Seiten

Flüsse

Noch mehr Radreisen

08 Oktober 2019

Nebel

Wieso nennt man einen Fluss Nebel? Die meisten haben bei diesem Namen wohl automatisch folgendes Bild im Kopf: Geheimnisvoll graues, halb unsichtbares Wasser, über dem Luft aufsteigt, die besonders viele kondensierte Wassertröpfchen enthält. Nebel halt.
Bei entsprechender Wetterlage sieht die Nebel vermutlich auch so aus. Ich persönlich habe aber noch nie Nebel an der Nebel gesehen, wann immer ich diesem ungewöhnlichen Nebelfluss der Warnow begegnet bin.
Wer den Namen wirklich verstehen will, muss ihn rückwärts lesen. Dann wird daraus Leben, und das passt schon viel besser. Die Nebel ist nämlich einer der saubersten und artenreichsten Flüsse in MV und ein richtiger Lebensspender. Wer im Frühling in das klare Wasser guckt, dem bietet sich ein ganz großes kleines Kino aus winzigen Fischen, Köcherfliegenlarven und Muscheln. Aber auch von Menschen gezüchtetes Leben versorgt die Nebel, nämlich Fischteiche mit Aalen und Forellen.

Die Quelle der Nebel liegt in der Seenplatte und ist deswegen selbst ein kleiner See. Früher war der Kraatzer See die Quelle, bis der 500 Meter entfernte Malkwitzer See durch einen Graben angeschlossen wurde und als erster See zur offizellen Quelle aufstieg. Wenige Meter entfernt liegt die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee, die Bäche auf der anderen Seite des Hügels fließen schon zur Elbe.

Es folgen der Hofsee, Orthsee und Linstower See. Alle Miniseen bilden zusammen das Naturschutzgebiet Obere Nebelseen, das zwischen den großen Wasserflächen der Seenplatte kaum auffällt.
Der Linstower See ist grün und bietet einen FKK-Strand mit Steg, ansonsten ist er (vermutlich aus Jugendschutzgründen) dicht zugewachsen.

Die junge Nebel ist ein ruhiger Fluss, der aber selbst im heißesten Sommer noch ordentlich Wasser bereithält. An ihrem Ufer verläuft der sogenannte Amselweg zwischen den Bäumen hindurch. Ich habe keine Amseln gesehen und hätte ihn eher Springkrautweg genannt.

Neben zahlreichen Lebewesen versorgt die Nebel auch noch Wassermühlen mit Energie. Die erste große Mühle steht bei Dobbin.

Einen großen See hat die Nebel auch noch, sie strömt durch den Krakower Untersee und Krakower Obersee. Die beide bilden eine Acht, achten genau auf die vielen Bewohner der Nebel und sprudeln vom Fluss beeinflusst nur so von Leben.

An der Nordspitze fließt die Nebel wieder aus dem See heraus und kreuzt die Straße nach Serrahn. Die gehört zum Kummerower-See-Radweg und ist zugleich die Südspitze eines Rundwanderwegs am großartigsten Abschnitt der Nebel.

Der Fluss verschwindet jetzt im Wald, der Trampelpfad an seinem Ufer verliert sich immer mehr. Ab und zu unterbricht eine Wiese den Wald.

Hier durchquert die Nebel einen Sumpf, und deshalb verläuft der Wanderweg ganz woanders.

Erst an dieser Holzbrücke sind wir dem Fluss erneut begegnet. Da wird es dann richtig interessant.

Fundamente und Überreste im Wasser verraten, dass an dieser Stelle mal eine steinerne Brücke stand.

Hier konnten wir durch einen Teil des Nebeldurchbruchtals wandern. Es ist vier Kilometer lang, und auf dieser Strecke fließt die Nebel 14 Höhenmeter bergab und lässt sich weder von Steinen noch von alten Bäumen oder Inseln aufhalten. Naja, aufhalten lässt sie sich schon, aber nicht endgültig. Ihr Wasser legt um diese Hindernisse gern mal einen Extrabogen zurück oder bildet eine Stromschnelle. Dieses Wasserlabyrinth ist ein toller Anblick. Wir haben unser neues Lieblingstal in MV entdeckt - noch besser als das populäre Claasbachtal oder die Warnowtäler (immerhin kann man hier dichter ans Wasser und es gibt mehr als eine intakte Brücke).

