NEU! Das Bergparkleuchten - leuchtende Wasserfälle in Wilhelmshöhe

Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

04 September 2010

Ilmenau: Von Bad Bevensen nach Bad Bodenteich

Der restliche Ilmenau-Radweg besteht aus Landstraßen, Kanalkieswegen und Matschwegen.

Los geht's am Ausgang von Bad Bevensen mit den Matschwegen. Die sind eigentlich ganz gut zu befahren, bieten aber ihre eigenen Gefahren. Ein Mann schnitt dort seine Hecke und ließ direkt vor mir eiskalt eine lange Ranke voller spitzer Dornen fallen, die den gesamten Weg blockierte. Irgendwas hatte der wohl gegen Radfahrer.

Nun war ich schon tief in die Lüneburger Heide eingedrungen, doch alles was ich sah, war Wald mit Sandboden. Die Lüneburger Heide ist halt zum größten Teil ein Wald. Doch ab und zu sind da drin noch Stellen mit richtiger Heide verborgen. Hier liegt endlich mal eine davon direkt am Weg: Die Bünstorfer Heide. Auf der Karte sah das nach einem winzigen Fleck aus, deshalb war ich überrascht, wie groß sie doch war: 15 Hektar. Darin verbergen sich insgesamt 59 Hügelgräber aus der Bronzezeit.
Das Heidekraut befand sich schon im Winterschlaf, also stellen sie sich bitte einfach vor, dass all die braunen dürren Büschel violett blühen. Wenn schon die Bünstorfer Heide meine Erwartungen derart übertrifft, bin ich echt gespannt auf die Heide am Wümmeradweg, die ungefähr hundertmal so groß ist.

Typisch für die Lüneburger Heide sind auch die Heidschnucken, das ist eine schnuckelige Schafsart.

Als nächstes musste ich auf einigen Landstraßen hin und her gurken. Am Horizont tauchte ein hohes Grasgebilde auf, das sich wie ein riesiger Damm durch die Landschaft zog. Die Landstraße führt zusammen mit der Ilmenau unten durch. Das ist der Elbe-Seitenkanal - ihn und eine seiner bezaubernden Betonunterführungen kannte ich bereits vom Allerradweg. Dieser Kanal verläuft ab jetzt parallel zur Ilmenau.
Obendrauf sah ich einen Radfahrer. Zweifellos hatte er da oben eine schöne Aussicht - ich wollte da auch gern hoch. (Als mir kurz darauf Gegenwind entgegenblies und ich mich fragte, wie windig es da oben wohl sein musste, war ich mir diesbezüglich nicht mehr so sicher.)
Leider gab es außer einer langen Treppe keine Möglichkeit, nach oben zu gelangen. Also folgte ich der Landstraße noch um etliche Ecken, fuhr ein zweites Mal unter dem Kanal durch und durch einen weiteren Matsch-Waldweg.

Als nächstes wollte ich die Wegvariante am Jastorfer See wählen, der für seine Vogelarten bekannt ist, aber der Weg dorthin verlor sich immer mehr in der Wildnis. Die Vögel wird es freuen, dann haben sie ihre Ruhe.

Langsam wurde der Kanal-Damm niedriger, an seinem Rand tauchten Wälder auf und endlich hatte ich die Möglichkeit, auf einen Kanalkiesweg zu wechseln. Schnurgerade erstreckt sich das Wasserband bis zum Horizont - oder besser gesagt, bis zur nächsten Kurve, denn völlig schnurgerade ist der Kanal doch nicht. An beiden Ufern verläuft ein schnurgerader (wie gesagt, bis zur nächsten Kurve) Kiesweg, auf dem einige Radler und Spaziergänger unterwegs waren. Kanalradwege sind schon was Feines.
Überrascht stellte ich fest, dass ich das Frachtschiff Timaja locker überholen konnte. Seltsam - am Rhein ist es mir schwergefallen, mit solchen Kähnen mitzuhalten.

Kurz vor Uelzen verlässt der Ilmenau-Radweg den Kanal und schlängelt sich durch die Vororte. Brücken überspannen den Fluss.

Einige davon sind sehr lang, weil dem kleinen Flüsschen überraschend große Auen zum Überfluten zur Verfügung stehen.


Das außergewöhnlichste Bauwerk von Uelzen ist der Hundertwasser-Bahnhof. Das Umsteige-Erlebnis in dieser schrägen, bunten Bahnstation wird freilich dadurch getrübt, dass sämtliche Güterzüge Deutschlands durch Uelzen geleitet werden, zum Beispiel eine kilometerlanger, lautstarker Waffentransport-Bahn mit dicken Panzern. Was würde der friedliebende Architekt Friedensreich Hundertwasser dazu sagen?


Der Rest der Stadt ist eher unauffällig, aber hier und da sind ein paar hundertwässrige Gestaltungselemente zu entdecken. Der Pfad der Steine führt vom Bahnhof zur Innenstadt. Auf den Steinen hat die Künstlerin Dagmar Glemme Mythen von verschiedenen Ureinwohnern der Welt dargestellt. Ein anderes Relief erinnert an den dänischen Hofkomponisten Friedrich Kuhlau, der in Uelzen geboren wurde. (Ossis kennen seine berühmte Ouvertüre von der Olsenbande.)

