NEU! Das Bergparkleuchten - leuchtende Wasserfälle in Wilhelmshöhe

Fulda: Von Morschen nach Hann. Münden

29 April 2023

Eiserner Vorhang: Von Blankenstein nach Oberzech

Die Bergbayerngrenze IV

Länge: 47 km (+20 km nach Aš)
Grenzquerungen: 6
Bundesländer: Bayern/Thüringen/Sachsen/Tschechien
Seite: etwas mehr Ost als West
Erkenntnis: Die letzte Etappe wird aktuell noch fertiggebaut.

Finale! Mal sehen, was es auf den letzte Kilometern des Grünen Bands noch so zu entdecken gibt. (Verdammt viel, wie sich herausstellt.)

Erst einmal gibt es Blankenstein an der Saale zu entdecken. Blankenstein besteht aus einer Papierfabrik, einer Baustelle und einem Bahngleis. Hier endet der Rennsteig in einem eigens dafür hergerichteten Park an der Selbitz.

Die Selbitz mündet in den letzten großen Grenzfluss des Grünen Bands: Die Sächsische Saale. So wird der Fluss manchmal genannt, um ihn von der Fränkischen Saale zu unterscheiden. Obwohl die Sächsische Saale nicht durch Sachsen fließt, aber beide durch Franken fließen. Wer das ebenso dämlich findet wie ich, nennt sie einfach nur Saale.
Genau wie bei der Fränkische Saale steigt morgens ein Nebelband aus dem Wasser auf, als würde ein zweiter, dunstiger Fluss dem Licht der aufgehenden Sonne entgegenfließen. Die beiden Saalen (Ist das der richtige Plural?) haben doch einiges gemeinsam.
Der Saaleradweg ist bergig und anspruchsvoll, womit er sich gut in den Iron Curtail Trail einfügt. Er folgt der Panoramastraße, deren Name wirklich hält, was er verspricht. Zuerst verläuft sie entspannt am Südufer, aber bald geht es aufwärts!

Das macht die Fahrt anstrengender, aber das neblige Panorama noch besser! Auf dem Weg liegt eine alte Abraumhalde für Schiefer. Nur 5 Prozent des Schiefers war geeignet, um damit Dächer zu decken, der Rest wurde in solchen Haufen abgeladen. Anders als bei Abraumhalden von Kalibergwerken sind die Schieferhalden sogar gut für die Natur, viele Arten fühlen sich darin wohl.

Ein Bäcker war nirgendwo in Sicht, aber nach den ersten Bergen verlangte mein Magen nach einem ausgiebigeren Frühstück. Da fiel mir etwas auf: In der Karte ist das Brückenrasthaus Frankenwald eingezeichnet, direkt an der Autobahn. Erinnerungen blitzten auf: Eine Raststätte, welche die Autobahn als Brücke überspannt, die man also von beiden Seiten betreten kann. Bei irgendeiner Autofahrt muss ich dort schon einmal gegessen haben.
Das wär doch mal was, auf einer Radtour auf einer Autobahnraststätte essen. Aber kommt man da von außen rein? Autobahnen sind doch mit Zäunen abgeriegelt, um Rehe vom Suizid abzuhalten.
Doch der Zaun hat eine geheime Lücke. Kein Verbotsschild, also nichts wie rein! Diese Viehsperre hält vielleicht Wildtiere fern, aber keine hungrigen Radler.

Das Rührei hatte zwar, naja, Raststättenqualität, aber allein schon die hochgezogenen Augenbrauen über schlaftrunkenen Augen, als ich mit dem Rad auf dem Parkplatz einfuhr, waren den Abstecher wert.

Es bleibt bergig, aber immerhin geht es auf einem richtigen Radweg weiter. Kleine Bäumchen machen ihn zu einer Allee, gefällt mir.

