggesaust. Huhu, Autobahn! (Das ist nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen!)
Und das ist das Zentrum von Bad Lauterberg. Es kuschelt sich in grüne Berge, welche aus Vulkanen entstanden sind. Zum Bergbau sind die nicht so geeignet.
Deshalb ist Lauterberg schon lange eine Kurstadt, also gibt es logischerweise einen Kurpark mit Fontänen, Statuen, Bänken und Büschen.
Ganz hinten im Tal liegt das Schwimmbad Vitamar. Dieses Bad möchte nicht überfüllt sein und wünscht daher keine Berichterstattung, die zu große Publicity bringt. Aber da dieser Blog ja nun nicht von soo vielen Menschen gelesen wird, schreibe ich hier trotzdem einfach mal: Dort gibt es die beste Wasserrutsche im Harz und eine der stärksten Wellenmaschinen Deutschlands.
Hier verabschieden wir uns wieder von der Oder. Ein paar Kilometer weiter wird sie von einem grasgrünen Wall gestaut. Dieser moderne Stausee erinnert an den Sösestausee. Viel interessanter ist der zweite Stausee weiter oben.
Der Oderteich stammt von 1715, da waren Stauseen gerade erst erfunden worden. Dafür ist er ziemlich raffiniert gebaut, zum Beispiel mit Steinsäulen, die gefährliche Eisschollen rechtzeitig zerschlagen sollen. Die Staumauer erinnert eher an eine Burgruine, aber sie hält immer noch und bietet obendrauf auch noch Platz für eine Bundesstraße. Der Teich ist von farbenfroher Heide umgeben und hat sogar einen Badestrand. Das Wasser schimmert rötlich, als wäre der Grund irgendwie verrostet.
Kurz dahinter entspringt die Oder im
Bodebruch.
Die eigentümliche Geographie von Bad Lauterberg hat für Radler, die um den Harz herumwollen, leider gewisse Nachteile. Es führt zwar von Westen ein Radweg komfortabel in das Tal hinein, doch wenn man wieder hinaus und weiter nach Osten möchte, hat man die Wahl, zurückzufahren und die stark befahrene Hauptstraße zu nehmen - oder man überwindet einige Bergrücken auf matschigen Waldwegen. So ist das halt bei einer Radtour um ein Gebirge: Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, auch in die Berge hineinzufahren. (Bei einer Tour um einen See hingegen ist es mir bislang noch nicht passiert, dass ich in den See hineinfahren musste.)
Okay, wir müssen also einen matschigen, steilen Waldweg aus Bad Lauterberg hinaus nehmen. An sich ja nicht so schlimm. Nur: Matschiger steiler Waldweg aus Bad Lauterberg ist nicht gleich matschiger steiler Waldweg aus Bad Lauterberg. Wir wählten die Abzweigung zum komplett falschen matschigen Waldweg.
Das wurde uns jedoch erst klar, als wir viel weiter oben waren und einer alten Bekannten begegneten: Der Autobahn. Der wir laut Karte eigentlich überhaupt nicht begegnen sollten. Und die laut Karte eigentlich auch erst in Planung und noch gar nicht fertiggestellt war. Wie alt ist diese Karte bitte?
Es war nicht der einzige Verfahrensfehler an diesem Tag, auch westlich von Barbis unterlief uns einer.
Dort führte der Radweg an der Oder (die nun über die Ruhme in die Leine fließt) entlang und wurde immer wilder und schmaler...
...und dann war auf einmal Ende Gelände. Meine veraltete Karte stellte diese Ecke irgendwie ganz anders dar, als sie war. Zum einen zeigte sie ein abzweigendes Bahngleis, das gar nicht existierte. Vor allem sollte es aber einen Radweg unter den Gleisen hindurch geben. Davon war nichts zu sehen.
Vor uns: Wasser. Rechts: Wasser. Links: Mehrere Bahngleise, im Hintergrund der Turm eines Stellwerks, aus dem uns jemand misstrauisch beäugte. Die Gleise illegal überqueren war also definitiv keine Option.
Notgedrungen quetschten wir uns unter dieser Brücke durch. Auf der anderen Seite fanden wir nach wenigen Metern den richtigen Radweg.
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