02 April 2022

RBK: Von Güstrow nach Krakow

Güstrow ist vom Wasser umzingelt. Den Bützow-Güstrow-Kanal und die Nebel kennen ich ja schon, jetzt kommen noch ein Kleingartengraben und der Inselsee hinzu, dessen Ufer ich kurz genießen darf.

Vor langer Zeit habe ich mit meiner Oma versucht, von Güstrow nach Krakow zu radeln. Ja, nur versucht. Ich erinnere mich vorwiegend an matschige und leicht hügelige Waldwege, auf denen im strömenden Regen meine Gangschaltung ihren Geist aufgab, und an eine gläserne Reha-Klinik, in die wir vor dem Regen flohen. Obwohl wir den kürzeren Weg nahmen, sind wir damals gescheitert.

Bei meinem zweiten Versuch habe ich die längere Waldstraße genommen, die einen Bogen nach Westen macht. Der Radfernweg Berlin-Kopenhagen nimmt auch diesen Weg. Allein schon die Morgenröte auf den schlanken Nadelbäumen ist Grund genug.

Die Felder hatten ganz flache Hügel, über die ich einfach rübergesaust bin. Es sah sehr ähnlich aus wie zwischen Bützow und Schwaan, nur dass hier ein paar interessante Bauwerke am Rande aufragten. Dieser Turm sieht ja aus wie an der Fulda!

Ein sechseckiges Teil aus Ton erzählt die Geschichte von Groß Breesen. Als Bernd von Bellin das Dorf verpfändet hat, bekam er dafür gerade mal 15 Mark. 7,5 Euro! (3,25 Osteuro! 1,63 Osteuro auf dem Schwarzmarkt!) Da könnte ich mir ja sogar bei meinem sparsamen Reisebudget ein paar komplette Dörfer pro Radurlaub gönnen.

Wie wärs zum Beispiel mit Sammit für nur 9,99 (Pferde nicht im Preis enthalten)? Der Name könnte vom slawischen Wort samota stammen, was das Schild freundlicherweise mit das Selbstständige übersetzt - soweit ich weiß, kann es auch Einsamkeit bedeuten.

Vor der Kirche steht lauter landwirtschaftliches Werkzeug, obwohl schon 1793 keiner der 14 Eigentümer mehr Bauer war. Es handelt sich vielmehr um ein Dorf der Pferdezüchter.

In Krakow am See beginnt die Seenplatte dann so richtig. Zuerst wird der Krakower Untersee umrundet, dann geht es am Van-der-Valk-Resort vorbei über die Autobahn. Nach einer kurzen Begegnung mit dem kleinen Linstower See und der jungen Nebel gelangte ich zurück in den Wald - und nun folgt See auf See: Drewitzer SeeKölpinsee (wer runter nach Malchow fährt, kann auch noch den Fleesensee mitnehmen) und als Höhepunkt die Müritz. Dann kommen 30 Kilometer ohne See (echt unerwartet) und schließlich die Havelseen.

01 April 2022

RBK: Von Bützow nach Güstrow

Warnow-Querverbindung zur Seenplatte: Kanäle und Kunst
gefahren im: Oktober 2013
Start: Bützow, Innenstadt
Ziel: Krakow, Lütt Hütt
Länge: 37 km
Nebelquerungen: 2
Kanalquerungen: 1
Ufer: bis Güstrow rechts vom Kanal und links der Nebel
Landschaft: Kanalallee, Schilfseen, Matschwald
Wegbeschaffenheit: Erde und Matsch
Steigungen: später einige leichte
Wetter: Sonne und Regen
Wind: kaum
Größte Hürde: kaputte Gangschaltung im Matschwald
Highlight: Wildpark Güstrow
Zitat des Tages: "Ahuuu!" (Wolf im Wildpark)


Wie kommt man von der Warnow zur Mecklenburger Seenplatte? Nehmen Sie einfach den Radfernweg Berlin-Kopenhagen. Besonders schön an dieser Querverbindung ist die erste Hälfte.
In Bützow mündet die Nebel in die Warnow. Weil sie für den Schiffsverkehr nicht geeignet ist, verläuft neben ihr der schnurgerade Bützow-Güstrow-Kanal. Und dazwischen führt der Radweg auf einer Allee entlang, direkt neben dem Kanal. Der Weg besteht aus Erde oder Betonplatten, ist aber meistens ganz gut befahrbar.


Auf dem Weg liegt eine Klappbrücke,...


...ein paar Rastplätze und Schleusen mit rauschendem Wasser. Die Preußen haben diese Wasserstraße im 19. Jahrhundert gebaut. Eigentlich wollten sie den Kanal durch Krakower See, Plauer See, Elde und Havel bis nach Berlin weiterführen (also ungefähr am heutigen Radfernweg Berlin-Kopenhagen), aber da waren die Augen mal wieder größer als das Geld.


Deswegen sind da auch nicht so viele Schiffe unterwegs wie ursprünglich geplant. Das freut diesen Schwan.


Sobald sich neben dem Kanal die bunten Häuser von Güstrow erheben, müssen wir einmal runter vom Kanalweg...

...und zack, schon sind wir inmitten der bunten Häuser von Güstrow. Das ist jetzt nicht die schönste der Mecklenburger Städte, aber ein paar interessante Sachen gibt es hier.

Güstrow nennt sich Barlachstadt, weil das bekannteste Exportgut die menschlichen von Ernst Barlach.
In der Innenstadt stehen dagegen Statuen von Tieren. Diese hier erinnert zum Beispiel an die Geschichte von Fuchs und Igel, die Jon Brinckman in Güstrow auf Niederdeutsch verfasst hat.
Allerdings hat Güstrow auch echte Tiere. Die befinden sich im Wildpark, wo die Tiere anders als im Zoo deutlich mehr Platz haben. Das führt dazu, dass man etwas genauer gucken muss, um beispielsweise einen Wolf zu entdecken, aber meistens kriegt man zumindest weiter hinten ein paar zu sehen. Diese Beobachtungen können Sie auf hohen Holzwegen oder in niedrigen Tunneln machen, letzteres geht nur für Kinder und kriechende Erwachsene. Achtung: Kinder sind unberechenbar und können unter Umständen die Raubtiere links liegen lassen, weil die kleinen Tiere viel faszinierender sind, zum Beispiel die Schnecken.


Außerdem hat Güstrow noch ein großes graues Monster von einem Schloss. Von dem habe ich sogar Bilder. Außen ist es von einem Schlossgarten umgeben, der wie alle Schlossgärten aus zurechtgeschnittenen Hecken besteht.

Der Innenhof dagegen sieht etwas kahl aus. Das Museum enthält Gegenstände aus verschiedenen Klöstern und Kirchen Mecklenburgs, darunter auch etwas aus Rostock: Ein Kreuz aus dem Kloster zum Heiligen Kreuz.


Für Kinder kann die äußere Erkundung des Schlosses mitunter sogar spannender sein.


Nach Möglichkeit sollten die Kinder das Schloss aber nicht zum Einsturz bringen.