EIN BACH ESKALIERT
Verfallene Fabriken, Felsen und Porzellanpuppen prägen das Tal der Gera. Zweiter Teil meiner Tour auf dem Gera-Radweg
Fahrt durch die Fabrik: Industrie in Ichtershausen |
Das perfekte Flusstal existiert ni... Geratal-Radweg |
Hoch statt Hochwasser: Die einzige Steigung am Sperrwerk |
Das Rauschen der Zivilisation: Mini-Wassermühle Angelroda |
Kurz darauf muss ich den ersten Hügel überwinden, um die Hochwasser-Staumauer unten im Tal zu umrund... oh, ich bin schon oben. Und das war auch schon die größte Steigung des Tages. Dieser Radweg ist ja ein Traum! Zufrieden rolle ich abwärts und genieße die Aussicht. Mal treffe ich direkt auf das Flussufer, mal halte ich 150 Meter Mindestabstand, aber immer bleibe ich auf demselben hellgrünen Streifen, der sich Geratal nennt.
Bahnsinniges Bauwerk: Eisenbahnviadukt Angeroda |
Mit Power um die Plauer Mauer: Hindernislauf des Plauer Springs |
Nun, zum einen ein echtes Highlight und zum anderen ein echt abgewracktes Tal. Aber fangen wir doch mit dem Highlight an.
Dazu mache ich einen Abstecher an der Bundesstraße und finde mich zwischen zwei Bächen wieder. Der größere ist die Wilde Gera, und der kleinere ist sogar noch wilder: Er schäumt durch eine Art Hindernis-Labyrinth, das ihm irgendwer irgendwer ins Bachbett gemauert hat (entweder für eine kleine Mühle oder einfach, weil er gern Wasser schäumen sah). Und nach einem knappen Kilometer endet der Bach an einer Felswand. Das ist der Plauer Spring, Thüringens größte Karstequelle. An 13 Stellen kommen zusammen 600 bis 800 Liter raus. Pro Sekunde. So steht es jedenfalls auf dem Schild. Das mit den 800 Litern glaube ich aufs Wort, aber wo genau die einzelnen 13 Stellen anfangen und aufhören sollen, bleibt mir unklar. Da strömt einfach eine verdammt große Menge Wasser unter der Felswand hervor. Ohne Schäumen und Strudeln, sondern einfach sehr schnell, still und zielstrebig.
Das ist ein Ding: Der Plauer Spring |
Lebender Fluss, tote Industrie: Gera-Zusammenfluss und Porzellanfabrik Plaue |
Was für ein Rausch! Gera bei Plaue |
Sticht ins Auge: Nadelwerk Ichtershausen |
Backstein, Stahl und Rost zerbricht, aber unsere Wirtschaft nicht: Möbisburger Töpfermühle |
Und auch die prächtigste der Gerafabriken, das Nadelwerk in Ichtershausen, ist noch am Leben. 1912 friemelten etwa 900 Arbeiter im großen Fachwerkkomplex der Wolff & Knippenberg Nadelfabrik an Nadeln zum Nähen, Stricken oder Operieren; es handelte sich um eine der größten Nadelfabriken auf diesem Planeten. Und heute? Tja, immerhin 30 Mitarbeiter stellen noch chirurgische Spezialnadeln her. Übrigens: In Ichtershausen komponierte auch der Pfarrer Wilhelm Hey die Lieder
Echt schaf: Schafskäserei Ziegenried |
"Das Arnstadt ist ein Schwang / Da ist ein Fohren-Sang / Und schöner Vogel-Sang / Darbey auch der Wein-Tranck / Und steter Flegel-Klang"
-Johann Christoph Olearius, Allerhand denckwürdige Thüringische Historien und Chronicken-
Ein echtes Modellprojekt: Ruinen, erhaltene Gebäude und Burgenmodelle im Schloss Arnstadt |
Schwaansinn: Realistische Bootsfahrt im Mon Plaisir |
Jetzt habe ich aber ein bisschen vorgegriffen. Industrie steht ja für gewöhnlich nicht einfach so in der Landschaft herum, sondern im Dunstkreis irgendwelcher Städte. Gibt es im Geratal denn etwas, das man tatsächlich als Stadt bezeichnen könnte? Joa, gleich zweimal. Die zweite Gerastadt dürfte jedem ein Begriff sein, die erste dagegen nur Fans klassischer Musik. In diesem Sinne, willkommen in Arnstadt! Was gibt es hier so? Die Arnstadt-Altstadt kann es zwar nicht mit Erfurt aufnehmen, macht aber einen freundlichen Eindruck. Auf den bunten Barockmauern macht sich mal Schiefer breit und mal Schlingpflanzen. Auf dem Weg dorthin muss ich aber erst einmal den Weg durch das Arnstädter Schloss finden, und das ist gar nicht so leicht, denn dieser gelbe Komplex besteht aus verschiedenen Bereichen. Am ältesten ist die Schlossruine Neideck, und auch die besteht wiederum aus mehreren Komponenten: Einem hohen, historischen Turm inmitten von verfallenen Mauern, in denen wiederum bunte Modelle verschiedener Burgen und Schlösser aufragen. Das Ganze auf einer Insel, umgeben von einem Burggraben und über eine Stahlbrücke verbunden mit der Außenwelt. Klingt toll, oder? Schade nur, dass die Brücke verrammelt und versperrt ist - wegen "erheblicher Baumängel". Ja gut, was erwartet man auch bei der Ruine eines Schlosses, das bereits 1770 abgebrochen wurde? Direkt gegenüber, in einem neuen Gebäudeteil, sitzt übrigens das Bauaufsichtsamt - gerade mal 250 Jahre nach dem Abbruch ist ihm aufgefallen, dass das Nachbargrundstück nicht mehr so richtig so gut in Schuss ist.
Böse Stiefmutter in Action: Eine der gelungenen Puppen im Mon Plaisir Im Spiegel: Ein neugieriger Museumsbesucher |
In Arnstadt übernachteten allerhand berühmte Persönlichkeiten: König Ludwig IV. schrieb im Jahr 1323 etwa 100 Urkunden im schon damals eher bürokratischen Palast und konnte seinen Aufenthalt deswegen vermutlich nicht so richtig genießen. Zur selben Zeit wurde eine Blutbuche gepflanzt, die seither viele blutige Kriege erlebt hat und noch heute ihre roten Blätter über den Graben reckt. Martin Luther sperrte in Arnstadt als junger Mönch nach eigenen Angaben "Maul und Nase auf", während ein Franziskaner predigte. Jahre später übernachtete er im Schloss auf der Durchreise mit seinen verbündeten Adligen vom Schmalkaldischen Bund.
Auf der anderen Straßenseite erwartet mich dann der dritte Gebäudeteil mit dem Schlossmuseum, in
Repräsentation im 18. Jhdt: Kinderstube einer PoC-Familie |
Völlig verpuppt: Miniaturmuseum Mon Plaisr |
Porzellahnsinn: Eine Welt der Vasen im Schloss Arnstadt |
Die Schattenseite des Miniaturlands ist übrigens: Damit die Ausstellung die Jahrhunderte überdauern konnte, sind die Puppenzimmer in ewiges Zwielicht gehüllt. Fünf Prozent meiner Fotos sind halbwegs brauchbar, wenn man ein Auge zudrückt (oder auch zwei). Und dafür habe ich an der Kasse für die Fotoerlaubnis bezahlt!
Na schön, aber das Schlossmuseum hat ja noch mehr Etagen, in denen die Lichtverhältnisse besser sind. Am besten sind sie im Porzellankabinett: Hier stehen exakt 1000 Vasen und Dekodinger auf dem Boden und in Regalen. Ihre Zahl wird von Spiegeln vervielfacht, weil tausend ja noch nicht genug ist. Eine schwarze und eine ostasiatische Porzellanfigur stehen etwas verloren an der Seite herum. Ein ganzer Raum, nur um anzugeben, dass man Geschirr hat! Aber was mache ich mich darüber lustig? Die haben das Zimmer vor 300 Jahren eingerichtet und ich bin immer noch ein bisschen beeindruckt, das muss man auch erstmal schaffen.