Die größte Insel ist die herzförmige Verlobungsinsel. Wer sich dort verloben will, muss zuerst über einen umgestürzten Baum nach drüben krabbeln.

An der nächsten Holzbrücke endet der begehbare Abschnitt des Tals, jetzt entfernt sich der Wanderweg wieder vom Fluss.

Wer trotzdem am Wasser entlangwandern will, muss sich keine Sorgen machen. Vorausschauend haben die Menschen per Rohr einen Teil der Nebel angezapft und einen kleinen, ordentlichen Waldkanal geschaffen. Zu welchem Zweck?

Zuerst befindet sich am Kanal eine Kneippanlage mit hölzernem Geländer und Bänken, und dann bewässert er irgendwelche Teiche und Seen, wahrscheinlich zur Fischzucht.


Der Wanderweg hat auch noch zwei archäologische Besonderheiten. Vom Hügelgrab ist kaum etwas zu erkennen, zum Glück steht da ein Schild, das darauf hinweist.

Vom alten Burgturm ist etwas mehr übrig. Da sind wir draufgestiegen und einmal auf der Mauer herumgelaufen. Die besteht auch nur größtenteils aus Erde und Pflanzen, welche die wenigen verbliebenen Steine zusammenhalten. Hier stand die ultimative Low-Budget-Version einer Burg, also einfach nur ein einsamer Turm, in den die lokalen Adligen per Leiter reingeklettert sind.


Hier fließt die Nebel erneut durch ein beeindruckendes Sumpfgebiet. Wir sind im frühen Frühling durchgewandert, als noch keine Blätter wuchsen. Dadurch konnten wir sehr weit zwischen den Bäumen durchsehen - im Sommer lässt sich bestimmt nicht so gut erkennen, wie weit sich die Sümpfe erstrecken.

Über die Sumpfnebel führt ein Steg ins Dorf Kuchelmiß, wo weitere Teiche die Nebel säumen.

Dort entdeckte ich eine einheimische Rinderart, die ich Helikuhptereltern nenne.


Wir sind der Nebel noch ein Stück weiter vorbei an Kuchelmiß gefolgt. Mit den matschigen Hindernissen auf dem Weg wurden wir locker fertig.

Am Randgebiet des Dorfes entdeckten wir eine besonders große und irgendwie sehr ästhetische Stromschnelle. Das spiegelglatte Wasser trifft ganz plötzlich auf eine Reihe großer Steine, stürzt spiegelglatt nach unten und rauscht dann alles andere als spiegelglatt weiter. Ob die natürlichen Ursprungs ist? Wahrscheinlich nicht.

Daneben sind die Reste der Teufelsbrücke zu sehen. Schon wieder eine eingestürzte Brücke, was haben die damals nur mit ihren Brücken gemacht?


Dieses Hinweisschild links könnte Arachnophobiker derart verstören, dass sie tatsächlich keinen Müll im Wald zurücklassen. Indem sie nie wieder in den Wald gehen.

Das Ende des Wanderwegs erreichten wir am Wasserturm von Kuchelmiß, der sich hinter einem lustigen Baum verbirgt.

Hier zweigt ein Arm der Nebel ab, der mit einer Fischtreppe versehen wurde. Diese Fischtreppe sieht tatsächlich wie eine Treppe aus, wenn auch eine sehr, sehr flache. Das liegt wohl daran, dass hier genug Platz ist, um fünf Meter Mindestabstand zwischen den Stufen zu gewährleisten. So fügt sie sich so weitaus besser in die Natur ein als andere Fischtreppen.


Was haben Berlin und Kuchelmiß gemeinsam? Eine Museumsinsel. Die Insel wird von den beiden Armen der Nebel umschlossen und hat ein kleines Museum über die Nebel, das nur aus Texttafeln mit kleinen Bildern besteht.

Anschaulicher ist das Museum über die alte Wassermühle. Hier wurde noch echt lange, bis 1972, mit Wasserkraft Getreide gemahlen. Das alte hölzerne Wasserrad wurde irgendwann durch eine Francis-Turbine aus Stahl ersetzt. So ein Teil habe ich mal in einem riesigen Pumpspeicherwerk in der Schweiz gesehen. Es in einer Mecklenburger Mühle wiederzufinden, hat mich doch überrascht.

Auch in anderer Hinsicht wurde diese Anlage moderner: Frau Mevius leitete hier als erste Müllermeisterin in Mecklenburg eine Mühle.

Die größte Stadt an der Nebel ist die künstlerische Barlachstadt Güstrow mit ihrem grauen Monster von Schloss. Die Nebel wurde hier kanalisiert und begradigt, um Platz für eine Brücke zu schaffen.

Auf dem letzten Stück fließt sie neben dem Bützow-Güstrow-Kanal, der sie eher schmal und schmächtig aussehen lässt. Zum Schluss vermischt sie sich mit dem Kanal, und beide vereinigen sich bei Bützow mit der Warnow.

06 Oktober 2019

Rhein vs. Warnow

Rhein oder Warnow - welcher Fluss ist besser? Das kann man nicht vergleichen, das ist wie Äpfel und Birnen, das ist unfair der Warnow gegenüber? Blödsinn! So schlecht schlägt sich die Warnow nämlich gar nicht, ab und zu gewinnt sie auch die Oberhand. Hier ist mein umfassender und möglichst objektiver Vergleich. Natürlich können Sie anhand der zahlreichen Zahlen und Bilder auch Ihr eigenes Urteil fällen.


 vs. 

Der Anfang

Quelle
Tumasee vs. Grebbiner Amboss

Der Rhein ist ein bisschen spektakulärer, bei der Warnow ist eher eine eindeutige Quelle zu erkennen. Beide Quellen sind nicht ganz einfach zu erreichen, vor allem der Rhein.



Erste Brücke
Trittsteine vs. kurze Holzbrücke

Die stabile Warnowbrücke wirkt etwas weniger provisorisch und hat sogar ein Geländer.




Erste Ortschaft
Tschamut vs. Grebbin

Die Bevölkerungsdichte ist ungefähr gleich niedrig.



Erster See
Bodensee vs. Barniner See

Beide Seen sind wunderschön und für Radfahrer überwiegend gleich unzugänglich. Der Bodensee ist etwas größer, dafür ist das Baden am Barniner See kostenlos.




Die Stadt am ersten See
Konstanz vs. Crivitz

Sorry, aber keine Chance, Crivitz!


Am großen Knick nach Norden
Basel vs. Pinnow

Der Rhein weicht Paris aus, die Warnow Schwerin. Beides zeugt von Umsicht. Allerdings kommt der Rhein rechtzeitig auf die Idee, auszuweichen, die Warnow hingegen fast in letzter Sekunde.


Zweiter See
Untersee vs. Michowsee

Der Untersee hat den Vorteil, dass man ihn nicht nur schemenhaft durch Bäume sehen kann.



Schluchten, Täler und Flussabschnitte

Ruinaulta vs. Warnowtal bei der Rönkendorfer Mühle

Eigentlich wollte ich mich an dieser Stelle ein bisschen über die Warnow lustig machen, aber sie schlägt sich hier so wacker, dass ich es nicht übers Herz bringe.


Alpenrheintal vs. Warnowtal bei Gädebehn

Hier bringe ich es wieder übers Herz.




Hochrheintal vs. Warnowtal bei Kritzow

Sagen wir: Gleichstand.


Oberrhein vs. Oberwarnow

Das Land ist gleich flach, der Rhein ist breiter, die Warnow hat imposantere Brücken.



Rheingau vs. Warnowtal bei Karnin
(Wein vs. Schilf)

Ich bin kein Weinkenner, aber ich glaube, vergorener Schilfsaft schmeckt nicht ganz so gut wie Wein. Dafür leben dort mehr seltene Tierarten drin.

 

Oberes Mittelrheintal vs. Mittleres Warnowtal - Landkreis Parchim

Natürlich ist die Rheinlandschaft hier ein bisschen spektakulärer. Aber: Dafür ist das Mittlere Warnowtal nicht so überlaufen, es sind deutlich weniger Kreuzfahrtschiffe unterwegs und das Risiko, wegen singender, sich kämmender Frauen tödlich zu verunglücken ist verschwindend gering.