Nach 12,5 Kilometern endet der Saale-Abschnitt dann in Hirschberg. Hier produzierte die größte Lederfabrik Europas Schuhsohlen. Die Fabrik finanzierte nebenbei den Bau von Bahngleisen, Schulen, Wohnhäusern, einem Freibad und der Saalebrücke. Letztere wurde in aller Bescheidenheit Heinrich-Knoch-Brücke genannt. Heinrich Knoch war rein zufällig der Typ, der die industrielle Produktion in der Lederfabrik eingeführt hatte.
Die Nazis sprengten die Brücke und nahmen damit ihren angeblichen Erzfeinden, den Kommunisten, die Arbeit ab. Als die Fabrik im Sozialismus verstaatlicht wurde, kamen ab sofort auch komplette Schuhe und andere Kleidungsstücke aus Hirschberg. Im November 1989 wurde die Brücke in nur fünf Tagen wieder aufgebaut und Brücke der Freiheit genannt. Heinrich-Knoch-Brücke hätte auch nicht mehr so gut gepasst, denn die meisten Fabrikgebäude wurden in den nächsten Jahren abgerissen.

Vor dem Schloss erinnert ein ungewöhnlich groß geratenes Mahnmal an die Toten der Weltkriege.

Hinter der Saalegrenze geht Deutschlands Rückgrat weiter - auf und ab wellt sich die Straße, wenn auch etwas weniger auf und ab. Diese Region nennt sich Vogtland und ragt in drei Bundesländer hinein. Ach, guck an, da ist ja doch noch eine Kaserne.

Doch das ist nichts gegen die Überraschung, die hinter der nächsten Hügelkuppe wartete. Durch das gesamte Tal zog sich wie ein klaffender, verrosteter Strich, ein gewaltiger Zaun. Ist das... der Grenzzaun? So lang? Moment mal, da hinten geht er ja immer noch weiter, bis ins Dorf rein.

Das Dorf heißt Mödlareuth, die Amerikaner nannten es allerdings Little Berlin. Dieser Spitzname passt hier sogar noch besser als in Zicherie-Böckwitz, schließlich ist das wirklich ein einziges, einheitliches Dorf. Es hat sogar denselben Namen, ganz ohne Bindestrich.
Trotz dieser Einheitlichkeit wurden 1810 Grenzsteine am Tannbach verlegt, die das Dorf zwischen Thüringen und Bayern aufteilten. Seitdem hat Mödlareuth zwei Postleitzahlen, zwei Bürgermeister, zwei Landkreise und zwischendurch sogar zwei Wirtschaftssysteme.

Und heute hat das Dorf den längsten, aufwendigsten Nachbau der Grenzanlagen an der kompletten innerdeutschen Grenze! Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht, dass auf den allerletzten Kilometern noch die Anlage in Hötensleben getoppt wird.
Ich konnte mir das Ganze jedoch nur aus der Ferne ansehen, denn: An der Anlage wurde noch gebaut, Arbeiter verlegten die letzten Steinplatten, alle Zugänge waren mit Bauzäunen versperrt. All die neuen Infotafeln und Wege sahen aus wie aus dem Ei gepellt. Das wunderte mich, denn die Grenzzäune schienen mir alles andere als neu zu sein. Wahrscheinlich stand da schon vorher eine Gedenkstätte und es war nur an der Zeit, alles von Grund auf zu sanieren. Die werden ja wohl kaum die alten Zäune 30 Jahre lang mitten im Dorf stehengelassen haben, um erst dann zu überlegen, was man draus machen könnte. Schließlich wollten die meisten Menschen diese dunklen Erinnerungsstücke am liebsten direkt verschwinden lassen. Auch deshalb finde ich diese gigantisch geratene Gedenkstätte überraschend - ist das denn schön für die Einwohner, wenn sie morgens aus dem Fenster gucken und alles sieht fast so aus wie damals?

Über die Grünanlagen hinweg erspähte ich praktisch all das Zeug, das ich bisher am Grünen Band gesehen hatte, an einem Ort versammelt, sogar alte Panzer und Mauern. Mit einer Ausnahme: Es fehlt der typische rechteckige Grenzturm. In die Grenzmauer ist ein komischer halber Beobachtungsturm eingebaut. Ansonsten hatten die Soldaten von Mödlareuth anscheinend bloß die dünnen, runden Billigtürme ohne Heizung. Zumindest bekamen sie im Winter mobile Elektroheizkörper, damit für "Frostsicherheit" gesorgt war.


In Mödlareuth stehen also die letzte große Outdoor-Gedenkstätte und das letzte Indoor-Museum. Als nächstes folgen das letzte innerdeutsche Dreiländereck und das letzte Bundesland. Dazu verlässt die Radroute die Straße und folgt einem Pfad entlang eines Bachlaufs.
Auf dem Bächlein wurde eine imposantes Dreieck aus Pflastersteinen installiert. Obendrauf thront der Dreifreistaatenstein, ein altes Stück Grenzmarkierung in neuer Umgebung. Dieses Gestaltungskonzept hat bei einem Studentenwettstreit gewonnen - zu Recht, diese dreieckige Mischung aus Natur und Pflaster hat was.
An diesem Stein treffen die einzigen drei Bundesländer aufeinander, die sich als Freistaaten bezeichnen. Warum Sachsen, Thüringen und Bayern das machen, weiß keiner so richtig - Freistaat ist einfach nur ein anderes Wort für Republik, in der Weimarer Republik haben sich die meisten Reichsländer so genannt. Manche Sprachpuristen bevorzugen das Wort, weil Republik aus dem Lateinischen kommt und diese verdammten Latinismen unsere schöne deutsche Sprache verhunzen. Aber eine solche Begründung ist vermutlich nicht mal aus Sicht der CSU zeitgemäß.
Sachsen und Bayern hatten hier schon lange eine gemeinsame Grenze. Zumindest ungefähr hier. Wo genau, war umstritten. Um dieses Problem zu lösen, stellte man 1840 den Grenzstein auf, der damals noch Dreiherrenstein genannt wurde.

Anschließend bin ich auf einem gut befahrbaren, sächsischen Kolonnenweg zwischen Windrädern zur Straße zurückgekehrt. Der zweisprachige Wegweiser übersetzt sogar das Wort Kolonnenweg ins Tschechische (Signálka).
Das Grüne Band besteht hier aus einem sogenanntem Offenlandbiotop. Würde man das einfach wachsen lassen, entstünde daraus irgendwann ein Wald. Dann kämen die gefährdeten Arten des Offenlands, die im Kalten Krieg eingezogen sind, aber nicht mehr so gut klar. Deswegen werden die Pflanzen ab und zu vorsichtig gemäht. Das Grüne Band wurde sogar nachträglich verbreitert, nachdem der Vogtlandkreis ein paar private Feldflächen aufgekauft hat.
Auch der KfZ-Sperrgraben hat in diesem Biotop eine wichtige Funktion: Füchse und Dachse verstecken sich darin.

Hm, wenn das hier Sachsen ist, dann grenzen ja ausnahmslos alle neuen Bundesländer an den ehemaligen Eisernen Vorhang. (Sogar Ostberlin grenzt ja an die Berliner Mauer.) Der sächsische Abschnitt ist aber echt kurz, gerade mal 3 % des Grünen Bands (wobei allein auf diesen 3 % mindestens 11 Menschen starben) bzw. etwa 26 Kilometer Radweg verlaufen an der sächsischen Grenze.
Selbst die grausamste Grenze der Welt scheint Berührungsängste mit diesem Bundesland zu haben.

Okay, okay, ich will jetzt keine 26 Kilometer Sachsenbashing betreiben. Aber wie soll ich das hinkriegen, wenn das erste sächsische Dorf verflixt nochmal Grobau heißt?
Vielleicht, indem ich zugebe, dass Grobau echt nett aussieht. Vor allem die Eisenbahnbrücke quer durchs Dorf ist ein prächtiger Anblick. Ich freue mich schon, darauf nachher mit der Bahn heimzufahren.

In Gutenfürst passieren die Züge dann den letzten Grenzbahnhof der Innerdeutschen Grenze. Allerdings fuhren hier bloß Interzonenzüge von München nach Westberlin. In der DDR durfte niemand aussteigen, nur die Grenzer verließen in Gutenfürst den Zug.
Auf dieser Strecke düsten auch die Sonderzüge nach Hof für jene 4500 Flüchtlinge, welche die Westdeutsche Botschaft in Prag besetzt hatten, um ihre Ausreise zu erzwingen. Die DDR war am Ende eingeknickt und ließ sie raus - aber nur, wenn die Züge noch einmal den Bogen über DDR-Gebiet machen, schließlich könne ja nur die DDR die Menschen aus ihrer Staatsbürgerschaft entlassen.

Noch etwas Letztes gefällig? Wie wäre es mit dem letzten Grenzturm? Moment mal, ist da etwa die Tür offen? Ungeduldig biege ich auf einen miesen Kies- und Kolonnenweg ab. Kann das wahr sein - auf den letzten Kilometern Innerdeutsche Grenze gibt es doch noch einen Grenzturm, wo ich so richtig reingehen kann?
Nö, kann es nicht.
Jedenfalls noch nicht. Aus der offenen Tür ertönen fröhliche Popmusik, im ersten Stock wird lautstark gebohrt, Werkzeug und Steinstaub liegen herum. Dieser Turm wird erst noch besucherfertig gemacht. Hoffentlich ist er dann auch allgemein zugänglich, zumindest über ein Drehkreuz wie der Bayernturm.

Gleich nebenan verläuft eine Autobahn. Ein Flüchtling versuchte sich an ihrem Verlauf zu orientieren. Gegen die tödlichen Selbstschussanlagen half das allerdings nicht.

Der Weg kurvt auf und ab durch grüngelbe Felder, versteckte Täler und Schluchten. Es ist alles superidyllisch, und doch wäre ich allmählich gern am Ziel, denn meine Waden sind nach vier Tagen intensivem Gestrampel allmählich nur noch so mittemäßig motiviert.
In einem verlassenen Löwenzahntal entdeckte ich den letzten Streckmetallzaun der Strecke - im Wasser. Reste des Eisernen Vorhangs dienen heute als Fischzaun.

Zum Schluss bin ich nochmal ganz kurz nach Bayern hinübergefahren. Ah, da vorne muss es eigentlich schon sein, auf dieser Hügelkette... verdammt, die Kette! Muss die Fahrradkette ausgerechnet jetzt abspringen? Aua, warum ist das Ding auch noch so messerscharf?
Gut, jetzt aber: Da oben muss es sein. Auf der letzten Hügelkette warten die Holzscheunen des Dorfes Oberzech.

Ich entschied mich für eine Abkürzung durchs Dorf, die mir meine App vorschlug. Als ich an der Seite der Dorfstraße herauskam, sausten plötzlich gleich fünf E-Biker auf der Zielgeraden vorbei. Nanu, die ganze Zeit waren die Straßen leer - wo kommen die auf einmal her? Und muss ich jetzt eine La-Ola-Welle für die machen?
An der nächsten Ecke wies mich der Wegweiser Dreiländereck in den Sumpf. Doch bis zu besagtem Eck sind noch ein paar Hindernisse zu überwinden. Heutzutage zwar keine tödlichen, aber doch welche, die einen Radfahrer effektiv ausbremsen: Ein hölzernes Drängelgitter, ein Weg aus Rindenmulch, vorbei am Grab eines unbekannten deutschen Soldaten, dann eine hölzerne Brücke, noch mehr Rindenmulch, noch eine Brücke...
Das komplette Dreiländereck ist durchzogen von den klaren Windungen der Südlichen Regnitz (die später in die Saale mündet), und im Frühling findet man kaum einen besseren Ort für einen sonnigen Spaziergang. In diesem Bach gab es früher den größten Bestand an Flussperlmuscheln in Mitteleuropa. Im extrem heißen Sommer 1947 starben viele Muscheln ab, aber ein paar überlebten, und die Kinder und Enkel (immerhin können sie 50 Jahre alt werden) der Muscheln wuscheln noch heute durch den Grenzbach. Ja, richtig gelesen: Am Ende der Innerdeutschen Grenze gibt es Muscheln, genau wie am Anfang in der Ostsee.

Aber gehen wir noch ein Stück in der Zeit zurück: Vor langer Zeit galt das schwer zugängliche Terrain als Niemandsland, und die Grenze war eher ein breiter Streifen als eine Linie. Als das Land immer weiter besiedelt wurde, schrumpfte der Streifen zusammen, bis man 1844 die Grenze endgültig festlegte und die Muscheln zum ersten Mal gestört wurden. Sie lagen jetzt im Grenzgebiet von Österreich (zu dem Tschechien damals gehörte), Sachsen und Bayern (die damals noch eigene Staaten waren). Zu der Zeit war im Eck ordentlich was los, es gab regen Grenzverkehr zwischen den drei Staaten.
Vom Kalten Krieg kann man das natürlich nicht sagen. Auf einmal lag in diesem friedlichen Tälchen das Dreiländereck zwischen BRD, DDR und ČSSR (die Tschechoslowakische Sozialistische Republik). Die Grenzanlagen der DDR gingen in die tschechoslowakischen über. Ob es wohl leichter war, den Bogen über Tschechien zu schlagen und statt einer scharf gesicherten Grenze zwei etwas weniger scharf gesicherte zu überwinden? Ein DDR-Bürger probierte es 1986 auf diesem Weg und hatte Erfolg.
Heute ist der Punkt, international gesehen, nur noch ein Zweiländereck aus Tschechien und Deutschland (Bayern/Sachsen). Ohne Zweifel jedoch ist es ein Eck: Dies ist die Stelle, an der die Spitze Tschechiens weit nach Deutschland hineinragt, der vielleicht auffälligste Punkt, wenn man Deutschlands Umriss auf einer Landkarte anguckt.
Wie markiert man einen solchen Punkt? Die Tschechen haben ihr obligatorisches, ovales Česká-Republika-Schild hingestellt, das man überall an der tschechischen Grenze findet. (Hier ist es deutlich sauberer als am Elberadweg.) Die Deutschen machen es etwas nüchterner mit STAATSGRENZE auf einem weißen Rechteck. Doch das echte Dreiländereck befindet sich in einem grünlichen Ausläufer des Bachs. Ein neuer, dreieckiger Stein ragt aus den Algen und zeigt zweisprachig und übersichtlich an, dass zum Beispiel die Kühe dort hinten zu Sachsen gehören (und vermutlich Müh machen). Daneben stehen noch historische Grenzsteine mit rätselhaften Ziffern, deren Bedeutung ein tschechischer Grenzstein-Nerd auf einer eigenen Infotafel erläutert.

2013 flutete ein schweres Hochwasser das Eck, nur die Bäume und die Spitzen der Grenzssteine guckten hilflos aus den Wassermassen.
Am Ende eines langen Stegs musste ich das Rad schließlich die Schieberinnen einer Treppe hinaufhieven. Erst dann hieß mich der gelbe Wegweiser so richtig in Tschechien willkommen.

Zugegeben, die Tschechen machen es den Radlern nicht zu leicht, ihr Land zu betreten. Aber sie belohnen sie auch gebührlich für die Mühe, und zwar mit zwei hölzernen Schränkchen. Im ersten verbergen sich ein Gipfelbuch und Stempel für Reisetagebücher, im zweiten eine Minibar mit verschiedensten Getränken.
Die E-Radler von e-ben luden mich an ihren Tisch ein, und wir tauschten die Ereignisse unserer Iron Curtain Touren aus. Sie hatten die Strecke in zwei Touren absolviert und in Eschwege unterbrochen. Ich staunte, wie kühl die Getränkedose war, und spekulierte über die übernäturlichen Kühlfähigkeiten des Schränkchens. Die anderen klärten mich, auf dass gerade eben ein Auto weggefahren sei, dessen Fahrer das doch nicht so magische Schränkchen mutmaßlich aufgefüllt hatte.

Und so erreichte ich im Frühling 2023, als das Grüne Band gelb vom Löwenzahn und meine Finger schwarz und rot von meiner störrischen, scharfen Fahrradkette waren, das Ende der Innerdeutschen Grenze.
Und jetzt? Man muss nicht googeln, um zu wissen, dass Nahverkehr in Oberzech praktisch nicht existiert. Wer zum nächsten Bahnhof will, soll die 17 Kilometer nach Hof an der Saale runterfahren. Ich habe Hof auf der Rückfahrt beim Umsteigen gesehen. Es ist alles andere als eine Fahrradstadt, und seine beigen Fassaden sind doch von eher eingeschränkter Schönheit.

Doch irgendwann, als ich diese Tour plante, kam mir auf einmal eine Idee: Wenn ich sowieso noch weiterfahren muss, warum soll ich mir dann nicht anschauen, wie die Grenze in Tschechien aussieht? Nur 20 Kilometer entfernt wartet ein tschechischer Bahnhof auf mich, und 20 und 17, och, das ist doch quasi dasselbe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen