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Noch mehr Radreisen

01 November 2022

Ems: Von Hövelriege nach Gütersloh

Ems-Tag I

Blutiger Boden - Quellenangaben jenseits der Welt - Wirkliche Wildpferde! - Ein Bi-Bach - Vollkommen objektiv-neutrale Argumentation für chemische Pflanzenschutzmittel - Mühlen - Der grüne Fluss und das weiße Haus - Wohin Bundesgartenirrwege führen - Die Stadt der Kaffeemaschinen

Die Ems ist zwar kein Nebenfluss der Weser, aber der einzige große Fluss in Niedersachsen, der mir noch fehlt - und über die Hase immerhin mit den Weserflüssen verbunden.

Los geht es aber erst einmal in NRW. Emsradler starten entweder im nahen Paderborn oder in Hövelhof. Ich bin noch eine Station weitergefahren und in Hövelriege ausgestiegen. Wenn man die Gedenkstätte Stalag besuchen möchte, ist es von dort aus kürzer. Der Bahnhof Hövelriege ist eigenartig: Er hat ein Gleis, aber zwei Bahnsteige, auf jeder Straßenseite einen. Wozu? Da werden wohl kaum zwei Züge gleichzeitig halten, nur um wenige Meter später zusammenzustoßen.


Einige Kilometer entfernt stand ein Gefangenenlager, in dem im Zweiten Weltkrieg sowjetische Kriegsgefangene inhaftiert waren. Daran erinnert die Gedenkstätte Stalag in Stukenbrok-Senne. Wo auch immer sie sein mag. Dort, wo sie eigentlich sein sollte, befand sich das verschlossene Tor einer Polizeischule (das zweite Tor ist verschlossen, das erste nicht).

Dafür habe ich den Friedhof der Kriegsgefangenen gefunden. Der Reiseführer hat sich nicht getraut zu  erwähnen, was denn nun mit ihnen passiert ist, ich erfuhr es erst von dieser Steintafel. Dass es nichts Schönes ist, hatte ich mir schon gedacht. Doch es war noch schlimmer, als ich vermutet hätte: Jeder einzelne wurde zu Tode gequält. Unvorstellbar.

Hinter Stukenbrock-Senne beginnt das Naturschutzgebiet Moosheide. Das ist ein wunderschöner Wald, in dem sogar größere Flecken Heidekraut blühen. Er gehört zu einer größeren Landschaft, die sich Senne nennt.
Es ist herrlich hier, aber da ich noch etwas verstört von dem Friedhof des Grauens war, erinnerte mich das Heidekraut an auslaufendes Blut (auf dem Foto sogar noch mehr, weil meine Kamera es ein bisschen unscharf fotografiert hat). Gleich nebenan weisen Warnschilder auf eine militärische Sperrzone hin, in der Schusswaffen gebraucht werden. Doch selbst in den Pfützen der Panzertracks und Feuerschutzstreifen leben seltene Amphibienarten.

In der Senne wollte lange Zeit kein Schwein leben. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg motivierten die Adligen ein paar Menschen, sich hier niederzulassen. Sie wählten das geringste Übel und suchten sich Grundstücke an den Bächen, zum Beispiel der Ems, wo sie zumindest genug Wasser hatten. Dort bauten sie viele massenweise Wassermühlen, um das Maximum aus der Wasserkraft herauszuholen. Denn mit dem trockenen Sandboden war gar nix los, es brauchte extrem viel Aufwand, damit da irgendwas Essbares drin wuchs. Um irgendwie zu überleben, mussten die Männer im Sommer in Norddeutschland und Holland arbeiten gehen, meistens als Ziegler oder Grasmäher. Die Frauen waren dann allein für den Bauernhof und alle Tiere zuständig, was auch sauviel Arbeit war.

Eine der Tierarten, um die sich die Frauen kümmern mussten, war Deutschlands älteste Pferderasse. Die weißen Senner Pferde leben hier bis heute, und zwar wild - oder besser gesagt, halbwild, so werden sie schon seit Jahrhunderten gehalten. Die Pferde sind schon in einem Gehege, aber meistens werden sie von den Menschen in Ruhe gelassen, Hauptsache sie futtern und pflegen die Landschaft. Dadurch sind sie dermaßen gechillt, das zwei von drei Pferden entspannt auf der Wiese liegen. Dabei hatten es die Senner Pferde früher alles andere als gechillt: Die Senne hat nur wenige Wasserstellen und vor dem 19. Jahrhundert hatten die Pferde im Winter keinen Stall, der sie vor der Kälte schützte. Durch natürliche Auslese wurden die Pferde total hart und robust, deshalb werden sie auch gern geritten.
Anders als in der Geltinger Birk an der Ostsee habe ich die Wildpferde tatsächlich gesehen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Es war fast ein bisschen surreal, die weißen Wesen plötzlich im Wald liegen zu sehen, ein bisschen wie Einhörner, aber ohne Horn.

Emsquellen stand immer wieder auf den Wegweisern, da will ich hin. Warte mal, Quellen? Ich dachte, die Ems hätte nur eine Hauptquelle. Hat sie eigentlich auch.
Der letzte Wegweiser führte mich zu einer Holztreppe, wo ich in die untere Etage der Senne hinabstieg.
Die Emsquelle verbirgt sich in einem geheimnisvollen grünen Tal, ein magischer, zeitloser Ort, an dem das grünliche Licht durch tausende Blätter gefiltert wird. Für eine Weile fühlte ich mich abgeschnitten von der hektischen Welt da oben. Abgesehen vom Holzsteg ist alles in diesem Tal unberührt - auch die Quelle. Das Wasser sickert ganz natürlich aus der dunklen Erde, zwischen Farnen und Blättern hervor, ohne irgendwelche Brunnen, Rohre oder Mauern. Ich habe schon viele Quellen größerer Flüsse gesehen, aber keine war derart naturbelassen (die Eder ist so ähnlich, aber weniger beeindruckend, und sie war früher mal in Stein gefasst).
Wo genau das Wasser rauskommt, kann ich nicht sagen. Die Erde wird halt ganz allmählich nasser und nasser, doch das Wasser sieht völlig still und unbewegt aus. Könnte also sein, dass an mehreren Punkten etwas rauskommt, dann wären es gewissermaßen wirklich mehrere Quellen, wenn auch dicht beieinander.

Ein paar Meter weiter ist zu erkennen, wie ein ganz leichtes Zucken die Pfütze durchläuft. Eine unsichtbare Kraft scheint ganz sachte an der Ems zu ziehen, und sie beginnt zu fließen.

Ab jetzt wächst die Ems rasant heran. Zehn Meter später ist sie schon ein Bach, der kräftig plätschert. Hier verlässt der Holzweg das wundervolle Tal wieder. Der Emsquellen-Wanderweg geht oben am Rand des Tals weiter, wo der Bach durch das Dickicht nur noch spärlich zu erkennen ist. Nach einer Weile entfernt sich der Wanderweg noch weiter vom Tal, daraufhin bin ich zu meinem Fahrrad zurückgekehrt. Das schönste Stück des Wanderwegs habe ich jedenfalls gesehen.

Der Emsradweg ist wirklich gut erschlossen, und rund um die Quelle wird alles getan, um Radreisende anzulocken. Ein groß gepflastertes Logo des Emsradwegs markiert den offiziellen Startpunkt, dazu gibts kostenlose Toiletten und eine Trinkwasserpumpe.

In Stukenbrock-Senne steht das Ems-Erlebniszentrum, und nahe der Quelle steht das Ems-Infozentrum. Die beiden werden bestimmt öfter mal verwechselt. Merke:
Das Erlebniszentrum ist größer, hat diversen interaktiven Erlebniskram für Kinder und kostet Eintritt.
Das Infozentrum ist bloß ein Raum in einer modernen Scheune und kostenlos. Als sparsamer Student habe ich mich natürlich dafür entschieden. Eine große Landkarte, Fotos und Modelle zeigen die einzelnen Regionen an der Ems. Für ein Gratismuseum ist das echt nett gemacht, nach ein paar Minuten war ich dann aber auch durch.

Dahinter beginnt eine Straße, die noch einmal über das Tal der jungen Ems führt. Das Wasser ist noch weiter angeschwollen - wie es wohl aussieht, wenn ich die Ems nach 10 Kilometern wiedersehe? Inzwischen erstreckt sich der geheimnisvolle Wald nur noch auf einer Seite und sieht daher nicht mehr ganz so geheimnisvoll aus. Auf der anderen Seite ist Acker.

Nach ein paar weiteren Heideflächen endet die Senne und ich bin an dieser Straße herausgekommen.
Da stand ein seltsames Schild. Sind das kyrillische Buchstaben oder... ach nee, der Text steht auf dem Kopf. Nach einer leichten Verrenkung las ich, die Bundeswehr habe die Straße für eine Militärübung gesperrt. Seltsam. Heißt das, die Panzer fahren falschrum? Quatsch, das Schild wird umgeklappt, wenn die Straße blockiert ist.

Die Ems fließt hier nicht am Radweg, dafür bin ich dem Krollbach begegnet. Der ist auch was Besonderes. Am Ortseingang von Hövelhof liegt nämlich die Krollbachbifurkation. Der Krollbach teilt sich in zwei Bäche. Einer landet über die Lippe im Rhein (links), der andere folgt der Straße durch kleine Betontunnel nach Hövelhof und landet schließlich in der Ems (Mitte).
Nach der Hase ist schon die zweite Bifurkation, die ich gesehen habe. Diese hier sieht natürlicher aus, weil an der eigentlichen Teilung keine Betonwand aufragt, stattdessen ist es überall grün. Nur ein kleiner Steinsteg ist vorhanden. Dafür ist die Krollbachbifurkation nicht so gut ausgeschildert.
Nebenan erstreckt sich ein Hochwasserrückhaltebecken. Wenn das Hochwasser die Wiesen flutet, ist die Bifurkation vermutlich nicht so gut zu erkennen.

Die Stadt Hövelhof wurde nach einem Bauernhof benannt, der aber vor über 100 Jahren abgebrannt ist. Zu Essen gibt es dort trotzdem genug: Als ich ein paar Lebensmittel kaufen wollte, verlief ich mich in einem übergroßen Edeka. Außerdem bestaunte ich eine weiße Kirche mit Glasdach. Von der einen Seite (am Turm) sieht sie aus wie eine historische Österreicher Dorfkirche, von der anderen Seite wie ein komisches Kongresszentrum.

Irgendwo hinter Hövelhof stieß ich wieder auf die Ems, die sich vom Bach zum kleinen Fluss entwickelt hat. Wahnsinn, wie schnell die wächst! Hahnenfuß treibt darin, also diese Pflanze, die ständig in der Strömung herumschwimmt und die Wasseroberfläche wie eine Wiese aussehen lässt. Das Wasser ist so grün und voller Pflanzen, dass es nur schwer vom grünen Ufer zu unterscheiden ist. Eine Weile verläuft der Radweg direkt neben dieser grünen Linie, aber nicht die ganze Zeit.

Auf diesem Hof wurde einfach mal ein Gedenkkreuz für alle aufgestellt, die... nein, nicht für Kriegsopfer, sondern einfach für alle, die auf dem Bauernhof gestorben sind. War die Feldarbeit damals so tödlich?
Vielleicht bezieht sich das Kreuz aber auch auf die Schlacht vom Haselkamp, von der eine Infotafel berichtet. Der Haselkamp war eine regional wichtige Handelsroute, die hier die Ems überquerte. Manchmal schauten dort Teile der spanischen und niederländischen Armee vorbei. Eigentlich sollten die drüben in den Niederlanden gegeneinander kämpfen, aber ab und zu terrorisierten beide zur Abwechslung auch die westfälischen Bauern. In einem Winter töteten Leute aus Detmold zwei spanische Offiziere, daraufhin rasteten die Spanier völlig aus. Ausgerechnet jetzt war der Boden gefroren, sodass der Sumpf den Einwohnern keinerlei Schutz bot.
Als der Graf von Rietberg hörte, wie die spanischen Söldner sein Volk abgeschlachtet hatten, tat er das einzig logische und bot einigen aufgrund ihrer überzeugenden Leistungen selbst einen Job an.

Was ist denn hier passiert? fragt das Schild am Maisfeld. Gute Frage. Hier haben die Landwirte auf alle Pflanzenschutzmittel verzichtet, um mal zu zeigen, warum die Chemie ihrer Meinung nach so wichtig und unverzichtbar ist. Das Pflanzenwachstum wird um durchschnittlich 50 Prozent reduziert. Stimmt, die Maispflanzen waren halb so groß und von einem dichten Netz aus Schlingpflanzen umrankt. Die Maiskolben sahen interessanterweise genauso groß und dick aus.

Die Ems bildet einen kleinen See, der insbesondere Anglern gefällt, und dann einen kleinen Wasserfall, der insbesondere mir gefällt.

Hinter der nächsten Kurve wird es noch schöner. Ein Altarm der Ems umschließt viele kleine Seen, auf denen sich Vögel niedergelassen haben. Dieses Naturschutzgebiet nennt sich Steinhorster Becken und wurde künstlich angelegt, damit sich die Tierarten irgendwo vor all der intensiven Landwirtschaft  verstecken können.
Inzwischen habe ich rund um Niedersachsen viele solcher Vogelseenlandschaften kennengelernt. Sie sind sich recht ähnlich und ich fahre da immer wieder gern durch, auch wenn sie nicht den entrückten Zauber der Emsquelle haben. Dafür ist dieses Naturschutzgebiet auch zu beliebt, Spaziergänger, E-Biker und Hundebesitzer hatten sich bereits alle Bänke geschnappt.
Zuerst konnte ich es von einem Aussichtsturm beobachten...

...und kurz darauf bin ich lange auf einem Kiesweg nebenhergefahren. Mann, das ist ja echt groß! Ach, da hinten steht wieder irgendwelche Industrie, die Normalität kehrt zurück.

Die Affägermühle scheint mir nicht für Anfänger unter den Müllern geeignet zu sein, dazu ist sie viel zu abgewrackt.
Einige Staustufen, die nicht mehr gebraucht werden, wurden inzwischen entfernt, da in der EU möglichst natürliche Gewässer erwartet werden.

Das blaue Schild Geteilter Fuß- und Radweg kenne ich seit dem Kindergarten. Das blaue Schild Geteilter Reit-, Fuß- und Radweg kenne ich erst seit diesem Tag.
Dieser gedrittelte Weg folgt wieder einmal dem grünen Wasserband bis nach Herzlake. Weil alle Altarme abgeschnitten wurden, fließt die Ems "über" der Landschaft, also höher als der Rest.

So gelangte ich nach Rietberg. Das ist ein süßes Städtchen aus weißen Fachwerkhäusern und grünen Bäumen. In dieser Gegend von NRW müssen Fachwerkhäuser zwingend weiß sein, das ist einfach so. Den ganzen Tag habe ich diese weißen Häuschen gesehen, aber nirgendwo so viele wie in Rietberg. Experten nennen sie Fachwerk-Ackerbürgerhäuser und schaffen damit ein weiteres Wort, das Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, das Fürchten lehrt.
In der Altstadt können zwar überall Autos fahren, aber es sind so wenige und so langsame, dass die kleinen Straßen trotzdem sehr angenehm sind. Kein Wunder, dass die Radfahrer alle gern draußen vor den Restaurants saßen.

Ein metallener Roboter-Pegasus bewacht das Haus eines Skulpturenbauers.

Am Ortsausgang von Herzlake befindet sich ein Bibeldorf, das offenbar aus einem großen göttlichen Parkplatz und einem gelben Gebäude besteht - unter einem Dorf habe ich mir etwas mehr vorgestellt. Einem Schild entnahm ich, dass die lokale evangelische Kirchgemeinde das Ding betreibt. Da norddeutsche Protestanten so ungefähr die harmloseste Religion der Welt sind, gehe ich mal davon aus, dass da keine allzu radikal-christlichen Inhalte vermittelt werden.

Kurz darauf konnte ich in einem extrem abgeranzten Aussichtsturm einen extrem eingeschränkten Blick auf den Emssee werfen. Der wurde nicht von Gott geschaffen, sondern von Menschen, die Sand für den Bau von Umgehungsstraßen entnommen haben. Bei Hochwasser ist er mit der Ems verbunden. Dadurch können einerseits Fische reinschwimmen und in Ruhe laichen, andererseits kommt auch jede Menge schädlicher Schlamm rein. Die Ems ist hier nämlich schon ziemlich stark verschmutzt.

Aus einem Gehege starrten mich ein paar Wildtiere hypnotisiert an. Andere rupften weiterhin ganz entspannt Gras. Erst als ich an ihnen vorbeifuhr, flohen sie. Allerdings nicht vor mir, sondern vor einigen Kindern, die auf sie zurannten. Offenbar sind sie Teil eines Erlebnisbauernhofs, ob sie nun wollen oder nicht.

Herzlake war nur der Anfang, jetzt folgt die Doppelstadt Rheda-Wiedenbrück.
In Wiedenbrück habe ich eine Kirche mit angedocktem Stadttor entdeckt, selbstverständlich in Weiß. Darin lebten früher Franziskanermönche. 

Hier drehen sich gleich drei alte Mühlräder nebeneinander. Da die dazugehörige Mühle nicht zu sehen ist, tun sie das vermutlich nur zu dekorativen Zwecken. Vor der Mühle war 1853 ein Staubecken, das zum ersten Freibad der Stadt wurde. Inzwischen liegt das Freibad woanders und hat ein Hallenbad zur Gesellschaft bekommen. Ich überlegte, dorthin zu gehen, da kam mir auf einmal die Feuerwehr entgegen. Als ich das Schwimmbad erreichte und die Feuerwehr direkt davor parkte, überlegte ich es mir anders. Irgendwas muss da passiert sein. Vor dem Eingang sprach ein Feuerwehrmann relativ entspannt mit den Leuten, also hoffentlich nichts Schlimmes.

Wiedenbrück hat richtig viele Brücken, auf denen ich immer wieder das Ufer wechseln sollte. Die meisten waren grau und unauffällig. Die einzige coole Brücke durfte ich nicht benutzen, die war nur für Fußgänger. Diese moderne rot-blaue Konstruktion windet sich über der Ems hin und her, verzweigt sich dann und endet per Wendeltreppe an zwei verschiedenen Orten am anderen Ufer. Vermutlich nicht gerade der effizienteste Weg, um den Fluss zu überqueren, aber der schönste.

Ich vermute, diese Brücke ist ein Überbleibsel der Bundesgartenschau. Denn hier sollte nun der Flora-Westfalica-Park liegen, wo die BUGA stattgefunden hat. Ich sah bloß ein paar Wiesen mit Skaterampen, Wohngebiete und wunderbar wilde Wucherwände zu beiden Seiten des Radwegs. Herrlich! Aber ein Park oder Garten in dem Sinne ist das jetzt nicht.
Auf jeden Fall war ich so begeistert von all dem Grün und dem traumhaften Radweg, dass ich einfach geradeaus weitergefahren bin. Erst nach mehreren Kilometern fiel mir auf, dass gar nicht der Emsradweg ist, sondern ein paralleler Bahnradweg.

Also bin ich ein Stück umgekehrt, um auch noch etwas von Rheda zu sehen. Da steht ein Wasserschloss an der Ems. Der größte Teil ist privat, von einem kleinen Kutschen- und Spielzeugmuseum mal abgesehen.

Zur Anlage gehört eine weitere Wassermühle. Die Ems hat wirklich viele von den Dingern.

Dann habe ich Rheda durch diesen hässlichen Tunnel verlassen.

Zum Schluss habe ich einen Abstecher nach Gütersloh gemacht, diese Stadt liegt nicht direkt an der Ems. Dazu bin ich lange den Schienen und einer Straße mit roten Pflasterradwegen gefolgt.
Inzwischen bin ich gar nicht mehr so weit entfernt von den großen Industrie-Ballungsgebieten. Gütersloh ist so etwas wie die Schnittstelle zwischen den beiden Seiten Nordrhein-Westfalens: Einerseits sitzen hier bedeutende Unternehmen wie Miele (die mit den Kaffeemaschinen), andererseits ist die Stadt nicht längst nicht so hässlich, wie man es bei dem Namen Gütersloh erwarten würde, und es haben sich sogar ein paar der idyllischen weißen Fachwerkhäuser vom Lande hierher verirrt. Das liegt daran, dass Gütersloh lange Zeit nur ein Dorf war  und dann plötzlich (150 Jahre sind historisch gesehen ja quasi plötzlich) ein ganz wichtiger Industriestandort wurde.
Die Apostelkirche war fast 250 Jahre lang eine sogenannte Simultankirche, das heißt, Protestanten und Katholiken haben sie zusammen benutzt. Ich hätte gar nicht gedacht, dass es solche Friedenskirchen gab - oder das mir Güterloh so gut gefällt.

Zum Schluss ein kleines Rätsel: Was ist das?
a) ein Atombunker, der sich im Dritten Weltkrieg als untauglich erwiesen hat
b) der Hauptbahnhof von Gütersloh

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