Die Bode liefert der Elbe über die Saale eine Menge Harzwasser, auf Wunsch (oder ohne Wunsch) auch mal Hochwasser, so ähnlich, wie es die Rhume für die Weser macht. Bereit für den abgefahrensten Harzfluss? Die Bode ist so cool, die musste ich auch noch vollständig fahren. Viele Abschnitte kannte ich ja eh schon.
Aber Moment! Von welcher Bode spreche ich hier überhaupt? Der Harz ist alles andere als bodenlos, er hat einen ganzen Haufen Boden.
Fangen wir erstmal mit der Großen Bode an, denn die ist der längste Quellfluss. Und wo finde ich die? Im Hochharz. Konkreter: Eine kleine Wanderung von der Bushaltestelle Oderbrück entfernt.
Wahrscheinlich war die Hochebene im Herzen des Gebirges mal mehr oder weniger ein Wald, inzwischen dominieren meistens Baumstümpfe - rund um die Bodequelle aber sind schon kleine Weihnachtsbäume nachgewachsen.
Auf einer winterlichen Wanderung vor einigen Jahren zeigte mir eine kleine Aussichtsplattform den Ursprung der Großen Bode: Ein Moor namens Bodebruch, welches aus Tannenbäumchen und Schnee besteht. Auch die Kalte Bode entspringt nur ein kurzes Stück entfernt. Mit der hätte ich hier auch eher gerechnet.
In der Nähe befindet sich die Achtermannshöhe, der viertgrößte Harzgipfel. Wer die steile, eisglatte Treppe (zumindest im März, im Sommer geht's wahrscheinlich) bezwingt, wird reich belohnt: Der Gipfel ist eine riesige, schartige Kuppe aus Felsgestein. Auf diesem verworrenen Stück Stein findet jeder sein passendes Plätzchen, egal ob er in erster Linie Wert auf Platz, Panorama oder Windschatten legt. Nur wer weich sitzen will, ist hier eventuell nicht ganz richtig. Oder muss ein dickes Kissen mitbringen.
Die Umgebung liegt zwar hoch oben, ist aber überraschend flach. Erst am Rande der Hochebene erhebt sich die Landschaft zu weiteren Berggipfeln, die an gigantische Sprungschanzen erinnern.
Die Achtermannshöhe ist auch die Wasserscheide zwischen Elbe und Weser: Links entspringt die Oder im Oderbruch, rechts die Kleine Bode zwischen Rotem Bruch und Achtermannsbruch. Der Oderteich funkelt als blauer Spiegel im Wald.
Langes Bruch, Königsbruch... Mathematiker hätten auf jeden Fall ihre Freude mit all den brüchigen Mooren im Hochharz.
Wie auch immer: Die Große und Kleine Bode vereinigen sich zur Warmen Bode. Damit sie schön warm bleibt, versteckt sie sich bei Torfhaus unter Schnee, Gräsern, Ästen...
...und Holzbohlen. Aber trotzdem ist die Warme Bode selbst Ende März nicht warm genug, um den Schnee zu schmelzen. Wenn sich frühe Wanderer und späte Skifahrer entgegenkommen, macht das die rutschige Wanderung auch nicht gerade sicherer. Der Schnee lag so hoch, dass er mir in die Schuhe rutschte. So kommt die Warme Bode also an ihre Wärme: Sie saugt sie aus meinen Füßen, diese verdammte Vampirin!
Merke: Wenn im Harz seit Wochen Sonne, Wärme und kein Niederschlag angesagt sind, ist das noch keine Garantie dafür, dass der Winter weg ist.
Na schön, ich sehe es ein, dann komme ich lieber ein andermal zurück, und diesmal mit dem Fahrrad. Auf einer anderen Harztour bin ich von Oderbrück aus auf einem anderen Waldweg herumgeirrt und geschaut, ob ich nicht wieder zur Bode durchkommen kann. Gar nicht so einfach, die ersten Wege waren komplett verwildert und mit ökologisch abbaubaren Schranken (auch bekannt als tote Baumstämme) blockiert.
Erst kurz vor der Stadt Braunlage stieß ich auf einen guten Wanderpfad gleich neben dem Fluss. Am Rande von Niedersachsens höchstem Berg und Skigebiet, dem Wurmberg, rauscht der junge Bach durch ein ebenso steiniges wie blättriges Tal. Einer Theorie zufolge wurde die Wurmbode sogar nach dem Wurmberg benannt, und die Namen Warme und Kalte Bode sind nur daraus entstanden, weil das jemand falsch verstanden hat.
Am Rande der skiverrückten Stadt Braunlage rumpelten früher Güterzüge über ein steinernes Brücklein.
Nach ihrer ersten Stadt taucht die Bode wieder in ein völlig abgelegenes Tal ein. Bei der Silberfuchsfarm (die Gehöfteansammlung heißt immer noch so, Silberfüchse lassen sich nicht blicken) trifft sie auf den Nebenfluss Bremke und den Eisernen Vorhang, löchrige Betonplatten inklusive.
Der Eiserne Vorhang folgt der Bode zur Straße in den sorgenlosen Grenzort Sorge, wo sie die Harzer Schmalspurbahn kreuzt.
Äh, joa, und das war auch schon der erste Abschnitt. Zu den Orten selbst habe ich kaum etwas zu ergänzen, denn praktisch alles, was ich zu Braunlage schreiben kann, hängt mit dem Skifahren zusammen, und praktisch alles, was ich zu Sorge schreiben kann, hängt mit der ehemaligen Grenze zusammen.
Aber keine Sorge, bald wird die Bode im Mittelpunkt stehen! Mittelpunktiger geht es kaum.
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