Hinter Uelzen beginnt der nächste Wald, in dem ich quer über eine feuchte Wiese gestapft bin, um den Beginn der Ilmenau zu sehen. Eigentlich könnte der Radweg hier schon zu Ende sein.
Die Ilmenau hat mit der Donau mehr gemeinsam als nur das -au. Es gibt keine offizielle Ilmenauquelle, stattdessen gilt:
Die Gerdau (rechts) und die Stederau (Mitte)
bringen zuweg die Ilmenau.

Der Rest des Donaugedichts müsste umgeschrieben auf die Ilmenau folgendermaßen lauten:
Luhe, Bienenbüttler Mühlenbach, Barnstedt-Melbecker Bach und Hasenburger Mühlenbach
fließen ihr von links her nach.
Wipperau, Röbbelbach, Wohbeck, Vierenbach, Dieksbach, Neetze, Ilaugraben
fließen rechts zu ihren Gestaden.


Der Radweg geht aber noch ein bisschen weiter. Der Radfahrer kann nun wählen, welchem Wasserlauf er folgen möchte. Eine Variante bringt die Radler entlang der Gerdau in Richtung Suderburg und zum Museumsdorf Hösseringen.
Die Hauptroute folgt der längeren Stederau.

Kurz darauf treffen wir erneut auf den Elbe-Seitenkanal. Dort teilt sich die Stederau in die Bäche Esterau und Aue, wobei wir der längeren Aue folgen. Sie sehen: Die Ilemnau entsteht aus einem unübersichtlichen Wirrwarrr an Bächen, deren Namen zwingend ein au enthalten müssen.
Es gibt hier aber etwas viel Eindrucksvolleres zu sehen als diese banale Bachverzweigung.

Der Elbe-Seitenkanal verbindet die Elbe mit dem Mittellandkanal. Dabei hat er folgendes Problem: Der Mittellandkanal ist 61 Meter höher. Was macht man da? Man baut zwei Schleusen, eine bei Lüneburg und eine bei Uelzen (nämlich die hier). Dieses Monster aus hohen Mauern und tiefen Betonbecken transportiert die Frachter gaaanz laaangsam unter qualvollem Quietschen und tiefem Rumpeln 23 Meter nach oben. Auch meine Begleiterin von vorhin, die Timaja, stand dort in der Schlange und wartete, bis sie nach oben durfte.

Nach einigen Kanalkilometern geht es wieder nach unten. Die Schilder leiten alle Radler noch auf eine Runde durch das idyllische Backstein- und Ziegendorf Wieren inklusive alter Wassermühle. Ich habe überlegt, ob ich mir diese Runde nicht einfach abkürzen soll, aber im Nachhinein bin ich doch froh, dass ich es nicht getan habe.

Denn es folgte nur noch eine letzte Landstraße, auf der es nicht mehr so viel zu sehen gab. Dann war ich auch schon am Ziel.

Auch durch den Zielort gibt's noch so eine idyllische Umweg-Runde. An dieser Rundfahrt liegen eine mittelhässliche katholische Kirche, die Aue und eine Burg.
Das Kurstädtchen am Ende der Strecke heißt Bad Bodenteich. Die Burg heißt Burg Bodenteich und sieht eher aus wie ein norddeutscher Gutshof . Die eigentliche Burg steht fast gar nicht mehr, die großen Backsteinhäuser sind erst ab dem 16. Jahrhundert entstanden.

Bad Bodenteich macht seinem Namen alle Ehre, denn es gibt dort nicht nur jede Menge Erdboden (mit dem man auf einem Barfußpfad intensiv in Kontakt treten kann), sondern auch mehrere hintereinander geschaltete Teiche. Das schwarze Wasser wird von Enten bewohnt und von Häusern, Bäumen, Schilf und weißen Metallbänken umgeben. Die Aue fließt da durch.
Auf der anderen Seite geht der Bach noch weiter, verzweigt sich und ändert noch zweiundfünfzigtausendmal seinen Namen, bevor da irgendwann mal eventuell eine Quelle kommt. Einen Radweg direkt dorthin gibt es offenbar nicht, und deshalb wurde Bad Bodenteich als schöner Schlusspunkt (oder eigentlich Startpunkt) des Radwegs festgelegt.
Als ich den Bahnhof erreichte, fragte mich der Lokführer durchs Fenster, ob ich mitfahren wolle. Ich sah die Anzeige und sagte "Nee", er fuhr ab. Eine Minute später stellte ich fest, dass ich da doch hätte einsteigen sollen. So erhielt ich die einmalige Gelegenheit, noch eine Stunde am Bad Bodenteicher Bodenteich auf einem der weißen Stuhl zu sitzen und zu lesen. Es war still und friedlich, aber irgendwann auch saukalt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen