NEU! Unterirdische Radtour auf Schienen für kleine Menschen

Harz: Von Netzkater in den Rabensteiner Stollen

01 Mai 2023

Helgoland

Helgoland I: Die Hauptinsel

Reif für die Insel - Hammerbuden - Der Zoo - Lümmeln am Lummen - Tödliche Nester? - Die Springuine und ihr Leben am Abgrund - Der öffentliche Nahverkehrsfahrstuhl - Deutschlands letzte Eroberung - Fünf Stunden sind zu wenig, um die Welt zu verändern

Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel. Sagen alle. Eigentlich stimmt das nach keiner anerkannten Definition des Wortes Hochsee, aber ich verstehe sofort, was gemeint ist: Die Insel ist janz weit draußen, die einzige in Deutschland, bei der man nicht eindeutig sagen kann, zu welchem Festland sie gehört. Deswegen gehörte Helgoland schon zu Dänemark, Großbritannien und verschiedenen Landkreisen Schleswig-Holsteins.

Das macht es schwierig, dort hinzugelangen. Der Buchungsprozess umfasst unter anderem folgende Schritte: 1. Ab Hamburg dauert die Fahrt zu lange, also buchen Sie ein Ticket ab Cuxhaven. 2. Ihre Fahrt ab Cuxhaven wird storniert, weil das Schiff kaputt ist, also buchen Sie noch teurer ab Büsum. 3. Sie bekommen Corona, hoffen Sie auf Kulanz, dass man Sie auf einen späteren Tag umbuchen lässt.

Rein technisch ist die Fähre aber echt beeindruckend (also, solange sie nicht kaputt ist): Es handelt sich um einen Katamaran. (Für Ahnungslose: Das Schiff liegt quasi nur auf zwei Kufen wie ein Schlitten, dazwischen ist Luft.) Der Kahn peest in einem Affenzahn über die Nordsee und spuckt dabei einen fetten Schaumschweif aus, optisch eine Mischung aus Komet und Rheinfall. Falls die Passagiere dabei ebenfalls etwas ausspucken müssen, liegen jede Menge Papiertüten bereit.
Wer schnell genug ist, kann sich einen größeren Sitz in der Captain's Class sichern: Auf dieser Fahrt wird nicht zwischen erster und zweiter Klasse getrennt, alles zum selben Preis. Eher bescheiden als erstklassig ist der Imbiss an Bord. Auch hier helfen zum Glück im Notfall die Papiertüten.


Nicht mal zwei Stunden später taucht am Horizont ein einsamer Fels auf, umzingelt von Häusern. Das Schiff legt an einer Betonwand an. Doch gerade herrschte Niedrigwasser, die Wand war mehrere Meter zu hoch. Wie kommen wir auf die Insel rauf? Die Übernachtungsgäste hatten ihre liebe Mühe, die dicken Rollkoffer die steile Rampe hinaufzuwuchten, Seemänner mussten von der Seite durchgreifen und anpacken. So zog sich der Ausstieg etwas hin.

Die Betonwand gehört zum Südhafengelände. Ähnlich wie auf Borkum haben die Helgoländer ihr Hafen- und Gewerbegebiet auf eine steinerne Platte (mit einem seltsamen Ufo-Turm ausgelagert). Anders als auf Borkum sind es aber nur ein paar Schritte bis zum ansehnlichen Hauptteil der Insel.

Dieser Hauptteil zeigt uns erst einmal seine kunterbunten Hummerbuden. Die Fischbrötchen dort sind ein kulinarischer Quantensprung im Vergleich zu denen auf der Fähre.

Den Kopf in den Nacken gelegt schauten wir uns um. Das ist also Deutschlands kuriose Mini-Insel, auf so viele geniale Ideen made in Germany entstanden. Werner Heisenberg formulierte hier die Grundlagen der Quantenmechanik, Hoffmann von Fallersleben schrieb die deutsche Nationalhymne, Karl Möbius erfand mithilfe der Austern im Felswatt den Begriff Biozönose und Alexander von Humboldt... also, der war auch hier. Die Maler der Romantik bezahlten nach dem Prinzip Bett gegen Bild für Übernachtungen auf der Insel (eine Option, die Airbnb heute leider nicht mehr anbietet). Der Schriftsteller James Krüss spielte hier den ganze Sommer zusammen mit seinem Urgroßvater mit der deutschen Sprache und bastelte an Gedichten und Geschichten.
Als Tagesausflügler haben wir jedoch nur fünf Stunden Zeit. Das reicht für einen schönen Rundgang, aber nicht, um sich nebenbei noch irgendein weltbewegendes Werk auszudenken (für Sie getestet). Als zielstrebige Fünf-Stunden-Invasoren bogen wir also direkt in den Invasorenpfad ab, dessen Bewohner in ihren Vorgärten per Kasse des Vertrauens echte Helgoländer Steine an die Invasoren verhökern. Die Ziegelstraße verwandelt sich in eine Ziegeltreppe und ziegelt zielstrebig die Düne hinauf.
So eine Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen gibt es weder auf Rügen noch auf Fehmarn oder Langeoog und auch sonst nirgendwo in Deutschland: Nirgendwo Festland oder eine andere Insel (mit einer einzigen Ausnahme, zu der kommen wir noch), in alle Richtungen eine blaue Fläche, die mit dem weißen Himmel verschwimmt. Im nebligen Licht des Horizonts verbergen sich Schiffe mit seltsamen Türmen drauf. Das sind Feuerschiffe, also quasi mobile Leuchttürme, welche die Insel in einem unsichtbaren Feuerring umschließen, damit kein Kapitän dagegenknallt. Oder vielleicht einfach nur, damit die Landkarte am Gipfel der Düne irgendwas hat, auf das ihre Pfeile deuten können. Komischerweise sah das Meer total ruhig aus, dabei hatten wir die Wellen doch auf der Fähre am eigenen Magen erlebt.

Oben erwarten uns die höchsten Gebäude der Insel, ein Funkturm und der rechteckige Leuchtturm. Zu ihren Füßen beginnt der wichtigste Weg der Insel, der Grund, aus dem die meisten (völlig zu recht) hier herfahren. Kein Wunder, dass wir hier alles andere als allein waren. Aber wen juckts? Der Klippenrandweg ist der Hammer! Wir stehen bereits am Rand einer Klippe, doch noch ist nicht viel hinter dem Gras zu sehen. Erst nach und nach faltet sich der Abgrund in immer tiefere Gatts (Buchten) und Hörns (Felstürme). Und dafür sind wir sehr dankbar, denn diese Gatts sind ganz großartig. Eine orangefarbene Felsspitze nach der anderen schiebt sich in unser Blickfeld und in die Nordsee hinaus. Oha! Tut mir leid, da kann nicht mal Hiddensee mithalten.
Dabei gibt es diesen Buntsandstein auch anderswo an deutschen Küsten. Nur sieht man ihn da nicht, weil er sich 3000 Meter unter der Erde versteckt. Nur hier auf der Hochsee (die streng genommen keine Hochsee ist, aber mal ehrlich, eigentlich schon) haben die Sedimente so kräftig draufgedrückt, dass der Sandstein an manchen Stellen herausquoll. So entstand der Lummenfels.

Je weiter wir wanderten, desto phantasievollere Frisuren verpasste uns der Wind (Da sich Teenager in diesem Zustand ungern fotografieren lassen, veranschauliche ich dies durch das Foto eines Hündchens, das sich nur durch Kläffen gegen die Verletzung seines Rechts am eigenen Bild wehren konnte.) Und je wilder der Wind weht, umso besser sind die Klippen zu sehen - und umso mehr weiße Flecken bekommt das Orange. Nanu? Ist das etwa alles... jap. Das Weiße sind ausschließlich Vögel oder Dinge, die sich im Verdauungstrakt eines Vogels befanden. Die größte Besonderheit von Helgoland sind nicht die Klippen, sondern die Tatsache, dass die gesamte Insel ein originaler wilder Freiluftzoo ist. Der Lummenfels ist bedeckt von absonderlichen Seevögeln mit unnötig beleidigenden Namen.

1991 stellten die Vogelwärter überrascht fest, dass sich der größte Seevogel des Nordatlantiks zum ersten Mal in Deutschland angesiedelt hatte. Der Basstölpel ist eine Art machomäßige Riesenmöve mit orangenem Kopf. Er nistet am liebsten oben auf den Felstürmen. Wenn er es denn dahin schafft: Die Tölpel hatten ihre liebe Mühe, gegen den Wind anzukämpfen, und schienen manchmal in der Luft stehenzubleiben.

Direkt hinter dem Zaun haben die Tölpel eine chaotische Kolonie aus Nestern. Hautnah beobachteten wir Singles und Paare beim Brüten. Manche hackten aufeinander ein, weil der andere in ihrer Einfahrt geparkt hatte. Andere hatten augenscheinlich gar keinen Bock mehr auf diese Wohnlage und steckten genervt den Kopf unter den Flügel. Die Eier unter den Schwimmhäuten ihrer Füße bekamen wir nicht zu Gesicht.
Sehr ausgiebig begründen die Warnschilder, warum füttern, streicheln und Drohnen fliegen lassen keine gute Idee sind. ("Basstölpel haben einen Schnabel mit eingebauter Säge und attackieren auch gerne mal die Augen.")

Seit einiger Zeit haben besonders viele Tölpel schwarze Augen. Vogelkundler vermuten, dass diese Exemplare besonders widerstandsfähig gegen die Vogelgrippe waren und nun deshalb die Mehrheit der Basstölpel stellen.
Ihre Nester bestehen aus Erdhaufen mit Zeug obendrauf. Ziemlich viel von diesem Zeug besteht aus Kunststoff von alten Fischernetzen. Dieser Vogel hier schien mit seiner Nylonschnur gut zurechtzukommen, aber in größeren Netzteilen können sich die Vögel leicht verfangen.

Unter den großen Tölpeln verbringen die anderen Vögel ein Leben am Abgrund. Tordalke brüten in kleinen Höhlen, Dreizehenmöwen auf kleinen Felsvorsprüngen, doch den Trottellummen ist sogar das nicht bodenständig genug, sie legen ihre Eier einfach so auf den nackten Fels. Damit aus ihrem Nachwuchs nicht vorschnell Rührei wird, sind die Eier kegelförmig: Stoßen die trotteligen Eltern aus Versehen dagegen, rollen die Eier im Kreis statt abwärts. Für mich sehen die schwarzweißen Trottellumen aus wie winzige Pinguine, und tatsächlich können sie richtig gut schwimmen. Die Jungtiere können sogar schwimmen, bevor sie das Fliegen beherrschen. Was in dieser Höhe allerdings zum Problem wird - wie kommen die Kleinen denn dann ins Meer? Ende Juni muss jedes Küken einen adrenalingeladenen Initiationsritus namens Lummensprung vollziehen. Angefeuert von den Rufen der Eltern stürzen sich die Küken mit Todesverachtung in die Tiefe und machen kurz darauf ihre ersten Schwimmzüge ins Felswatt.

Das alles habe ich von den Informationspyramiden gelernt, welche die Helgoländer statt normaler Texttafeln auf der ganzen Insel verteilt haben. Diese Insel hat mehr Pyramiden als Ägypten.
Der Wendepunkt des Klippenrandwegs ist die Lange Anna. Dieser Felsturm ist 47 Meter hoch und heißt eigentlich Nathurn Stak, das bedeutet wörtlich Nordhorn-Brandungspfeiler... äh naja, bleiben wir bei Langer Anna. Woher genau die Bezeichnung Anna stammt, ist unklar, möglicherweise von einer hübschen Kellnerin in einem Cafe, das dort vor langer Zeit stand. Auf jeden Fall ist die Anna solo, seit die Verbindung mit dem Restfelsen eingestürzt ist.
Das Meer frisst unerbittlich an den Sandsteinfelsen, in 100 Jahren verschwinden 20 Zentimeter. Bereits auf den letzten Klippen vor der Langen Anna sind Treppen und Wege zu erkennen, die abgesperrt und zum Verfall freigegeben wurden. Um ihr Wahrzeichen zu schützen, haben die Helgoländer die Anna mit einer Betonmauer vor den Wellen geschützt und Löcher zugemauert. Aber auch diese Schönheitschirurgie hielt die Anna nicht für immer jung, Frost und Wetter haben ihr tiefe Risse verpasst und die Menschen ihre Rettung inzwischen offiziell aufgegeben. Erschöpft lehnt sie sich in Richtung Meer, als könne sie es gar nicht erwarten, endlich hineinzufallen.

Die Felsen in der Inselmitte sind dagegen graubraun.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer spektakulärem Treppe vorbei. In engen Kurven und rostigen Gittern windet sie sich die Klippen hinab.

Jetzt können wir die Klippen auch mal von unten sehen! Ganz im Gegensatz, zu diesem Basstölpel, der nie wieder etwas sehen wird, weil seine Augen nicht schwarz sind und er dementsprechend die Vogelgrippe nicht überstanden hat. Oder er wurde mit einem glattgespülten Ziegel erschlagen, keine Ahnung.

Dieser Inselbereich heißt Nordostland und ist blutjung: Genau wie die Betonmauer an der Langen Anna wurde er in den 1930ern ausgeschüttet, als Helgoland während des Projekts Hummerschere gründlich umgebaut wurde. Manche Sandsäcke werden noch nicht mal komplett vom Gras bedeckt.

Neben dem weißen Strand enthält das Nordostland Sportplätze, Promenaden und eine Kurtherme. Och, naja, lass uns doch mal lieber die Klippen wieder hochsteigen.

Dann geschieht etwas Absurdes: Die spektakuläre Steilküste geht in die unspektakulärste Landschaft überhaupt über: Deutsche Kleingärten. Direkt am Abgrund plaudern Kleingärtner, pflanzen Kartoffeln und verlegen Bodenplatten. Damit betreten wir nun wieder den bewohnten Teil der Insel - und wie der bewohnt ist! 1284 Menschen hocken in dieser kleinen Stadt am Felsen aneinander. Zum Vergleich: Die Insel Neuwerk hat drei Viertel vom Helgolands Größe, aber gerade mal 16 Einwohner!

Was sind das für Leute, die so weit draußen leben? Auf jeden Fall keine Piraten! Das wiederholte die eine Inselpyramide dermaßen oft, dass es irgendwie schon wieder verdächtig erscheint. Im Mittelalter waren die meisten Einwohner Heringsfischer, allmählich wurden aber die Lotsen immer wichtiger, welche die Schiffe sicher in die Mündungen der Weser, Elbe und Eider navigierten.
Es sind Inselbewohner, denen nie der Nachwuchs für Brauchtumsvereine ausgeht und die vor ihrer Tür stolz Wrackteile präsentieren, die ganz entfernt mit ihrer Familiengeschichte verknüpft sind (weil sie sich mal an einem Schiff mit ihrem Familiennamen verhakt haben).
Helgoland wurde früher christianisiert als so manche deutschen Christenküsten. Dennoch sieht die Nikolaikirche ziemlich neu aus, wie überhaupt alle Häuser. Merkwürdig.

Die größte wirtschaftliche Achterbahnfahrt erlebte Helgoland um 1807. Die Briten besetzten die Insel, um von hier Napoleons Kontinentalsperre gegen die britischen Inseln zu unterlaufen. Damit verursachten sie zuerst die schlimmste Hungersnot und dann den größten wirtschaftlichen Aufschwung der Inselgeschichte: Großbritannien stelle schnell fest, dass beim Schmuggeln eine Insel voller Lotsen mit guter Ortskenntnis eventuell von Vorteil ist, weshalb man sie doch lieber nicht verhungern lassen sollte. Die Tochter des Leuchtturmwärters von Neuwerk gab den Schmugglern die Lichtsignale.
Nach Napoleons Ende fiel die Insel wieder in bittere Armut zurück, bis ein Schiffszimmermann erkannte, dass ein Zeitalter naht, in dem Orte am Meer hauptsächlich durch Touristen überleben. Man benötigt dazu ein paar Strände und Andenkenläden, bunte Holzbalkons und jede Menge Fischbrötchen.

