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Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

30 August 2024

Elster: Von Wünschendorf nach Leipzig

Ereignisse einer Elster-Expedition

3. Tag: Das Elstertal

Den dritten Tag beginne ich in der Klosterstadt Wünschendorf, deren Holzbrücke von 1786 auch mit dem Straßenverkehr des Jahres 2024 n. Chr. zurechtkommt. Rostige Signalanlagen lassen unschwer erkennen, dass auf einem kurzen Abschnitt des Uferwegs einst eine Bahntrasse verlaufen sein muss. Rätsel dagegen gibt mir ein Eimer auf, den jemand in eine Baumkrone gehängt hat - ein obskures Ritual? Hoffen die Wünschendorfer, mit dem Tankwasser wieder Dampflokomotiven anzulocken?


Die Berge flachen allmählich ab und hüllen sich in Nebel. Das ist weniger spektakulär als gestern, dafür komme ich zügig voran. Auch die nächste Stadt ist dementsprechend nur noch leicht hügelig.

Auf direktem Wege erreiche ich die Parks von Thüringens drittgrößtem Ort.

Gera, das Tor zum Vogtland und kleine Zentrum im Osten des Bundeslandes, gibt mir sogleich ein erstes archäologisches Rätsel auf: Was bedeuten nur diese mysteriösen Metallarbeiten im Boden? Gebeugte Menschen mit Flöten oder obskuren Geräten mit Rädern? Ich kann den Sinn nicht entschlüsseln. Wenn ich diese Stadt begreifen will, muss ich tiefer gehen.

Vor dem Renaissance-Rathaus zeigt eine Skulptur den starken Löwentöter Simson aus der Bibel. Der Brunnen zeigt Spuren einer Zerstörung und Reparatur, vermutlich durch ein Unwetter, die ungefähr Anfang der 1930er Jahre passiert sein muss. Aber ein paar neuere Betonblöcke zeigen bei genauerem Hinsehen auch Spuren moderner Verarbeitung, die so erst in den 70er Jahren entstanden sein kann. Offenbar ist Simson eine derart beliebte und politisch neutrale Figur, dass er sämtliche Ideologie- und Regimewechsel überstanden hat. Nun, immerhin trug er denselben Namen wie das Motorrad der Deutschen Demokratischen Republik. Und den Studentenbewegungen jener Zeit müsste er durch seine Langhaarfigur sympathisch gewesen sein.

In Gera herrschen lose Sitten, die Geschäfte rufen aktiv zur Untreue auf: Betrüge doch dein Handy mal ab und zu mit einem Buch!
Die Altstadt besteht aus Villen, Spuren des Wohlstands und der reichen Textilindustrie Geras. Ich steige eine Treppe hinauf und finde mich hinter der Kirche St. Salvator wieder.

Mir springt ein Steingebäude ins Auge, das deutlich älter wirkt als seine Umgebung. In der Tat: Das Schreibersche Haus überstand als einziges Stadtbrand von 1780, der Kaufmann hatte sein Geld gut verbaut. Das Haus diente bereits Stadtgericht, Bürgerschule, Museum, Zucht- und Waisenhaus.
Was mag sich hinter dieser versteckten Tür auf der Rückseite befinden? Neugierig ziehe ich daran; sie ist offen.

Ich trete in kühle, feuchte Gänge. Im Keller des Schreiberschen Hauses scheint sich ein Zugang in noch tiefere Tiefen zu verbergen. Als ich in den Schacht hineinblicke, spricht mich ein Mann an. Es ist der Wächter, Fremdenführer und Experte für die Gerschen Höhler.
Diesen Namen sollte ich wohl kurz erklären. Höhler ist ein Kofferwort aus Höhle und Keller. Und Gersche ist das korrekte Adjektiv zur Stadt Gera. Deren Einwohner haben nämlich erkannt, dass es bei einem Namen auf -a selten dämlich klingt, die Silbe -er anzuhängen. Völlig richtig, davon sollte sich die Gothsche Versicherung mal eine Scheibe abschneiden!
Die Gerschen Bürger also hatten extra Bergleute aus den nahen Bergwerken angeheuert, die mit solchen kleinen Schächten unter ihrer Stadt Höhler ausgehoben. Aber wozu?

16.-18. Jahrhundert, Bierlagerung, 5-12 m, insg. 230, 9-12 Grad und 80-100 Prozent Luftfeuchtigkeit
in Stadt stabiler Zechstein, an Elster auch Gips, Gera lag am Rand des Zechsteinmeers

Ganz einfach, erklärte mir der Wächter der Höhler, und deutete in eine Nische: Je tiefer man obergäriges Bier lagert, umso mehr steigen Geschmack, Haltbarkeit und Preis. Einige Meter Höhe können da schon den Unterschied zwischen hochwertigem Höhlerbier und günstigem Kellerbier machen. Ich messe 9 bis 12 Grad und 80 bis 100 Prozent Luftfeuchtigkeit in den Gängen, anscheinend artgerechte Bedingungen für Hopfen und Malz.

Als die ersten Fässer auf ihrer hölzernen Rampe in diese Gänger hinunterrollten, war Bier freilich noch nicht das kultivierte fünfprozentige Genussmittel für Fußballfans und Studenten, das es heute ist. Es war im Grunde eine wässrige Flüssigkeit für alle von 2 bis 39 Jahren (die damals übliche Altersspanne) die durch das Brauen minimal besser schmeckte als Wasser und erheblich seltener krank machte.

Seit 1487 genossen die Gerschen Bürger ein Brauprivileg: Im Gegensatz zum Umland durfte in seinem Haus Bier produzieren. Natürlich nicht selbst, dafür hatte man schließlich extra Brauknechte. Aber mit diesem Recht kamen auch staatsbürgerliche Pflichten: Wenn ein Bierbürger mit dem Reiheschank an der Reihe war, musste er einen Tag lang diesen Holzstab vor sein Haus hängen und sein Bier an alle, die es wollten, verkaufen. In der Bierstadt gab es keine klassischen Wirtshäuser, sondern eine Art rotierende Kneipe.
Für dieses alkoholische Privileg führten die Gerschen sogar Bierkriege gegen ihre Nachbarn, die auch gern selbst gebraut hätten, statt für das Bier in der Stadt zu bezahlen.
Die Ironie besteht nun darin, dass sich die Brauereien heute alle im Umland befinden und Gera beliefern. Erst seit Kurzem gibt es wieder ein Gasthaus innerhalb der Stadtgrenzen, das selbst ein bisschen was braut und so die Ehre der einstigen Bierstadt halbwegs rettet.

Immer tiefer drangen wir in die verwinkelten Gänge ein, stiegen stufen hinauf und wieder hinunter. Schließlich hingen sogar kleine Tropfsteine von der Decke. Spuren von Stützpfeilern oder gar Einstürzen kann ich nicht entdecken. Kein Wunder: Dieser Zechstein sitzt fest. Etwa 250 Millionen Jahre, bevor Gera das Brauprivileg erhielt, hatte die nichtexistierende Stadt Gera ein anderes Privileg: Sie lag am Meer. Am Rande des Zechsteinmeeres, dessen Spuren ich bereits aus dem Bergwerk von Merkers kenne.
Je weiter wir uns aber vom Stadtzentrum entfernen und der Elster nähern, umso mehr mischen sich andere Anteile wie Gips unter den Zechstein, und ich vertraue dem Gestein zusehends weniger. Wir gehen also nicht allzu weit in diese Richtung - dort unten am Fluss dürften Stützpfeiler tatsächlich nötig gewesen sein.

Unsere Teufe schwankt zwischen 5 und 12 Metern unter der Erde. Nie fühle ich mich wie in einer Höhle, wenn das Gewicht der Steine über meinem Kopf übermächtig zu werden scheint - im Gegenteil, oft kann ich kaum sagen, ob ich gerade in einem Keller bin oder doch tiefer. Die Bürger kümmerten sich nicht um Grundstücksgrenzen und gruben ihre Höhler kreuz und quer unter die Stadt, über, unter oder neben denen ihrer Nachbarn. Kam es einmal zu einem Durchbruch beim Nachbarn, so grüßte man höflich und mauerte das Loch wieder zu. Auch heute sind die meisten Privatbesitz und nicht miteinander verbunden, nur während einer besonderen Veranstaltung kann man sie alle besichtigen. Die Höhler scheinen auch ein Symbol des Individualismus und der distanzierten Gesellschaft Deutschlands zu sein.
Aber weil ein zusammenhängendes Kellerlabyrinth unter der Stadt aus touristischer Sicht einfach aufregender ist, wurden unter dem Schreiberschen Haus mehrere Höhler durch gezielte Durchbrüche miteinander verknüpft.

Auf diese Weise entstand jenes Muster, das der Höhlerwächter sorgfältig in einen Stadtplan eingezeichnet hat. Gelegentlich kommen immer wieder neu entdeckte Höhler dazu. Und die Karte verbirgt noch ein weiteres Rätsel. Vor lange Zeit, so erzählt er, haben einige Chinesinnen seinen Plan betrachtet. Auf einmal seien sie tiefrot geworden und haben verschämt weggesehen. Bis heute suche er jemanden, der genug Chinesisch spreche, um das mysteriöse Schriftzeichen irgendwo auf seiner Karte zu finden und zu übersetzen. Doch er hat bereits eine Hypothese: "Muss Schweinkram gewesen sein."
Zum Abschied wird mir noch ein Einmachglas mit Gemüse angeboten - gut abgelagert seit den 60er Jahren. Ich lehne dankend ab.

Mir steht der Sinn eher nach der Gerschen Fettbemme, einem traditionellen Schmalzbrot, das in einigen Berichten als Attraktion der Stadt beworben wird. Doch auf Nachfrage in einem Café erfahre ich, dass es sie nur noch in einem Wirtshaus gibt, das erst abends öffnet.
So verrate ich gewissermaßen das Erbe der Stadt, indem ich indischen Reis esse und Bier aus dem Umland trinke (aus Bad Köstritz an der Elster, eine der ältesten Schwarzbierbrauereien Deutschlands).

Im Norden der Stadt wurde einiges nachträglich barockisiert, etwa der Küchen- und Nutzgarten von 1631. Spuren kürzlicher Veränderungen deuten darauf hin, dass er erst vor weniger als 20 Jahren in seinen barocken Zustand zurückversetzt wurde. Ob das etwas damit zu tun hat, dass hier die Bundesgartenschau 2007 stattfand? Höchstwahrscheinlich.

Auch die Marienkirche wurde nachträglich barockt. Das ursprüngliche Fundament ist erkennbar kleiner, hier muss eine Kapelle zur Pfarrkirche hochgestuft worden sein. Das dürfte mit dem starken Bevölkerungsanstieg zusammenhängen.
Über der Kirche ragt Osterstein auf, ein weiteres Residenzschloss der Reußen. Nur der Bergfried, die Wolfsbrücke und Wirtschaftsgebäude stehen noch, eine Folge von Luftangriffen des 2. Weltkriegs.

An der Elster leben keine Elstern, sondern Schwäne. Weiß und bedrohlich stehen sie am Wegesrand und weichen keinen Meter zurück. Da diese Kreaturen einem Menschen durchaus den Arm brechen können, halte ich lieber Abstand.

Eine weiteres historisches Brückenbauwerk ist die Crossener Elsterbrücke oder Siebenbogenbrücke aus dem Jahr 1904. Mit besonderer Verblüffung erfüllt mich die immer noch funktionierende Ampel von 1904. Einem Gedenkstein zufolge verhinderten zwei Männer, die beide Paul hießen, 1945 die Sprengung der Brücke.

Abermals bezwinge ich ein paar Hügel, und oben verlasse ich Thüringen. Und zwar vorerst für immer. Mich erwartet ein neues Bundesland, das noch mehr Flüsse als nur die Gera bereithält.
Und Querrinnen.
Die Abflussrinnen für Regenwasser durchziehen den Radweg und halten mich davon ab, die volle Geschwindigkeit aus diesem Hügel herauszuholen.

Die nächste Stadt ist nicht mit Greiz zu verwechseln: Zeitz. Ein Uferweg mit Kreidezeichnungen führt mich durch einen leicht heruntergekommenen Park.

Die älteste Chronik erzählt, dass im Jahr 968 Bischof Hugo erschien, um die Slawen zu christianisieren. Doch den Bischöfen gefiel es hier derart gut, dass sie einfach blieben und herrschten, bis sie die Religionskriege 1564 hinwegfegten. Die neuen weltlichen Herrscher taten erst einmal das, was sie am besten konnten: Teilen. Also nicht ihr Geld, sondern wieder mal ihr Herrschaftsgebiet unter ihren Erben. Das Herzogtum Zeitz-Sachsen ging an den jüngsten Sohn Moritz, und der errichtete sich erst einmal ein bescheidenes frühbarockes Einfamilienschloss mit Lustgarten. Der Dom im Inneren sieht deutlich älter aus, Moritz muss ihn einfach in sein Schloss Moritzburg eingemauert haben.
Einen Moment mal, Moritzburg? Ist das etwa dieses sächsische Schloss, wo Aschenbrödel gefilmt... nee, das liegt ganz woanders bei Dresden. Dieses Schloss enthält nur ein Kinderwagenmuseum. Anscheinend hatte Moritz viele Kinder - damit die Teilungen auch ja weitergingen!

Aus Zeitz kamen Kinderwagen, Klaviere, Briketts und Maschinen, seit der Wende dagegen nur Schokolade und Zucker. Touristische Schriften schreiben daher, die Stadt habe endlich ihren "Ruf als braune Industriestadt" verloren. Aber die Objektivität dieser Texte ist sehr zweifelhaft. Es könnte sich um eine Beschönigung der Deindustrialisierung handeln, und außerdem: Was ist brauner als Schokolade?

Auch unter den Straßen von Zeitz befindet sich ein Bierlagerynth: Das Unterirdische Zeitz. Diese Gänge sind fest verschlossen und nur nach vereinbartem Termin zu besichtigen. Grund dafür ist eine neuere historische Entwicklung: Personalmangel.
Macht nichts. Schließlich sind auch einige oberirdische Häuser in unterirdischem Zustand.

Mithilfe eines standortfixierten Messgeräts stelle ich einen Wasserstand von, ähm, 888 Zentimetern fest, Tendenz steigend, Alarmstufe 1.

Am Waldrand von Zangenberg fallen mir ungewöhnliche hölzerne Bauwerke auf. Es scheint, als hätten findige Biologen hier eine Möglichkeit geschaffen, die einzelnen Stockwerke des Waldes zu studieren. Baumwipfelpfade, die in die Wipfelzone vordringen, sind ja an verschiedenen Orten anzutreffen, doch hier wurden einzelne Pfade für Zweig-, Wipfel- und Wurzelzone angelegt. Letzterer besteht im Grunde nur aus ebenerdigen Zäunen.
Die Biologen haben auch Schriften über die Tierarten zurückgelassen, die hier zu beobachten sind. Die Rote Waldameise betiteln sie als Waldschutzpolizisten, und zwar weil ein mittelgroßes Volk 10 000 000 gefundene Insekten am Tag frisst. Ich empfinde diese Bezeichnung als etwas seltsam - seit wann ist es Aufgabe der Polizei, auf der Straße gefundene Leichname zu verspeisen? Vermutlich kennt nicht einmal im das neue Bayrische Landespolizeigesetz eine entsprechende Befugnisnorm. Waldbestatter, Waldmüllabfuhr oder Waldaasgeier trifft es schon eher.

In der Zweigzone ist es bereits merklich heller als in der Wurzelzone. Die Erbauer haben hier eine höchst ungewöhnliche Doppelreihe an Bäumen ausgewählt: Unten sind sie zusammengewachsen und streben oben gabelförmig auseinander. Vermutlich resultiert dieser Wuchs aus einer historischen Heckenanpflanzung, die irgendwann nicht mehr verschnitten wurde.
Auf den Zweigen ist die Gelbhalsmaus zu beobachten, zu erkennen an ihrer Fellfarbe, die ein gelbes Halsband. Sie wiegt so viel wie eine halbe Tafel Schokolade, frisst aber trotzdem auch kleine Wirbeltiere. Wie winzig müssen diese Wirbeltiere wohl sein? Kein Wunder, dass ich sie nicht sehen kann.

Am Ufer finden sich gelegentlich Spuren eines Hochwassers, das etwa 10 Jahre zurückliegen muss. Chroniken besagen, dass während des Hochwassers von 2013 praktisch immer entweder Sand oder Säcke fehlten, was das Aufstapeln nicht unbedingt leichter machte. Eigentlich war eine Evakuierung angeordnet, doch die Menschen stapelten erfolgreich weiter.

Am nächsten Wald prangte plötzlich ein unheilvolles Schild: Aggressiver Vogelangriff - betreten auf eigene Gefahr!
Die sächsischen Vögel müssen es faustdick hinter den Federn haben. Welche Vogelart soll das überhaupt sein? Vielleicht eine weiße Elster? (Ihr wissenschaftlicher Name lautet nicht ohne Grund Pica pica.) Aber kann sie gefährlicher sein als die Mecklenburger Möwen? Fast ausgeschlossen. Ich schnalle meinen Helm fest, dann rase ich durch den Wald, ohne abzusteigen. Und ohne eine einzige Vogelbegegnung. Womöglich ist der Sächsische Terrorvogel (auch bekannt als Vogel Rökh) doch eher ins Reich der Legenden zu verweisen.

In den diesigen Abendstunden komme ich schließlich am Zwenkauer See an. Er ist ganz offensichtlich unnatürlich, dafür brauche ich nicht einmal die riesigen rostigen Schaufeln ansehen, die hier zurückgelassen wurden. Zusammen mit einer kleinen Chronik des Tagebaus. 1922 erhielt die Aktiengesellschaft die Genehmigung, hier Braunkohle ans Tageslicht zu holen. Doch die Kohle floss nur holprig. Zuerst zerstörte ein Orkan die Abraumförderbrücke, als würde sich die Erde selbst gegen ihre Verletzung wehren, dann nahm die sowjetische Armee die Geräte als Reparationsleistung mit, gab sie aber schließlich doch zurück, als sie erkannte, dass ihre neue Kolonie ja auch irgendwie aus dem Tee kommen musste.
Trotz dieser Stolpersteine war 2007 ein Loch entstanden, und die Elster stand vor der immensen Aufgabe, es zu fluten. Laut der Chronik misst der See 1000 Fußballfelder. Hier wird immer noch mit der Mathematik des Galileo RTLi gerechnet.
Es ist ein abweisender, grauer See, hinter den Zäunen reiht sich Verbotsschild an Verbotsschild, denn alles ist noch Bergbaugebiet.

Das Fluten durfte die Elster gen übernehmen, ansonsten war sie unerwünscht und wurde zur Seite verlegt. Für einige Kilometer fahre ich auf der Straße neben diesem neuen Flussbett her, auch wenn es nur auf der Brücke gut zu erkennen ist. Das ist womöglich auch besser so. Dieser Fluss ist schnurgerade, einbetoniert und ungefähr so ästhetisch wie ein Parkhaus.

Selbst der Wasserfall an der Gefällestufe, die einen Höhenunterschied ausgleichen soll, kann da nicht viel retten. Das Wasser rauscht nach unten und bricht sich dann an einigen bogenförmigen Betonschwellen. Eilig sprudelt die Elster darum herum, als wollte sie selbst so schnell wie möglich von hier verschwinden. Verständlich.
Vermutlich hatten meine Eltern recht: Das Leipziger Baggerseenland ist hässlich. Oder gibt es doch noch Ausnahmen? Das werde ich morgen sehen.

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