Affig: Ein Affenteppich |
Enthält kein Vitamin C: Zitrone aus Glas |
Er gab mit dem Ton an: Die Orgel, auf der J.S. Bachs Karriere begann |
Es folgen ein paar Zimmer voller Glasvitrinen. Der Thüringer Wald mit seinen Glasbläsereien ist nicht weit, deshalb war auch Glas ein wichtiger Teil der Gera-Industrie. Damit das Museum nach dem 947. Kelch nicht langweilig wird, ließen die Adligen eine quietschgelbe Zitrone aus Glas herstellen - einfach, weil sie es konnten. Auch in den Puppenstuben ist dieses Glas überall versteckt, ob nun als Tierfigur, als Feuer im Kamin oder als Pfeife (geschwärzt mit Knochenstaub und Zinnoxid).
Schließlich widmet das Museum auch einen Raum dem berühmtesten Arnstädter aller Zeiten, einem gewissen Johann Sebastian Bach. Im Jahre 1703 bat man den jungen Musiker, der Arnstädter Orgel den TÜV abzunehmen, also quasi. Sein Orgelspiel war so beeindruckend, dass er kurz darauf mit gerade mal 18 Jahren als Organist eingestellt wurde. Okay, vielleicht war es auch hilfreich, dass zwei Bach-Generationen vor ihm schon diesen Job in Arnstadt hatten. So kam es, dass ausgerechnet "der erste Jazzer" (laut meinem Musiklehrer) die erzkatholische Kleinstadt auf den Kopf stellte. Sein Verhältnis zu Arnstadt ging dann auch ziemlich schnell den Bach runter: Wegen unterschiedlicher Auslegung der Jobbeschreibung weigerte er sich zu singen. Es gab Beschwerden Bach, habe "viele frembde Thone mit eingemischet", "wunderliche
Choralmoral illegal? Egal! Bach-Statue in Arnstadt |
Heute haben die Arnstädter längst ihren Frieden mit dem musikalischen Rebellen gemacht. Naja, eigentlich mehr als das: Sie haben ihre Kirche nach ihm benannt, veranstalten ein Festival für ihn und stellen ihm eine Statue auf, auf der er ganz offiziell frech rumlümmeln darf. Manchmal sind ein paar Jahrhunderte und ein bisschen Weltruhm alles, was es braucht, um einen Streit zu lösen.
"Es erhub sich ein Streit. / Die rasende Schlange, der höllische Drache /Stürmt wider den Himmel mit wütender Rache / Doch Michael bezwingt, / Und die Schar, die ihn umringt / Stürzt des Satans Grausamkeit."
- Johann Sebastian Bach, BMV19 -
Gefangen in der Gera: Der Müllstrudel von Arnstadt |
Ich hab den Bogen raus: Parks und Brücken zwischen Arnstadt und Erfurt |
Was sagt die Uhr? Huch, da habe ich aber eine Menge Zeit vertrödelt in diesem wunderlichen Museum. Dabei wollte ich heute noch eine Landeshauptstadt sehen! Ich eile zur Gera zurück und sause durch eine Art Park. Ein Brückenbogen nach dem anderen gleitet über meinen Kopf hinweg und umfängt mich kurz mit seinem kühlen Hauch. Die Gera hat sich inzwischen beruhigt und ist ein undurchsichtiger, nachtschwarzer Streifen geworden. Nur wenn ein Wehr im Weg steht, zeigt sie noch einmal ihre säuberlich frisierte, weiße Gischt in einem kurzen Wasserfall. Einer dieser Fälle endet in einem steinernen Rechteck, in dem eine gnadenlose Strömung herrscht. In einer Ecke neben dem Wasserfall dümpelt ein großer Haufen aus Paddeln, einem Helm, einem Surfbrett (?), Bällen und undefinierbarem bunten Krempel im Kreis auf und ab. Für dieses Zeug wird die Gera zur Sackgasse: Die Strömung lässt es nie wieder frei. Oder? Nein, keine Sorge, sobald das Zeug zu Mikroplastik zerrieben ist, darf es gehen, also alles gut.
Einfahrt nach Erfurt: Kindergarten zwischen den Strömen |
Über sieben Brücken musst du... vorbeifahren: Gerapark in Erfurt |
Direkt am anderen Ufer ragt eine Betonwand auf. Moment, ist das schon der Hauptbahnhof?
Das Nadelöhr des Gera-Radwegs: Erfurt Hbf |
Nah am Wasser gebaut: Erfurt Hbf |
Tatsächlich. So eine gute Bahnanbindung direkt am Ufer hat kaum ein Flussradweg. Aber: Wo geht es jetzt weiter? Hinter dem Fahrradparkhaus liegt eine kleine Fußgängerbrücke, aber die scheint direkt auf die Gleise zu führen. Aber auch wenn ich die große Brücke überquere, muss ich mitten durch den Hauptbahnhof. Ich kann mich entweder durchs Gedränge auf den Fußwegen zwängen, oder ich fahre zwischen den Straßenbahngleisen - ach nee, da ist ein fettes Fahrradverbotsschild. Erfurt, ist das dein Ernst? Da waren gerade 50 verschiedene Steinbrücken, auf denen ich den Fluss hätte überqueren können, aber deine Wegweiser stopfen mich durch diesen Straßenbahntunnel? Na schön, so sei es, ich schiebe mich da irgendwie durch.
Terrarium fürs Mühlrad: Wassermühle in Erfurt |
Straßenbahnsinn: Fischmarkt in Erfurt, rechts das Rathaus
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Der Rest von Erfurt ist auch ziemlich vollgestopft, aber viel netter anzusehen. Die Gassen sind schmal, und sollte eine Gasse mal etwas breiter sein, kommt sofort eine Straßenbahn und will da durch. Aber ich würde mich da jederzeit wieder durchquetschen. Anders als in Arnstadt, Weimar oder Eisenach besteht der größte Teil der Altstadt aus farbenfrohen Fachwerkfassaden. Ganz klar: In Thüringen wurde die Landeshauptstadt nicht nach Größe, Bevölkerung, kultureller oder politischer Bedeutung ausgewählt, sondern nach Schönheit. Diese Altstadt ist das größte Flächendenkmal Deutschlands, und ich denk mal, zu recht. Nur das Rathaus und die Sparkasse als Herrscher der Stadt haben Paläste aus grauen Mauern. Die Bank zeigt dabei auch gleich noch ihren Herrschaftsstil: Gekrümmte Statuen mit schmerzverzerrten Gesichtern tragen ihr Obergeschoss. Die wurden 1935 im Stil der neuen Sachlichkeit gebaut und tragen den Namen Die Laster und die Tugenden. Welches Genie kam wohl auf die Idee, dass man mit dieser Symbolik den Kunden vertrauen einflößt?
Undurchsichtige Bauweise: Auf der Krämerbrücke |
Nur zwei Straßen weiter hat sich eine Menge um eine Band von Straßenmusikern versammelt. Der Schlagzeuger bewacht den Eingang zur berühmtesten Gasse Erfurts und zur mit großem Abstand berühmtesten Brücke über die Gera - dabei handelt es sich um ein und dasselbe Bauwerk. Ob man es als Brücke oder Gasse wahrnimmt, hängt davon ab, welchen Weg man nimmt. Bei meinem ersten Besuch in Erfurt bin ich einmal über die komplette Brücke gelaufen und stellte mir erst dann die Frage: Und wo ist jetzt die Krämerbrücke? Der Blick aufs Wasser wurde mir komplett von 32 gelben Fachwerkhäusern verwehrt, in denen Thüringer Gewürze, Spezialitäten, Keramik und Schmuck verkauft wurden. In Erfurt steht die längste komplett bebaute Brücke Europas. Sogar die ähnliche Ponte Vecchio in Florenz (die ausschließlich teuren Luxusschmuck verkauft) hat ein paar Lücken, durch die man einen Blick auf den Fluss Arno werfen kann. Erfurt dagegen macht konsequent dicht, und das schon seit langer Zeit. Bevor 1325 eine steinerne Krämerbrücke hochgezogen wurde, standen hier schon mehrere ähnliche Exemplare aus Holz. Damit ist die Brücke das älteste nichtreligiöse Bauwerk Erfurts. Die Wohnungsnot war anscheinend schon damals ein Problem, da kann man doch keinen wertvollen Baugrund verschwenden, nur weil irgendwelche Leute gerne Wasser angucken möchten! Damit man den bemerkenswerten Brückenbau trotzdem von außen bewundern kann, steht direkt neben der Brücke noch eine Betonbrücke, eine Brücke nur zum Brückengucken also (naja, und für den Autoverkehr). Dort fällt mir etwas Seltsames auf: Unter der Hälfte der Brücke fließt gar kein Wasser. Im ersten und letzten Brückenbogen herrscht
Eine zweite Brücke zum Brückenglück: Neben der Krämerbrücke |
Ein angepisster Tunnel: Unter der Krämerbrücke |
Eroberung leicht gemacht: Fahrstuhl zur Zitadelle Petersberg in ERFURT |
Dome, sweet Dome: Blick von der Zitadelle auf Erfurt |
Weiter hinten zeigt die Erfurter Altstadt auf einmal ganz überraschend etwas, mit dem sie sonst geizt: Platz. Und was steht auf diesem großen grauen Platz? 77 Stufen, die hinaufführen zu einem doppelten Gotteshaus, dem Erfurter Dom und der St.-Severi-Kirche. Wer noch höher hinauswill (also ich), wechselt auf die andere Straßenseite und schlängelt sich in einer endlosen Serpentine zwischen grauen Platten und spärlichem Gras hinauf bis zur Zitadelle Petersberg. Der Petersberg sieht zwar alles andere als natürlich aus, ist aber wohl das, was einem Berg in der Erfurter Innenstadt noch am nächsten kommt. Wer keine Lust hat, auf den Betonplatten bis zum großen offiziellen Eingangstor zu laufen (also ich), kann einen Aufzug nehmen. Mit diesem Fahrstuhl eroberten im Dreißigjährigen Krieg feindliche Heere bequem und barrierefrei die Festung... nein, Quatsch, der wurde erst zur Landesgartenschau eingebaut
Ein bewaffnetes Freiluftlabyrinth: Zitadelle Petersberg |
Blaue Bögen: Pierre-Mauray-Brücke |
Eine Insel mit zwei Bäumen: Verzweigung der Gera in Erfurt |
Nett hier, aber... nein, eigentlich nicht so nett hier: Gebesee |
Gewässer im Grünen: Schlussstrecke der Gera |
Irgendwann liegt die Landeshauptstadt dann doch hinter mir und... joa, der restliche Radweg sieht eigentlich fast komplett gleich aus. Ich fahre auf einem kleinen Deich, der nahtlos in eine einfarbige Wiese übergeht, nur etwa einen Meter über dem Wasserband der Gera, in dem sich die grauen Wolken spiegeln. Wo ist die Sonne eigentlich hin? Und wo sind die Berge? Die schattigen Stadtparks haben mich derart abgelenkt, dass ich diese Verluste erst jetzt bemerkte, als ich mich unvermittelt im bewölkten Flachland wiederfinde. Erst weit hinten am Horizont ragen wieder die Hügel nördlich der Unstrut in die Höhe. Das müssten eigentlich schon die Kyffhäuser und der Harz sein. So weit werde ich heute aber nicht mehr fahren. Zielstrebig rase ich durch die unspektakuläre Strecke meinem Ziel entgegen. Was ist eigentlich dieses Ziel? Gute Frage.
Kurz vor Schluss: Die Gera macht dicht |
Schule des Grauens: Schloss Gebesee |
Auf den letzten Meter am Geradeich wird das Grün nicht mehr gestutzt, alles ist zugewachsen und die Vorgärten kaum zu erkennen. Die gehören schon zu Gebesee, dem letzten Ort und dem letzten Schloss an der Gera. Das Schloss wird heutzutage als Internat benutzt. Aber stellen Sie sich da um Gottes Willen kein Schloss Salem vor - der ganze Ort strahlt eine giftgrüngraue Schäbigkeit aus. Damit ich hier freiwillig zur Schule gehe, müsste das Internat von innen schon Hogwarts sein. Mindestens.
Die Geramündung (irgendwo da hinten, also wahrscheinlich, vermute ich mal) |
So muss das: Mündung der Schmalen Gera |
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