Hinter Soltau verströmte ein Feld des Grauens einen abnormalen Gestank. Soeben hatte ein Fahrzeug die Fläche mit Gülle gedüngt. Dann wendete es und brauste mir auf dem Feldweg entgegen. Eingehüllt in eine widerwärtige Staub- und Güllewolke hielt ich den Atem an und war ausgesprochen angepisst.
Zwei Heideflächen grenzen direkt an den Radweg, und beide haben eine ungewöhnliche Begrenzung. Die erste ist mit Büschen, Beeten und haufenweise Findlingen ausgestattet. Das Stonehenge der Lüneburger Heide ist ein toller Anblick - sogar im Vorbeifahren.
Die zweite Heidefläche ist von einem X-förmigen Zickzackzaun umgeben und wird von Heidschnucken bewohnt, denn sie gehört zum Schäferhof. Das ist ein Nachbau eines historischen Bauernhofs, um den sich ein Verein kümmert. Die Gebäude kann man für Veranstaltungen mieten, außerdem finden da manchmal Führungen und Schafsfütterungen statt.
Die restliche Route besteht aus Alleen mit besonders vielen Birken. Im Zickzack geht es von Dorfstraße zu Bundesstraße und wieder zurück - gäbe es einen direkten diagonalen Radweg nach Schneverdingen, müsste die Strecke nur halb so lang sein.
Kurz darauf bin ich an der Bundesstraße von Neuenkirchen rausgekommen. Neuenkirchen liegt etwa auf der Hälfte der Strecke und... nee, das war eigentlich alles, was ich über Neuenkirchen zu sagen habe.
Ein Gedenkstein weist auf die Schlacht up de Soltauer Heide von 1519 hin. Das war die letzte Ritterschlacht in Deutschland. Was nicht heißt, dass es danach friedlicher wurde. Die Menschen fanden nur heraus, dass es effizientere Mittel gab als Schwerter und Blechrüstungen.
Kurz vor dem Bahnhof Schneverdingen taucht auf einmal noch eine Heidefläche auf, und zwar eine überraschend große - dabei liegt sie mitten in der Stadt, zwischen grafittibesprühten Hallen und Gleisen. So wird die Lüneburger Heide im Reiseführer normalerweise nicht dargestellt.
Wer sehen will, wie sie im Reiseführer dargestellt wird, hat es von hier aus nicht mehr weit. Denn nun geht es auf dem Wümmeradweg ins violette Herz der Heide.
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