Eine ganz besondere Touristenattraktion gab es 1864, als man in vorderster Reihe eine Seeschlacht von Preußen und Österreich gegen Dänemark beobachten konnte.
Die nächsten Kriege liefen nicht so entspannt. Im Ersten Weltkrieg mussten alle Bewohner ausziehen, damit ungehobelte Marinesoldaten ihre Häuser kaputtwohnen konnten. Und im Zweiten wurde es noch viel, viel Schlimmer: Bei ihrem letzten Vernichtungsangriff zerstörten die britischen Flieger einfach alles mit Ausnahme des Leuchtturms. Ob sie den halbfertigen Militärhafen zu bedrohlich fanden oder mit den Leistungen der Schmuggler zur Napoleonzeit unzufrieden waren: Die Briten hatten offensichtlich ganz massiv irgendwas gegen diese Insel. Sie schmissen die Einwohner aufs Festland und besetzten den Militärstützpunkt als britisches Gebiet.
Einige Tage später sahen die versprengten Helgoländer in Hamburg, wie weit draußen auf der Nordsee eine Wolke in den Himmel stieg. Die Briten hatten 6700 Tonnen Munition aufgestapelt und damit die größte nichtnukleare Sprengung der Welt ausgelöst. Und weil die Insel immer noch nicht genug gelitten hatte, übten ihre Piloten dort von nun an Bombenangriffe. Die Wiesen der Insel sind bis heute von grasgrünen Bombenkratern übersät, manche klein, andere dermaßen gigantisch, dass ich sie zuerst für ein natürliches Tal hielt.

Dies war das Ende von Helgoland. Dachten alle.
War es auch, wären da nicht zwei Studenten aus Heidelberg gewesen. 1950 schipperten sie hinüber und hissten die Flaggen von Helgoland, Deutschland und Europa über den Ruinen. Die Briten beendeten ihre kleine Invasion zwar schnell, aber die öffentliche Aufmerksamkeit zwang Adenauer, mit dem britischen Hochkomissar über Helgoland zu verhandeln, ob man denn nicht doch eventuell jetzt mal wieder Helgoland wiederhaben konnte, ihr zerbombt es ja doch nur, auch ganz demilitarisiert, in Ordnung?
Das hatte ich überhaupt nicht gewusst: Deutschlands letzte Invasion war vollkommen friedlich und erfolgreich.
Als die ersten Helgoländer erneut die Insel betraten, fanden sie nichts als Zerstörung, ihren Leuchtturm und einen Maulbeerbaum. Er war beinahe abgestorben. Aber eine letzte Blüte war noch da. Und nun schaue man sich an, was heute aus dieser Blüte (also quasi) entstanden ist. Deutscher kann eine Insel gar nicht sein - das ist Deutschlands Geschichte, personifiziert durch eine einen Baum.

Die Stadt besteht aus zwei Hälften, Ober- und Unterland. Wem die Treppe dazwischen zu lang ist, der kann schon seit 1885 den Aufzug nehmen. Er kostet einen Euro. Unten steht ein extragroßes Kassenhäuschen, an dem zwei ältere Liftboys den lieben langen Tag diese Euros entgegennehmen. So schafft man auch Arbeitsplätze.
Der Fahrstuhl ist wohl das, was auf der Insel einem öffentlichen Verkehrsmittel am nächsten kommt. Ansonsten sind die eigenen Füße das Mitte der Wahl, sogar Fahrräder sind verboten, weil die Verkehrsschilder das Ortsbild verunstalten würden. Die Polizei hat mittlerweile ein Auto, um schnell vom Ober- ins Unterland zu kommen. Als die Zeit testweise gestoppt wurde, stellte man jedoch fest, dass der Aufzug schneller ist.

Helgoland liegt außerhalb des EU-Zollgebiets und muss keine Verbrauchersteuern erheben. Das Ergebnis: Schon auf der Fähre werden Hinweise eingeblendet, wie viel Alkohol und Zigaretten man zollfrei einführen darf. Früher wurde die Insel Fuselfelsen genannt. Gemeinheit!

Vor den Strandhotels verläuft eine Promenade mit Spielplätzen, Fitnessgeräten und blau bezogenen Mitmachbänken (keine Ahnung, wobei man da mitmachen soll, außer beim Sitzen). Ah, da hinten kommen wir zurück zu unserem Schiff ans Festland.

Aber noch haben wir Zeit, bis die Rückfahrt ansteht. Und die werden wir nutzen, indem wir eine noch verrücktere Fähre zu einer noch kleineren Insel besteigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen