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08 September 2021

Weser: Von Nienburg nach Verden

Weser-Tag 7: Angezogen unter Wölfen

gefahren im: April 2021
Start: Nienburg, Bahnhof
Ziel: Verden, Bahnhof
Länge: fast 60 km, mit Abkürzungen nur fast 50 km
Weserquerungen: 2 (Brücken)
Ufer: etwas mehr rechts als links
Bundesländer: nur Niedersachsen
Landschaft: flache Äcker, Deiche und Kanäle, aber irgendwie schöner
Wegbeschaffenheit:
 Gegenteilwege, kleine Ackerstraßen
Steigungen: nur über Deiche
Wetter: auf die coole Art bedeckt - tolle Wolkenformen mit Sonnenstrahlen dazwischen
Wind: wohlgesonnener Westwind
Highlight: Wolfcenter Barme
Größte Hürde: leichte Blasenunterkühlung
Zitat des Tages: "Jetzt kommen Hirschrippen - Spare Rips. Da hört man ein Knacken, wenn sie die zerbeißen. Wenn wir Rehrippen nehmen, müssen die das nicht machen, die fressen sie wie Salzstangen." - Tierpfleger bei der Wolfsfütterung -


1. Umfahren sie das Hafenbecken von Nienburg in Richtung der Weser.



Genießen sie das kurze Stück zwischen Büschen und dem Fluss, denn auf dieser Tagesetappe werden sie am wenigsten von der Weser zu sehen bekommen.


2. Warum also viel Zeit in diesem Flachland verbringen? Klar, wenn das Wetter mitspielt (zumindest mehr als bei der letzten Etappe), sieht es auch ganz nett aus. Aber so viele Kilometer durch Äcker kurven und dabei kaum etwas vom Fluss sehen? Nee. Nehmen Sie jede Abkürzung, die sie kriegen können.
Fahren Sie dazu zunächst am rechten Ufer unter einer Bahnbogenbrücke durch und dann über das Weserwehr von Drakenburg ans andere Ufer. Bei genauerem Hinsehen erkennen Sie vielleicht, welche Brücke hässlicher ist.


Machen Sie es beim Abkürzen wie die Lastschiffe - folgen Sie einem der vielen Schleusenkanäle, die eine Flussschleife überspringen.
Beachten Sie, dass die Karte auf diesem Abschnitt Gegenteiltag spielt. Sie sagt, das hier am Kanal sei ein schlecht befahrbarer Weg.


Das hier hingegen ist ein asphaltierter Weg. Sieht man ja.


3. Noch kürzer wird es, wenn Sie anschließend dem Radweg an der Bundesstraße folgen.


Die architektonischen Highlights an dieser Straße sind die Fachwerk-Bushaltestelle und die Zwillings-Kirchtürme in Bücken (ziemlich seltsam, so ein großer Dom für so ein Dorf). Mangels niedriger Durchgänge müssen Sie sich in Bücken nicht bücken.


4. Einige Kilometer vor Hoya lohnt es sich dann, wieder in Richtung Weser zur fahren. Legen Sie eine Pause zwischen Deich und Kläranlage im Gras ein, ohne zu wissen, dass sich wenige Meter entfernt Bänke mit Weserblick auf dem Deich befinden.


Bei den blauen Brücken von Hoya wechseln Sie ans rechte Ufer und folgen der Straße. Dies ist der geographische Mittelpunkt Niedersachsens. Zwischen den Brücken steht ein rosa Schloss. Früher saßen da Grafen drin, heute Richter am Amtsgericht - wie fast überall in niedersächsischen Schlössern.
Fahren Sie einfach dreist über die große Baustelle, auch wenn nicht ganz klar ist, ob man das darf. Aber die Bauampel zeigt ja grün.


Stören Sie die Dorfhäuser in ihrem natürlichen Lebensraum nicht, das sind sehr scheue Wesen.