Unteres Mittelrheintal vs. Durchbruchtal der Warnow und Mildenitz

Und hier kann man die Warnow tatsächlich guten Gewissens gewinnen lassen.



Niederrhein vs. Unterwarnow

Hier kann die Warnow auf einmal hinsichtlich der Breite mithalten, nicht jedoch hinsichtlich der Anzahl an Industriebauten. Das kann man natürlich auch als Pluspunkt sehen.


Städte

Speyer vs. Sternberg
(Saumagen vs. köstliche Tomatensuppe)

Fachwerkhäuser haben beide und kulinarisch kann die Warnow durchaus auch mithalten, nur bei der Kirche wird es eng für Sternberg.


Köln vs. Bützow

Bützow ist sauberer und das Rathausgebäude ist einheitlicher, aber da ist nicht ganz so viel los.


Duisburg vs. Schwaan


Die Innenstädte sind auf den ersten Blick optisch ungefähr gleich anziehend.



Rotterdam vs. Rostock

Spaß beiseite: Diese zwei Städte sind tatsächlich mehr oder weniger auf Augenhöhe.


Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten


LVR Römermuseum Xanten vs. Freilichtmuseum Groß Raden
(Römer vs. Slawen)

Die Römer waren in der Baukunst schon etwas fortgeschrittener, aber die Slawen hatten kein Amphitheater für grausame Gladiatorenkämpfe. Wer war wirklich ziviliserter?



Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte vs. Oberlandesgericht Rostock (Ständehaus)

Das höchste Gericht am Rhein ist mächtiger, das höchste Gericht an der Warnow ist schöner.


Aqualand Köln vs. Freibad Rühner See

Allein im Aqualand gibt es siebenmal so viele Rutschen wie an der gesamten Warnow (nämlich sieben). Dafür ist es auch etwa siebenmal so teuer.


Kölner Dom vs. Stiftskirche Bützow

Klar ist der Kölner Dom viel größer, aber: Er hat keine Papiervögel. Und die Stiftskirche ist deutlich früher fertiggeworden, obwohl ein Tornado sie abgedeckt hat.


Informationstafeln

Auf große und kleine Sehenswürdigkeiten und Ereignisse weisen Informationstafeln hin. Vor allem in NRW stehen viele Tafeln des Erlebniswegs Rheinschiene. Eine davon sind bis zur Unlesbarkeit vollgesprüht. Am niederländischen Rhein haben alle Tafeln (bis auf eine) keine deutsche oder englische Übersetzung. An der Warnow sind es etwas weniger Tafeln, schließlich stehen da auch weniger Sehenswürdigkeiten. Dafür sind die Warnow-Tafeln alle unbesprüht und deutsch. 

Verkehr

Fahrradwege
Europäischer Radfernweg vs. Gibt es hier einen Weg?

Auch der Rhein hat mal nicht so tolle Wege. Auch die Warnow hat mal gute Wege. Aber wenn ich die einzelnen Abschnitte vergleiche, verliert die Warnow leider immer.

Steile Schweizer Straßen vs. Mecklenburger Sandwege


Badische Kieswege vs. nicht existierende Wege (oder Hauptstraßen)


Enge Mittelrhein-Asphaltwege vs. Mecklenburger Nebenstraßen



Rote niederländische Radwege vs. graue deutsche Radwege


Wegweiser
An den Flüssen stehen verschiedene Arten von Schildern. Was wollen Sie uns sagen?

Rote Schweizer Tafeln: "Noach 8 Kilometer bis Basel, es tut mir leid, doass ich erst jetzt auftauche."
vs.
Mysteriöse weiße Wegweiser: "Dat hier ist der R15. Wie, dat sacht Ihnen nüscht?"





Französische weiße Wegweiser: "Da entlang sind es 3 Kilometer bis Neubourg. Mai oui, Monsieur, das ist noch der EuroVelo 15. Beachten Sie auch meine französischen Rundungen!"
vs.

(norddeutsche Schweigsamkeit)



 Deutsche weiße Wegweiser: "Links 22 Kilometer bis Sasbach am EuroVelo 15, also Rheinradweg, außerdem verlaufen hier noch zig andere Radwege. Suchen Sie sich einen aus."
vs.
Deutsche weiße Wegweiser: "9,5 Kilometer bis Schwaan am Radfernweg Berlin-Kopenhagen, den erkennen Sie an diesem komischen Kompass-Symbol."


 Niederländische Mini-Obelisken: "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben mich mit einer Lupe gefunden! Links geht's zum Kreuzungspunkt 16 auf dem LF 17a. Wie, det sagt Ihnen nichts?"
vs.
Deutsche weiße Wegweiser: "10 Kilometer nach Warnemünde. Hier verläuft kein bestimmter Radweg, aber da wollen Sie sicher hin, ne?"


Bahnanbindung

Die großen Städte am Rhein werden auf beiden Ufern durch Güterzüge (das nützt Ihnen aber nur was, wenn Sie ein Gut sind), ICEs, ICs, Regional- und S-Bahnen verbunden. Am Mittelrhein folgen sie sogar exakt dem Verlauf des Rheintals, ebenso im Alpenrheintal. Dort haben die Schweizer Regionalzüge spektakuläre Panoramafenster und werden am Ende zur Zahnradbahn, sind aber sauteuer.
Zwischen der Warnow und der Bahn hingegen ist der Abstand die meiste Zeit sehr groß. Ein winziger Zug der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG) folgt der Warnow ganz, ganz grob zwischen Domsühl und Schwerin - die einzige (mehr oder weniger) Warnowstadt, in der er hält, ist Crivitz. Zwischen Schwerin und Rostock verkehrt ein Regionalexpress, der aber erst ab Bützow relativ nah am Fluss entlangführt.
Nur auf dem letzten Stück hat die Warnow plötzlich die Nase vorn. Die S-Bahn von Rostock nach Warnemünde fährt häufig. Die niederländischen "ICs" kreuzen vergleichsweise selten eine Stadt am Rhein und die Metro zur Rheinmündung wird voraussichtlich mit dem Flughafen BER eröffnen.



Das Ende

Kanäle im Ruhrgebiet vs. Kanäle bei Bützow

Ein unübersichtliches Wirrwarr aus Wasserstraßen bieten beide Flüsse.


Rhein-Herne-Kanal vs. Bützow-Güstrow-Kanal

Eine der Wasserstraßen ist eine wichtige Verbindung in Richtung Osten.




Rhein-Maas-Delta vs. Flussverbreiterung

Kurz vor dem Ende machen beide Flüsse etwas Ungewöhnliches: Der Rhein teilt sich mehrmals, die Warnow wird viel, viel breiter. Bei der Warnow ist die Überraschung ein bisschen größer.


Letzte Brücke
Erasmusbrücke vs. Petridamm

Einen Radweg gibts auf beiden, die Erasmusbrücke ist etwas eindrucksvoller, aber auch anstrengender zu überwinden.




Letzte Tunnel
Maas- und Beneluxtunnel vs. Warnowtunnel

Im Warnowtunnel darf man Fahrräder nur im Bus mitnehmen. Im Rottderdamer Nahverkehr darf man das nicht, dafür gibt es extra Tunnel für Fahrräder. Letzteres gefällt mir besser.


Letzter Hafen
Port of Rotterdam vs. Rostock Port

Der Umschlag ist in Rotterdam ein bisschen höher. Dort fahren Fähren nach Großbritannien, in Rostock hingegen fahren Fähren nach Dänemark und Schweden, also ein Land mehr.


Letzte Fähre
Hoek van Holland-Maeslandvlakte vs. Warnemünde-Hohe Düne

Kurz vor dem Ende fährt eine breite Autofähre nach drüben. Am anderen Rheinufer ist nur ein unübersichtliches Hafengebiet auf mehreren Inseln. Am anderen Warnowufer kommt man besser weiter, einfach zwischen den gelben Luxushotels durch.



Letzte Ortschaft
Hoek van Holland vs. Warnemünde

Beide Orte haben mehrere Leuchttürme. Die Häuschen in Warnemünde sind schöner, aber das haben auch zahlreiche andere Touristen bemerkt. Hier ist es an der Warnow tatsächlich mal voller als am Rhein.


Der Strand an der Mündung
Nordsee vs. Ostsee

Auch hier ist es am Rhein deutlich leerer. Leider kann man nicht dort so weit raus ins Wasser, ohne von den Gezeiten abtransportiert zu werden. Die Ostsee ist da viel ungefährlicher, obwohl sie mehr Warnschilder hat.



Das Pier an der Mündung

An der Warnow gibt es gleich zwei Piere zur Auswahl, und die haben beide einen richtigen kleinen Leuchtturm. An der Rheinmündung ist nur so ein komisches rotes Dingsbums.



Zur weiterführenden Lektüre
Alles fließt  vs. Links und rechts der Warnow
(Elke Heidenreich/Tom Krausz vs. Susanne Menning/Dorit Gätjen)

Das Rheinbuch von Elke Heidenreich enthält sehr viele Gedichte und kulturelle Hintergründe der großen Dichter und Denker vom Rhein. An der Warnow gab es leider nicht ganz so viele große Dichter und Denker, deshalb müssen sich Susanne Menning und Dorit Gätjen in ihrem Warnowbuch mit Sagen über gemeine Gutsherren begnügen. Das Rheinbuch ist aktuell, das Warnowbuch hingegen erschien bereits im Jahre 2000. Einige Informationen sind deshalb veraltet. Beide Bücher haben schön viele Fotos, die der Warnow sind manchmal ein bisschen kleiner. Das Warnowbuch hat den Vorteil, dass es den Fluss umfassend darstellt, während das Rheinbuch lange Abschnitte, ganze Länder oder die Mündung auf wenige Sätze verkürzt, weil die Autorin da gar nicht oder nur kurz war. Wie der Titel andeutet, werden im Warnowbuch auch Orte beschrieben, die etwas weiter vom Fluss entfernt liegen. Anders als der Rhein ist die Warnow einfach zu klein, um allein ein ganzes Buch zu füllen. Auch mit den zusätzlichen Orten ist das Warnowbuch immer noch deutlich kleiner, dünner, kompakter und leichter zu transportieren. Und während im Rheinbuch das Thema Radfahren überhaupt keine Rolle spielt, wird im Warnowbuch häufig darauf eingegangen - obwohl der Rheinradweg besser und beliebter ist.



Mein Fazit

vs.

Wenige Tage nachdem ich den gesamten Rheinradweg gefahren bin, wollte ich dasselbe mit dem kleinen Fluss meiner Heimat machen, auch wenn es zu dem keinen offiziellen Radweg gibt. Die Warnow hat wunderschöne Landschaften, insbesondere den Barniner See, das Tal bei der Rönkendorfer Mühle und natürlich das Durchbruchtal. Sie ist ein Fluss, den zu erkunden es sich lohnt - allerdings lieber nicht mit dem Fahrrad, wie ich es getan habe. Mit dem Boot geht es vielleicht besser, oder auch als Wanderung. Radwege gibt es vor Bützow so gut wie gar nicht, und auch die sonstige Infrastruktur ist sehr schwach. Wer da also unterwegs sein will, sollte sich ein Zelt und genug zu Essen einpacken. Wer eine solche Reise nicht mag, der wird mit dem Großteil der Warnow nicht viel anfangen können, höchstens einen Tagesausflug mit dem Auto mit kurzer Wanderung im Durchbruchtal. Die Zivilisation beginnt erst um Sternberg und Bützow herum wieder, und so richtig dann natürlich bei Rostock, wo das dünne Naturflüsschen sein Gesicht komplett ändert und zur Unterwarnow wird, einer Art Bucht der Ostsee, die sogar Übersseeschiffe trägt. Dieser Teil der Warnow ist also eher etwas für Leute, die Schiffe, Häfen oder Großstädte mögen und ein bisschen Gewimmel vertragen. Damit ist die Unterwarnow dem Rhein ziemlich ähnlich und ihm durchaus ebenbürtig. Die stille, menschenleere Oberwarnow jedoch, die ja den Großteil des Flusses ausmacht, ist etwas komplett Anderes und für ganz andere Ansprüche geeignet.