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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

02 September 2021

Weser: Von Hann. Münden nach Beverungen

Der ehrliche Reiseführer zum Weserradweg


Weser-Tag 1: Im Zweifel links

gefahren im: Mai 2020
Start: Hann. Münden, Weserstein/Bahnhof
Ziel: Burg Beverungen/Bahnhof Lauenförde-Beverungen
Länge: 51,5 km
Weserquerungen: 2 (Brücken)
Ufer: fast nur links
Bundesländer: Niedersachsen, Hessen, NRW
Landschaft: niedriges, aber schönes grünes Tal
Wegbeschaffenheit: meist Asphaltradwege
Steigungen: rechts stark, links harmlos
Wetter: ideal sonnig
Wind: leichter Gegenwind
Highlight: Hannoversche Klippen
Größte Hürde: keine, alles lief perfekt
Zitat des Tages: "Das Mühlensterben war in vollem Gange und unser Künstler dachte darüber nach, wie er dafür sorgen kann, dass auch die Nachwelt diese Mühlen noch zu sehen bekommt."
- Einführungsvortrag am Mühlenplatz -


1. Ihre Reise beginnt in Hann. Münden. Nennen Sie es einfach so und ignorieren Sie den Abkürzungspunkt nach dem Hann. Eigentlich steht es für Hannoversch Münden, aber so wird die Stadt nur noch auf Gullydeckeln und in Versicherungsbriefen genannt. Jeder, wirklich jeder andere schreibt und spricht nur Hann.

Nehmen Sie sich ein bis zwei Stunden, um durch Hann. Münden zu schlendern, denn Hann. Münden ist schön. Sie können auch die Blätter des chinesischen Taschentuchbaums bewundern (dessen Blätter wie Taschentücher aussehen sollen), mittelalterlich thematisierte Wurst essen, das Welfenschloss (nur von außen) bewundern und in der Kirche des Heiligen Blasius knien und beten.

2. Überqueren Sie schließlich auf einer langen Holzbrücke einen rauschenden Kanal mit Stauwehr, der Werra und Fulda verbindet. Sie landen auf einer Insel inmitten von Flüssen, die größtenteils von einem Parkplatz bedeckt wird. An ihrer Spitze befindet sich unter den ausladenden Ästen einer Kastanie der Weserstein. Die Weser hat keine offizielle Quelle, aber ihr Startpunkt macht eine Menge her. Lesen Sie am Zusammenfluss der Werra und Fulda das berühmte Gedicht.


3. Achten Sie darauf, dass Sie dem richtigen Fluss folgen. Hann. Münden ist ein Radweg- und Flussknotenpunkt. Hier enden der Werra- und Fuldaradweg und es beginnen der Weser- und der Weser-Harz-Heide-Radweg. Auf letzterem sind es nur ca. 35 km bis zum Leineradweg.

Sofern Sie schwere Steigungen vermeiden möchten, fahren Sie zunächst am linken Ufer der Weser. Die Anstiege dort sind völlig harmlos. Verlassen Sie dazu Hann. Münden über die große Fuldabrücke und biegen Sie rechts ab. Nach kurzer Zeit ist aus der Fulda die Weser geworden. Folgen Sie der B80. Rechts liegt der Bramwald in Niedersachsen, links der hessische Reinhardswald.

Seit Kurzem ist der Weserradweg Deutschlands beliebtester Radweg. In einer Umfrage hat er den Elberadweg von der Spitzenposition verdrängt. Stellen Sie nach wenigen Metern fest: Mit Recht.


4. Nach den ersten unbesiedelten Kilometern passieren Sie die schönen Fachwerkstraßen von Reinhardshagen (linkes Ufer) und Hemeln (rechtes Ufer). Die Orte sind lebendig und einladend. Zum Essen gehen ist es allerdings noch zu früh, also fahren Sie weiter.


5. Erst einmal durchqueren Sie noch ein paar Kilometer dunkelgrüne Wildnis. Diesmal können Sie ein wenig Abstand zwischen sich und die B80 bringen.


6. Na schön, in Gieselwerder dürfen Sie was essen. Nehmen Sie am besten das griechische Restaurant an der Kreuzung. Hier bekommen Sie selbst bei komplizierten Pandemie-Auflagen schnell etwas Leckeres auf den Tisch.
In Gieselwerder entstand 1813 die letzte Fachwerkkirche Hessens (rechts im Modell).


7. Besuchen Sie auf jeden Fall den Mühlenplatz, dazu müssen Sie sich nicht weit vom Radweg entfernen. Lassen Sie sich zunächst den Einführungsvortrag vom Mann an der Kasse geben: Ein Künstler aus Kassel war über das Mühlensterben in Deutschland besorgt und wollte die Wassermühlen für die Nachwelt erhalten. Sein Hobby war der Modellbau.
Logische Konsequenz: 1969 eröffnete ein Freilichtmuseum, das Wassermühlen aus allen Regionen Deutschlands zeigt. Es ist nicht allzu riesig, aber das ist der Eintritt mit 2,5 Euro ja auch nicht.


Die Modelle sind mit kleinen Tieren, Menschen und Wäscheleinen bestückt und durch plätschernde Kanäle und Aquädukte verbunden. Durch seine zarten Ströme und die drehenden Mühlräder ist die Anlage ebenso lebendig wie eine Modellbahnlandschaft.



Außerdem zeigt sie die spektakulärsten deutschen Burgen, wobei das Modell der Wartburg sicherlich am größten und eindrucksvollsten ist. Hinzu kommen einige Burgruinen, Brücken, Kirchen und Rathäuser aus der Region.


8. Erkennen Sie einige Kilometer später eines der Modelle (vier Bilder höher, ganz links) in der Realität wieder: Die Klosterkirche von Lippoldsberg.

 

In der Flusschleife bei Bodenfelde kommen wieder Bahngleise ins Tal, damit auch Bahnreisende die spektakulärste Stelle der Oberweser sehen können. Verpassen Sie das verschlafene Bodenfelde am anderen Ufer, da müssen Sie nicht hin.
Falls Sie allerdings während einer Bahnfahrt von Göttingen nach Paderborn hier festsitzen, können Sie problemlos eine Runde durch die idyllische Ansammlung aus Schiefer, Fachwerk, Ziegelsteinen und efeubewachsenen Schornsteinen drehen. Eigentlich reicht die Zeit sogar für drei bis vier Runden. Die Nordwestbahn hat in Bodenfelde sage und schreibe 45 Minuten planmäßigen Aufenthalt.


9. Wieder ein paar unbewohnte Kilometer. Diesmal werden Sie begleitet von der guten alten B80, einer Leitplanke und einer hohen grünen Blätterwand.


Lassen Sie Ihre Fantasie schweifen: Sieht dieses flauschige grüne Feld nicht ein bisschen aus, als würde eine gewaltige haarige Raupe im Wesertal liegen?


10. Überqueren Sie die Weserbrücke im schicken weißen Bad Karlshafen.


Es besteht aus Kuranlagen, weißen Hotels und die Wesertherme. Rechts fließt ein völlig unterschätzter, unbekannter Nebenfluss namens Diemel in die Weser.


11. Schließen Sie Ihr Rad am Bahnübergang hinter der Stadt an und dringen Sie in den Wald ein.


Erklimmen Sie eine geheimnisvolle Treppe im Wald, deren Gestaltung offenbar dem Spiel Temple Run entnommen wurde.


12. Sobald Sie oben an der Straße angekommen sind, gehen Sie auf einem anderen Weg wieder den halben Hügel runter. An der Straße liegt das Dreiländereck von Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfahlen. Ab jetzt ist die Weser die Grenze zwischen Niedersachsen und NRW.


13. So schön das Wesertal auch ist, irgendetwas fehlte bisher noch: Ein paar prächtige Felsformationen. Unter den Wurzeln der Bäume verbirgt sich Buntsandstein, doch davon war noch nicht viel zu sehen. Das liegt auch daran, dass ein Großteil davon längst in Steinbrüchen abgebaut wurde.
Nur bei Bad Karlshafen gucken die Sandsteinblöcke heraus. Das sind die sogenannten Hannoverschen Klippen. Um aus diesem einen Felsenfleck das Maximum herauszuholen, wurde der Weser-Skywalk errichtet. Lassen Sie sich den nicht entgehen, felsiger wird es heute nicht mehr!


Betreten Sie zögerlich den Gitterboden und laufen Sie über den Klippen. Entziffern Sie die Inschriften der Liebesschlösser. Einige davon wurden von unten an das Gitter gehängt - wie auch immer die akrobatischen Liebenden das geschafft haben.


14. Nachdem Sie die Aussicht bis zur Burg Herstelle ausreichend genossen und fotografiert haben, steigen sie wieder hinab und folgen Sie dem Radweg dort unten entlang der Bahngleise.


15. Kehren Sie auf der nächsten Brücke ans linke Ufer zurück. Mit dem Linken fährt man besser.


16. So können Sie nämlich am Fluss weiterfahren. Das Ufer der Weser besteht jetzt aus merkwürdigen Buchten, deren Ränder mit Steinen befestigt wurden. Diese Buhnen begrenzen den Flusslauf zum Zwecke des Hochwasserschutzes.


17. Ihre erste Etappe endet zwischen den Städten Beverungen (linkes Ufer, NRW) und Lauenförde (rechts, Niedersachsen). Von der Burg Beverungen ist nur noch ein einziger Turm (im Bild links) übrig. Hier können Sie in der Mitte einer Baustellenbrücke nach Lauenförde wechseln. Beverungen sieht zwar schöner aus, Lauenförde hat dafür einen Bahnhof.


Vergessen Sie nicht, Ihre Uhr umzustellen: Der Bahnhof liegt in einer anderen Zeitzone.

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