5. Rasen Sie über den Radweg an der Waldstraße und erreichen Sie viel früher als geplant den Abzweig zum Wolfscenter. Lassen Sie Ihr Geld im Eingangsgebäude und durchschreiten Sie das Wolfsmuseum. Hinter dem Haus wurden Teile des Waldes eingezäunt. So entstehen fünf Wolfsgehege und noch ein paar mit anderen Tieren. Das hier ist eigentlich schon ein kleiner (dem Eintrittspreis nach sogar ein mittelgroßer) Zoo.

Normalerweise besteht ein Wolfsrudel aus Eltern mit Kindern. Wenn die Kinder im Wolfcenter erwachsen werden, kann man sie aber nicht alle voneinander trennen. Deshalb leben in den Gehegen oft Zweier- oder Dreiergruppen aus Geschwistern. Solange da nur ein Weibchen drin ist, vertragen die sich. Meistens.
Sehen und riechen Sie die Unterschiede zwischen den Wolfsarten. Die grimmigen Grauwölfe hier sehen sehr elegant aus.


Die braunen, hageren Präriewölfe verbringen ihre ganze Zeit offenbar nur mit der Ausscheidung von Verdauungsprodukten. Beobachten Sie sie dabei und falls Sie es dann immer noch nicht glauben, holen Sie ganz tief Luft. Das sind die reinsten Stinkwölfe.


Am schönsten sind die weißen Polarwölfe (die lieber am Hudsonbay als am Nordpol leben). Die haben eine weitaus größere Palette an Tätigkeiten. Streicheln Sie nicht das weiche weiße Fell, auch wenn es noch so verlockend aussieht. Beobachten Sie lieber aus der Nähe, wie die weißen Wuschel schleichen, schlafen, gähnen, melancholisch gucken (der eine kann das richtig gut), ihr Geschäft wie Katzen vergraben, kämpfen (wenn es richtig laut wird, heißt das, dass es nur Spaß ist) und Vögeln auflauern, die so unklug waren, in ihr Gehege zu flattern. Keine Sorge, die Vögel entkommen, soweit ich das beobachtet habe. 


Deshalb schmeißt ein Tierpfleger denen regelmäßig 4 Kilo Fleisch rein. Beobachten Sie dies bei einer Fütterung. Die Wölfe sammeln jedes Stück auf, streiten sich gelegentlich um eins und übersehen auch mal eins, wenn zu viel auf einmal geworfen wird. Der schnellere Wolf hat am Ende immer mehr zu fressen. Im Grunde also wie Enten.


Weitere, eher unbekannte Wolfsarten sind das Alpaka und der Falke.
Wenn die Greifvögel gerade nicht zum Fliegen rausgelassen werden, sitzen sie an einer kurzen Leine. Das sieht nach Tierquälerei aus, macht aber laut Schild nichts, weil sie eh von Natur aus 90 Prozent des Tages rumchillen und sich vom Fliegen erholen.


7. Verwechseln Sie diese Orte nicht:
  • Verden ist die Stadt, die heute Ihr Ziel darstellt.
  • Dörverden ist eine komische "Stadt" aus Backsteinbauernhäusern. Sie liegt südlich von Verden und da dachten sich die Dörverdener, naja, dann hängen wir da einfach eine möglichst öde Silbe vornedran, das ist dann unser Name.
  • Barme ein separater Ortsteil von Dörverden und am interessantesten, weil da das Wolfcenter steht.
Kurven Sie zum Schluss durch Backsteindörfer und rätseln Sie über den Sinn dieses auffälligen grauen Turms, der da nicht reinzupassen scheint.


Sausen Sie über ausgestorbene Feldstraßen und werfen Sie auf dem Deich einen letzten Blick auf die Weser, die sich gerade wieder mit einem ihrer Abkürzungskanäle vereinigt hat.


8. Überqueren Sie die Aller, damit Sie auf dem Drahtesel in die Reiterstadt Verden reiten können.

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